Startup & Scaling Vom Beinahe-Aus zum Millionen-Exit: Frank Thelens Scanbot-Coup

Vom Beinahe-Aus zum Millionen-Exit: Frank Thelens Scanbot-Coup

Nach dem Lilium-Debakel meldet sich Investor Frank Thelen mit einem spektakulären Exit zurück: Der Verkauf seines KI-Scan-Startups Scanbot SDK bringt ihm einen nahezu dreistelligen Millionenbetrag ein.

Während viele Frank Thelen nach dem Absturz seiner Flugtaxi-Hoffnung Lilium bereits abgeschrieben hatten, beweist der Tech-Investor jetzt sein Comeback-Talent. Das US-Technologieunternehmen Apryse übernimmt Thelens Bonner Software-Startup Scanbot SDK – für einen Kaufpreis, der laut Insiderkreisen knapp unter der 100-Millionen-Euro-Marke liegen soll. Ein Deal, der die Kritiker verstummen lässt und zeigt: Nach Rückschlägen aufzustehen, gehört zum Unternehmertum dazu.

Vom Größenwahn zur fokussierten Erfolgsstrategie

Was heute als Erfolgsgeschichte gefeiert wird, begann 2011 als ambitioniertes Projekt mit erheblichen Startschwierigkeiten. „Am Anfang wollten wir zu viel: die perfekte Lösung für jedes Dokument, in jeder Sprache, auf jeder Cloud. Das waren zehn Start-ups in einem“, gesteht Thelen heute selbstkritisch, wie „Handelsblatt“ schreibt. Was er rückblickend als „Suizid-Mission“ bezeichnet, sollte der Welt demonstrieren, „was Deutschland in Sachen Software alles kann“.

Die Realität holte das Team schnell ein. Trotz Auszeichnungen – darunter der „Innovate 4 Society Award“, persönlich von Bundeskanzlerin Angela Merkel überreicht – blieb der Durchbruch aus. Die Nutzer installierten zwar die App, integrierten sie jedoch nicht in ihren Alltag. Technische Hürden wie lange Verarbeitungszeiten und eine für Unternehmenskunden unzureichende Erkennungsrate von 98 Prozent verhinderten den kommerziellen Erfolg.

Der radikale Schnitt als Wendepunkt

2014 folgte der Befreiungsschlag: Ein drastischer Strategiewechsel, verbunden mit Entlassungen und einer kompromisslosen Fokussierung auf mobiles Scanning. Thelen zog 2015 persönliche Konsequenzen und trat als CEO zurück. Diese schmerzhafte Neuausrichtung erwies sich als Schlüssel zum Erfolg.

„In der Firma waren wir oft an einem Punkt, an dem wir aufgeben wollten“, erinnert sich Thelen. „Aber wir haben es zu einem unternehmerischen Erfolg gebracht.“ Heute beschäftigt Scanbot SDK fast 100 Mitarbeiter und zählt über 300 Unternehmenskunden zu seinem Portfolio, darunter Schwergewichte wie die Deutsche Telekom, den Versicherer Axa und die Beratungsfirma PwC. Die Technologie erreicht laut Unternehmensangaben mehr als 120 Millionen aktive Nutzer.

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