Work & Winning Schluss mit 8-Stunden-Tag? Warum Merz‘ Arbeitszeit-Revolution scheitern könnte

Schluss mit 8-Stunden-Tag? Warum Merz‘ Arbeitszeit-Revolution scheitern könnte

Bundeskanzler Merz will den 8-Stunden-Tag abschaffen und durch eine wöchentliche Höchstarbeitszeit ersetzen. Doch die Mehrheit der Beschäftigten lehnt längere Arbeitstage ab – aus gutem Grund.

Die Debatte um die Zukunft des Arbeitszeitmodells in Deutschland nimmt Fahrt auf. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) will den klassischen 8-Stunden-Tag abschaffen und stattdessen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit von 48 Stunden einführen. Das Ziel: mehr Flexibilität für Arbeitnehmer und Unternehmen.

Konkret könnten Beschäftigte dann etwa drei 12-Stunden-Tage arbeiten und anschließend vier Tage frei haben. Die Pläne sind bereits Teil des Koalitionsvertrags zwischen CDU/CSU und SPD, erste Gespräche mit Sozialpartnern laufen. Parallel plant die Regierung eine Pflicht zur digitalen Zeiterfassung.

Wunsch und Wirklichkeit klaffen auseinander

Eine aktuelle Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbund zeigt jedoch: Die Mehrheit der Arbeitnehmer steht längeren Arbeitstagen skeptisch gegenüber. Laut „wmn.de“ würden rund 75 Prozent der Beschäftigten maximal acht Stunden pro Tag arbeiten, wenn sie selbst entscheiden könnten. Nur etwa ein Viertel würde bis zu zehn Stunden akzeptieren.

Praktisch niemand möchte länger arbeiten – gerade einmal zwei Prozent der Befragten. Gleichzeitig geben 43 Prozent an, bereits jetzt regelmäßig länger als acht Stunden zu arbeiten. Frederik Neuhaus, Chef einer Zeiterfassungsfirma, kritisiert im Interview mit „merkur.de“ die aktuelle Praxis: „Viele Angestellte arbeiten deutlich mehr als vereinbart, der Gesundheitsschutz durch Ruhepausen wird vernachlässigt.“ Besonders kleinere Unternehmen würden noch mit veralteten Methoden arbeiten: „Man glaubt es nicht. Wir sind doch im Jahr 2025 und nicht 1995.“.

Gesundheitsrisiken nehmen exponentiell zu

Die gesundheitlichen Folgen längerer Arbeitstage sind wissenschaftlich belegt. Studien der Hans-Böckler-Stiftung zeigen, dass das Unfallrisiko nach der achten Arbeitsstunde nicht linear, sondern exponentiell ansteigt. Bei mehr als zwölf Stunden verdoppelt sich das Risiko für Arbeits- und Heimwegunfälle.

Langzeitstudien belegen zudem, dass regelmäßige Überstunden das Herz-Kreislauf-Risiko um rund 60 Prozent erhöhen – unabhängig von anderen Risikofaktoren. Arbeitsmarktexperte Hartmut Seifert warnt laut „vorwaerts.de“ vor den Konsequenzen: „Gehen die Arbeitszeiten über acht Stunden hinaus, erhöhen sich die Risiken gesundheitlicher Beeinträchtigungen, von Fehlhandlungen und Unfallhäufigkeit nicht linear, sondern eher exponentiell.“ Besonders problematisch: Rechnet man Arbeitswege und Pausen ein, kommen viele Beschäftigte schon heute auf zwölf Stunden oder mehr, die sie täglich für die Erwerbsarbeit aufwenden.

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