Startup & Scaling Lilium-Rettung: 20 Millionen für ein Milliarden-Wrack?

Lilium-Rettung: 20 Millionen für ein Milliarden-Wrack?

Nach der Insolvenz des Flugtaxi-Startups Lilium will die Ambitious Air Mobility Group für nur 20 Millionen Euro einsteigen – und findet statt High-Tech vor allem Chaos vor.

Die Ambitious Air Mobility Group (AAMG) sorgt für Aufsehen in der Startup-Szene. Mit einer ungewöhnlich öffentlichen Absichtserklärung verkündete das Unternehmen, das insolvente Flugtaxi-Startup Lilium übernehmen zu wollen.

Der einstige Hoffnungsträger der deutschen Tech-Szene, der mit elektrischen Senkrechtstarter-Jets (eVTOL) die Luftfahrt revolutionieren wollte, steht seit Februar zum zweiten Mal vor dem Aus. Doch während AAMG bereits von Wiederbelebungsplänen spricht, fehlt bislang eine Stellungnahme der Insolvenzverwalter.

Milliardenträume für Kleingeld

Der Kaufpreis für das einst mit über einer Milliarde bewertete Startup soll laut „Business Insider“ gerade einmal 20 Millionen Euro betragen. Ein Schnäppchen auf den ersten Blick, doch die Realität sieht anders aus. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, hatte Lilium bis zur Insolvenz kein marktreifes Produkt entwickelt, trotz jahrelanger Entwicklung und Investitionen von rund 1,5 Milliarden Euro.

Die Mitarbeiter sind längst weg, die Infrastruktur teilweise aufgelöst. Besonders problematisch: Bei vielen Maschinen und Testanlagen ist laut „Electrive.net“ nicht einmal klar, wem sie eigentlich gehören. Zahlreiche Gerätschaften seien nur geliehen oder durch Tauschgeschäfte erworben worden – Vereinbarungen dazu sind oft nicht mehr auffindbar. Selbst bei den Gebäuden sind manche Mietverträge bereits ausgelaufen.

Ambitionierte Pläne trotz Chaos

Dennoch hält AAMG an seinen Plänen fest. Das Unternehmen will laut eigener Pressemitteilung 250 Millionen Euro für den Neustart investieren und behauptet, weitere 500 Millionen Euro „an der Hand“ zu haben. Ob diese Summen realistisch sind, bleibt fraglich.

Immerhin: Ein vorheriger Rettungsversuch durch Investoren scheiterte, als die versprochenen 200 Millionen Euro nicht aufgebracht werden konnten, wie „Electrive.net“ dokumentiert. AAMG-Chef Robert Kamp bezeichnet die Lilium-Plattform als „Ergebnis jahrelanger Bemühungen einiger der talentiertesten Ingenieure der Welt“. Doch ob diese Ingenieure zurückkehren würden, ist ungewiss. Zudem steht laut „Business Insider“ noch nicht einmal ein Kaufvertrag, und die Zustimmung der Insolvenzverwalter fehlt ebenfalls.

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