Drive & Dreams Ist der Mythos noch zu retten? So steht es wirklich um die deutschen Autokonzerne

Ist der Mythos noch zu retten? So steht es wirklich um die deutschen Autokonzerne

Sportwagen-Ikone Porsche fährt gegen die Wand, Luxus-Symbol Mercedes weiß nicht, wo es lang geht, und BMW hinterlässt Bremsspuren. Was kann die Autobauer wieder auf Spur bringen?

Zehren sie nur noch vom Mythos oder haben sie eine Chance auf Zukunft? Die deutschen Autokonzerne stehen vor dem Ground Zero ihrer Transformation: Mercedes-Benz meldet 2,7 Milliarden Euro weniger Gewinn. Sportwagen-Ikone Porsche macht eine Vollbremsung angesichts von 71 Prozent Gewinn-Rückgang, der Mutterkonzern Volkswagen bremst mit.  Und jetzt kommt auch noch BMW mit einem Gewinneinbruch von rund einem Drittel.

Das Multiorganversagen, das sich da gerade abspielt, geschieht so: Erst trifft es periphere Organe. In China bekämpfen sich an die 200 Autohersteller bis aufs Blut. Die Preise brechen ein, nur wenige überleben. Für ausländische Hersteller ist der Markt annähernd zusammengebrochen.

Dann ist keine Medizin in Sicht: Autohersteller werden weltweit bis 2030 jährlich 43 Milliarden Dollar für Automotive-Software ausgeben. Die Nachfrage verschiebt sich von Hardware zu Software. Darauf sind regionale Zulieferer nicht vorbereitet. Sie können nicht liefern.

Dann wird die Luft zum Atmen dünn: EU-Zölle und die aggressive US-Zollpolitik stellen global vernetzte Autohersteller vor Probleme. Ihre Wertschöpfungsketten sind international stark verflochten. Komponenten überqueren oft mehrfach Ländergrenzen. Zölle schlagen wie Blitze in die Bilanzen. Mehr Produktion muss in die Absatzmärkte verlagert werden. Auch das ist teuer.

Und schließlich verordnet der Arzt die falsche Arznei: Anstatt ihren Markt zu schützen, torpediert die EU ihre wichtigste Branche. Sie erlässt rigide Abgasvorschriften, bevor die heimische Industrie darauf vorbereitet ist. Dabei werden gerade die Prognosen für E-Autos deutlich nach unten korrigiert. 2023 hatte man noch mit mehr als 50 Prozent E-Auto-Anteil bis 2030 gerechnet. Jetzt sind es nur noch rund 40 Prozent. Die E-Transformation verläuft regional sehr unterschiedlich: In China ist bereits jedes zweite Neufahrzeug ein E-Auto. In Europa stagniert der Markt. Und in den USA geht es sogar rückwärts. Die Folge: Hersteller und Zulieferer müssen parallel mehrere Antriebstechnologien bedienen. Das kostet richtig Geld – und der Patient fällt ins Koma.

Ist er noch zu retten? Ja, aber er wird ein anderer sein. BMW macht es gerade vor. Die Münchner halten trotz Gewinneinbruch an ihrer Prognose fest, weil sie meinen, dass sie mit ihrem Umbau weiter sind als alle anderen. Sie verdienen weiter ungeniert mit attraktiven Verbrennermodellen Geld, das sie in die Transformation stecken. Im September erscheint die „Neue Klasse“ von BMW. Vielleicht erstrahlt der Mythos dann von Neuem.