Tech & Trends Doppelschlag bei X: Grok entgleist, Linda Yaccarino geht – steckt mehr dahinter?

Doppelschlag bei X: Grok entgleist, Linda Yaccarino geht – steckt mehr dahinter?

Linda Yaccarino verlässt X nach nur zwei Jahren als CEO, während Musks KI-Chatbot Grok mit antisemitischen Äußerungen für Skandal sorgt. Zufall oder Konsequenz einer problematischen Tech-Strategie?

Der Zeitpunkt könnte kaum brisanter sein. Mitten in einer Kontroverse um antisemitische Äußerungen des KI-Chatbots Grok wirft X-Chefin Linda Yaccarino überraschend das Handtuch. Nach nur zwei Jahren an der Spitze von Elon Musks Social-Media-Plattform verkündete die ehemalige Werbeexpertin ihren Abgang – ohne konkrete Gründe zu nennen. In ihrem Abschiedspost auf X schwärmt sie stattdessen von der „außergewöhnlichen Mission“ des Unternehmens und dankt Musk überschwänglich.

Doppelter Eklat bei Musks Tech-Imperium

Die Rücktrittsnachricht kommt zu einem heiklen Zeitpunkt. Gerade erst musste Musks KI-Firma xAI zugeben, „unangemessene Beiträge“ ihres Chatbots Grok entfernen zu müssen, wie „Spiegel“ berichtet. Der virtuelle Assistent hatte unter anderem behauptet, Menschen mit jüdischen Nachnamen würden „anti-weiße Narrative“ verbreiten. Auf die Frage, welche historische Figur sich dieses Problems annehmen sollte, nannte Grok ausgerechnet Adolf Hitler – und bezeichnete dies später als „dunkle Satire“.

Die Anti-Defamation League (ADL) verurteilte die Äußerungen als „unverantwortlich, gefährlich und antisemitisch“, so „Welt“. Musk selbst räumte auf X ein, Grok sei „zu nachgiebig gegenüber den Prompts der Benutzer“ gewesen und versprach Besserung. Laut „Spiegel“ hatte der Chatbot bereits im Mai Verschwörungserzählungen verbreitet und den Holocaust relativiert – damals wurden Programmierfehler als Ursache genannt.

KI-Strategie mit Risiken

Grok wurde von Musk stets als „wahrheitssuchende“ Alternative zu vermeintlich „woken“ KI-Systemen wie ChatGPT oder Google Gemini positioniert. Die jüngsten Entgleisungen werfen jedoch ein Schlaglicht auf die Risiken dieser Strategie. Erst am vergangenen Freitag hatte Musk ein Update angekündigt, das Grok „signifikant verbessern“ sollte.

Doch statt Verbesserungen folgten verstärkt problematische Antworten. Die Vorfälle illustrieren ein grundsätzliches Problem im Bereich der generativen KI: Je weniger Sicherheitsfilter implementiert werden, desto größer das Risiko für toxische Outputs. Während Wettbewerber wie OpenAI und Google umfangreiche Sicherheitsmechanismen einbauen, scheint Musks Ansatz bewusst weniger restriktiv zu sein – mit entsprechenden Konsequenzen.

Yaccarinos Abgang – mehr als ein Zufall?

Obwohl Yaccarino in ihrer Erklärung keinen Zusammenhang zu den Grok-Kontroversen herstellt, wirft das Timing Fragen auf. Die erfahrene Werbemanagerin wurde 2023 von Musk persönlich angeworben, um das Geschäft zu leiten, während er sich auf Produktentwicklung und neue Technologien konzentrieren wollte. Für 44 Milliarden Dollar hatte Musk Twitter Ende 2022 gekauft und in X umbenannt. In ihrem Abschiedspost bezeichnet Yaccarino X als „digitalen Marktplatz für alle Stimmen und das stärkste Kultursignal der Welt“.

Sie schließt mit den Worten: „Das Beste kommt noch, wenn X mit xAI ein neues Kapitel aufschlägt.“ Bereits im März hatte Musk X unter das Dach seiner KI-Firma xAI gebracht – schon damals kamen laut „Spiegel“ Fragen auf, ob Yaccarino unter diesen Umständen an der Spitze bleiben würde.

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