Work & Winning Job Hugging: Warum die Angst-Klammer den Arbeitsmarkt lähmt

Job Hugging: Warum die Angst-Klammer den Arbeitsmarkt lähmt

Während früher „Job Hopping“ angesagt war, klammern sich heute viele an ihre Stellen – selbst wenn sie unglücklich sind. Was hinter dem Phänomen „Job Hugging“ steckt und welche wirtschaftlichen Folgen es hat.

Die Zeiten haben sich gedreht. Noch vor kurzem konnten Arbeitnehmer selbstbewusst Forderungen stellen oder einfach weiterziehen, wenn der Job nicht passte.

Heute sieht die Realität anders aus: Statt „Job Hopping“ dominiert „Job Hugging“ – das krampfhafte Festhalten am bestehenden Arbeitsplatz, selbst wenn dieser längst keine Erfüllung mehr bietet.

Wirtschaftliche Unsicherheit als Treiber

Die Statistik spricht eine klare Sprache: Nur noch 38 Prozent der Abgänge aus Unternehmen kommen 2024 durch Eigenkündigungen zustande, wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) dokumentiert. 2019 waren es noch 47 Prozent. Besonders auffällig: Ausgerechnet die Generation Z, der lange eine hohe Wechselbereitschaft nachgesagt wurde, zeigt nun die stärkste Tendenz, beim aktuellen Arbeitgeber zu bleiben.

„Wenn die wirtschaftliche Situation oder auch die politische Situation instabiler wird, dann hält man sich an alten Dingen fest, weil sie vertraut sind. Selbst dann, wenn das Vertraute schlecht ist“, so „Stern“. Diese Risikoaversion ist kein neues Phänomen. Alexander Kubis vom IAB sieht darin ein wiederkehrendes Muster: „Das ist eine Entwicklung, die wir auch in anderen Wirtschaftskrisen beobachten, zum Beispiel in der Finanzkrise“, erklärt er gegünber „Stern“.

Die versteckte Gefahr: Quiet Cracking

Besonders problematisch wird es, wenn aus dem Festhalten am Job ein inneres Abdriften folgt – Experten nennen dieses Phänomen „Quiet Cracking“. Während nach außen alles normal erscheint, koppeln sich Mitarbeiter emotional von ihrer Arbeit ab.

Die Folgen sind fatal: sinkende Produktivität, ausbleibende Innovation und letztlich ein schleichender Wertverlust für beide Seiten. Eine Befragung der Wirtschaftsprüfung EY belegt diese Entwicklung: Während vor zwei Jahren noch mehr als die Hälfte der jüngeren Befragten ihre Arbeit als erfüllend beschrieb, ist es 2025 nur noch ein Drittel. Die Diskrepanz zwischen äußerer Stabilität und innerer Unzufriedenheit wächst.

Alternativen zum Jobwechsel

Doch muss es immer gleich die Kündigung sein? Karriereexperten raten zu differenziertem Vorgehen. „Man kann oft innerhalb des bestehenden Jobs oder zumindest innerhalb der bestehenden Firma etwas verändern, was dann schon zum Besseren gereicht“, erklärt ein Experte laut „Stern“.

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