Work & Winning Azubi-Paradox: Rekord-Übernahmen trotz Ausbildungskrise

Azubi-Paradox: Rekord-Übernahmen trotz Ausbildungskrise

Während die Übernahmequote von Azubis auf 79 % steigt, bleiben tausende Ausbildungsplätze unbesetzt. Der Fachkräftemangel von heute verschärft den von morgen – ein Teufelskreis für die deutsche Wirtschaft.

Der deutsche Ausbildungsmarkt steckt in einem absurden Dilemma: Einerseits erreicht die Übernahmequote von Auszubildenden mit 79 Prozent einen historischen Höchststand, andererseits können tausende Betriebe ihre Ausbildungsstellen nicht besetzen. Laut „Business Insider“ sank die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge 2024 auf 471.000 – deutlich unter dem Niveau vor der Corona-Krise.

Fast jede dritte Ausbildungsstelle bleibt unbesetzt, obwohl die Nachfrage der Jugendlichen nach dualer Ausbildung zuletzt wieder gestiegen ist.

Rekordübernahmen bei schrumpfendem Azubi-Pool

Die Übernahmequote ist seit 2010 um beachtliche 18 Prozentpunkte gestiegen, wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ermittelt hat. Besonders in Branchen mit akutem Fachkräftemangel greifen Unternehmen mittlerweile zu, wo sie können.

„Angesichts des sich verschärfenden Fachkräftemangels im Bereich Erziehung und Unterricht gehen Betriebe offenbar häufiger Kompromisse bei der Übernahme ihrer Absolvierenden ein“, erklärt IAB-Direktor Bernd Fitzenberger laut „handwerksblatt.de“. Die besten Übernahmechancen haben Auszubildende im Finanz- und Versicherungswesen sowie in den Bereichen Bergbau, Energie- und Wasserversorgung: Hier werden fast neun von zehn Absolventen übernommen. Am niedrigsten liegt die Quote mit 60 Prozent in der Land- und Forstwirtschaft, wie „Business Insider“ berichtet.

Fehlende Grundkompetenzen als Hauptproblem

Der Hauptgrund für unbesetzte Ausbildungsstellen ist nicht etwa ein Mangel an Bewerbungen generell, sondern an geeigneten Kandidaten. Knapp drei Viertel der Betriebe mit Besetzungsschwierigkeiten gaben laut „Welt“ an, keine qualifizierten Bewerbungen erhalten zu haben.

Dabei mangelt es vor allem an Basisfähigkeiten: Zuverlässigkeit, Lernbereitschaft, elementare Rechen- und Sprachkenntnisse. „Dass offene Stellen oft unbesetzt bleiben, schränkt Betriebe dabei ein, Fachkräfte selbst auszubilden. Somit verstärkt der Fachkräftemangel heute den Fachkräftemangel von morgen“, erklärt IAB-Forscherin Barbara Schwengler laut „handwerksblatt.de“. Ein gefährlicher Teufelskreis entsteht.

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