Interview: Virginia Thrun & Dominic von Proeck Sr. „Closing the Female AI Gap“ ist kein Side Project – es ist ein Paradigmenwechsel

Wenn Algorithmen die Zukunft regeln, muss Vielfalt der Default sein.

Virginia Thrun (Gründerin von Mom Hunting & Ocean’s Million) und Dominic von Proeck Sr. (Co-Founder von Leaders of AI) sprechen nicht über Gleichstellung, sie bauen die Systeme dafür. Mit ihrer strategischen Partnerschaft schlagen sie ein neues Kapitel auf: Sie bringen KI-Kompetenz und Female Leadership Recruiting zusammen: skalierbar, messbar, sofort. Laut einem aktuellen OECD Bericht* verwenden Frauen im Schnitt um 20% weniger ChatGPT im Beruf. Daher das gemeinsame Ziel: das Female AI Gap schließen, bevor es noch größer wird. Was sie fordern, ist kein Lippenbekenntnis. Es ist eine längst notwendige Initiative, made in Germany. 

Business Punk: Warum braucht es gerade jetzt eine Initiative wie eure?

Virginia Thrun: Weil wir nicht noch einmal dieselben Fehler machen dürfen. KI ist keine Zukunftstechnologie – sie ist jetzt. Und das bedeutet: Wenn wir nicht rechtzeitig eingreifen, schreiben wir all die strukturellen Ungleichheiten der Vergangenheit direkt in die Systeme von morgen. Algorithmen lernen aus Daten. Wenn diese Daten einseitig sind, wer wird dann gesehen? Wer wird ausgeschlossen?

Dominic von Proeck Sr.: KI wird heute noch viel zu oft als technologische Innovation betrachtet. Dabei ist sie längst ein Thema, das alle Organisationsebenen betrifft – von den Fachbereichen bis zur Führungsebene – und damit auch eine Frage der Unternehmenskultur. Denn sie verändert grundlegend, wie wir arbeiten. Wenn wir als Europäer global weiterhin eine entscheidende Rolle spielen wollen, dann müssen wir KI-Kompetenz nicht nur divers denken, sondern danach handeln.

Business Punk: Was macht ihr konkret anders?

Virginia: Wir bringen zwei Ökosysteme zusammen, die sich bisher viel zu selten begegnet sind. Leaders of AI steht für hochwertige, praxisnahe KI-Ausbildung. Mom Hunting bringt die größte Female Leadership Talent Plattform mit. Gemeinsam qualifizieren wir Frauen in Schlüsselrollen mit KI-Kompetenz und vermitteln sie direkt in Unternehmen, die mit KI wirklich transformieren wollen. Vor allem aber lernen Frauen bei Leaders of AI, wie sie in der Praxis mit Hilfe von KI-Assistenten die Organisationen der Zukunft oder besser: die der Gegenwart gestalten können. Sie werden zu strategischen Möglichmacherinnen und spielen damit ganz oben mit, ohne Kompetenz-Gap.

Dominic: Exakt. Wir bauen eine Brücke zwischen Kompetenz und Partnerschaften. Beides ist heute wichtiger denn je. Wenn wir auf den Fachkräftemangel auf der einen und den Babyboomer-Knick auf der anderen Seite schauen, dann müssen wir das vorherrschende Systemproblem lösen, indem wir Zugang schaffen.

Business Punk: Warum jetzt?

Virginia: Weil wir bereits zu viele Gaps haben und „später“ ein Luxus ist, den wir uns nicht leisten können. Die Systeme, die wir jetzt bauen, werden uns die nächsten Jahrzehnte begleiten, und wenn diese Systeme nicht inklusiv sind, werden sie auch keine inklusiven Ergebnisse liefern.

Dominic: Und weil es möglich ist. Die Technologien sind da. Die Bildungsangebote sind da. Die Talente sowieso. Was oft fehlt, ist der Mut zur Kombination und die richtigen Vorbilder. Wir zeigen, dass es geht – in Gemeinschaft mit echten Menschen.

Business Punk: Worum geht’s euch wirklich?

Virginia: Es geht um nicht weniger als einen Paradigmenwechsel. Wenn man KI nicht nur als Code, sondern als Teil organisationaler Intelligenz begreift, verschieben sich plötzlich die Perspektiven. Auf einmal geht es nicht nur um Technik, sondern um Führung, um Verantwortung, um Gestaltungsmacht. Und das ist der Punkt, an dem Frauen sichtbar werden, und zwar nicht als Nachzüglerinnen, sondern als „First Row“-Treiberinnen der Transformation.

Dominic: Ganz genau. KI ist kein Add-on, sie ist das Fundament für erfolgreiche, wettbewerbsfähige Organisationen und wer diesen Kern mit Vielfalt programmiert, baut bessere und nachhaltig zukunftsfähige Systeme.

Business Punk: Wie sieht Erfolg für euch aus?

Virginia: Wenn Diversity nicht mehr die Ausnahme ist, sondern der Ausgangspunkt. Wenn Mom Hunting sich selbst überflüssig macht, weil Gleichstellung und Frauenquoten kein Projekt mehr sind, sondern Realität. Deshalb haben wir für das nächste Level schon jetzt unsere zweite Brand Ocean´s Million gelaunched. Für alle Unternehmen, die Vereinbarkeit von Leben & Arbeit größer denken: all levels, all genders & all generations!   

Dominic: Wenn wir in fünf Jahren nicht mehr erklären müssen, warum für uns alle KI wichtig ist, und wenn Organisationen anfangen, die richtigen Fragen zu stellen und KI kulturell mitgedacht wird als fester Bestandteil der Teams: dann haben wir unser Ziel erreicht.

Business Punk: Und wenn nicht?

Dominic: Dann werden wir die Konsequenzen in Form geringerer Zukunftsfähigkeit spüren. Denn KI wird global stark weiterentwickelt. Die Frage ist, ob wir dabei sein werden.

Virginia:  Und wenn wir KI jetzt nicht richtig aufsetzen, wird sie die falschen Entscheidungen treffen. Und dann wird sich nichts verändern, außer, dass es sich noch professioneller tarnt.

*Quelle: https://www.ki-observatorium.de/rubriken/wissen/der-ki-gender-gap-wie-sich-kuenstliche-intelligenz-auf-weibliche-arbeitskraefte-auswirken-wird