Business & Beyond Ominöse Übernahme: Wie eine arabische Prinzessin in das Kanu des Manitu einsteigt

Ominöse Übernahme: Wie eine arabische Prinzessin in das Kanu des Manitu einsteigt

Der Muttergesellschaft der deutschen Produktionsgesellschaft Constantin Film geht es schlecht. Der jüngste Blockbuster „Das Kanu des Manitu“ wird sie auch nicht retten.  Jetzt strebt ein neuer Investor die Mehrheit an. Dahinter steckt ein Mitglied des Königshauses aus Bahrain – und möglicherweise die Vatikanbank.

Eine brandaktuelle Übernahme am zugeknöpften Finanzplatz Schweiz hat das Zeug zu einem großen Roman, denn es kommt alles darin vor, was eine gute Story braucht: Sie spielt dort, wo sich die Stars und Sternchen treffen – beim Film. Ihre Hauptdarsteller sind illustre Unternehmer und Fußballvereinspräsidenten. Eine arabische Prinzessin spielt eine tragende Rolle, russische Oligarchen sind mindestens Statisten und als Überraschungsjoker: die Bank des Vatikan könnte auch ihre Finger im Spiel haben.

Die Story, oder das, was sich bisher davon rekonstruieren lässt, geht so: Constantin Film ist die erfolgreichste deutsche Filmproduktions- und Verleihgesellschaft. Gerade haben die Münchner „Das Kanu des Manitu“ in die Kinos gebracht. Es wird ein Blockbuster. Mit 770 000 Besuchern zum Start ist es der erfolgreichste Film in Deutschland in den vergangenen sechs Jahren. Die Constantin Film AG hat nach eigenen Angaben 39 der 100 erfolgreichsten deutschen Filme der vergangenen 15 Jahre in die Kinos gebracht

Es lässt sich deswegen behaupten, Constantin Film ist der Star im Portfolio der Muttergesellschaft, der Schweizer Highlight Communications AG, die wiederum der börsennotierten Highlight Event und Entertainment Gruppe (HlEE) gehört. Die Schweizer waren auch mal erfolgreich im Sportrechte-Handel und ihnen gehört der Sender Sport1. Der deutsche Medienunternehmer Leo Kirch war einmal der tonangebende Kopf bei

der Highlight-Gruppe – doch all das liegt lange zurück.

Geführt wird die HlEE heute vom ehemaligen Präsidenten des FC Basel Bernhard Burgener. Er hatte bisher Investoren um sich wie den deutsche Immobilieninvestor Rolf Elgeti, das von den Schweizer Taschenmessern bekannte Familienunternehmen Victorinox und Alexander Studhalter, der in der Schweiz bekannt ist als Treuhänder des russischen Oligarche Suleiman Kerimow und deswegen immer wieder ins Visier ausländischer Behörden gerät. Gerade liegt ein Rechtshilfegesuchen an die Schweiz wegen Studhalter von den lettischen Behörden vor.

Burgener selbst, der seine erste Millionen mit Videotheken verdiente, hat mit der HlEE inzwischen wenig Glück. Das Unternehmen schrieb 2024 einen Nettoverlust auf 40,9 Millionen Franken. Das geht so seit Jahren. Geld besorgte sich Burgener unter anderem bei der Tochter: Die Highlight Communications AG und andere Beteiligungen haben Kredite in zweistelliger Millionenhöhe an die HlEE ausgereicht, wie aus Geschäftsberichten hervorgeht. Umso wichtiger ist, dass alle Firmen aus Burgeners Imperium flüssig bleiben. Im Dezember 2020 stieg ein russischer Investor über eine Kapitalerhöhung bei der HlEE ein. Der Konzern mit damals über 200 Millionen Euro Börsenwert nahm nach eigenen Angaben etwas über fünf Millionen Euro ein „zur Deckung des kurz- bis mittelfristigen Cashbedarfs“.

Doch jetzt ging offenbar nichts mehr. Am Sonntagabend jedenfalls überraschte HlEE die Investoren mit einer ad-hoc-Mitteilung: Eine Investmentfirma namens CSL Mindset habe die Absicht 300 Millionen Franken zu investieren. Am Ende der Transaktion wolle sie sich so bis zu 67 Prozent der Anteile am Schweizer Börsenunternehmen sichern, hieß es.

Der Deal wirft jede Menge Fragen auf, die auch auf intensives Nachbohren bei den Beteiligten unbeantwortet bleiben. Da ist zum Beispiel die Investitionssumme. Der ominöse Investor legt 300 Millionen Franken auf den Tisch für knapp 70 Prozent eines Unternehmens, das aber – und das ist das bizarre – derzeit an der Börse nur mit einem Marktwert von 107 Millionen Franken gehandelt wird. Er muss also daran glauben, dass bei HlEE echte Highlights passieren werden, die derzeit noch nicht sichtbar sind. Es müssten jedenfalls viele Kanus des Manitu den Fluss hinunterfahren, bis die Investition wieder eingespielt wäre.

Die zweite Frage ist noch spannender: Wer ist der ominöse Investor? Hinter CSL Mindset verbirgt sich ein nicht namentlich genannter privater Investor sowie die Stiftung Clementy Schuman Legacy Foundation mit Sitz in London. Sie ist nach luftiger Darstellung auf ihrer Hompage inspiriert vom EU-Mitgründungsvater Robert Schuman und engagiert sich für Frieden, Einheit, humanitäre Werte und göttliche Fülle. „Kann der Weltraum Frieden auf Erden bringen“, fragt sie sich in ihrem jüngste selbstproduzierten Video, was an sich auch Stoff für einen neuen Constantin-Film liefern könnte. Tatsächlich firmiert sie im sogenannten Pitch Book, einer Art britischen Handelsregister, als Family Office, also als Investitionstruppe reicher Familien. An ihrer Spitze steht mit Sheikha Dheya bint Ebrahim Al Khalifa eine veritable Prinzessin: Ihre Hoheit, ist Mitglied der Herrscher-Familie des Königreichs Bahrain.

Die Stiftung organisiert internationale Treffen zu Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Als Treffpunkt nutzt sie vor allem den Vatikan – was die Sache noch interessanter macht: In Münchner Medienkreisen heißt es, die Vatikanbank sei direkt in den Deal involviert. Ein prominenter Regisseur erinnert sich an eine geschäftliche Begegnung mit Burgener, die auf dessen Initiative im Rahmen eines katholischen Gottesdienstes stattfand.

Was dran ist an diesen Gerüchten? Bei Constantin-Film sind die Beteiligten gern bereit, jederzeit alles über das Kanu des Manitu zu erzählen. Anfragen zum neuen Besitzer aber lässt die Filmfirma unbeantwortet. Das gleiche passiert bei der HlEE, was wenig überrascht. Am Schweizer Finanzplatz herrscht das, was man dort am liebsten hat: Schweigen.