Finance & Freedom Erwerbsminderungsrente: Deutsche geben später auf – und bekommen mehr raus

Erwerbsminderungsrente: Deutsche geben später auf – und bekommen mehr raus

Deutsche beziehen Erwerbsminderungsrente immer später. Während 2006 Männer mit 50,5 und Frauen mit 49,3 Jahren erstmals diese Leistung erhielten, liegt das Durchschnittsalter heute bei 54,5 bzw. 53,5 Jahren.

Der demografische Wandel verändert nicht nur die Altersstruktur der Gesellschaft, sondern auch den Zeitpunkt, an dem Menschen aus gesundheitlichen Gründen aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Aktuelle Daten der Deutschen Rentenversicherung zeigen einen klaren Trend: Deutsche arbeiten länger, bevor sie aufgeben müssen.

Später raus, mehr Geld

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Während 2006 Männer im Durchschnitt bereits mit 50,5 Jahren erstmals eine Erwerbsminderungsrente bezogen, liegt dieser Wert heute bei 54,5 Jahren.

Bei Frauen stieg das Einstiegsalter von 49,3 auf 53,5 Jahre, wie laut „Merkur“ aus aktuellen DRV-Daten hervorgeht. Parallel dazu hat sich auch die finanzielle Situation verbessert. Die durchschnittliche Nettoerstzahlung betrug 2024 bei 1041 Euro monatlich – deutlich mehr als die 613 Euro im Jahr 2013.

Zurechnungszeit als Game-Changer

Hauptgrund für die höheren Zahlungen ist die sogenannte Zurechnungszeit. Dieses Instrument sorgt dafür, dass Erwerbsgeminderte so gestellt werden, als hätten sie bis zur Regelaltersgrenze weitergearbeitet.

Laut „Mainpost“ wurde diese Zurechnungszeit mehrfach ausgeweitet und reicht mittlerweile bis zum regulären Renteneintrittsalter, das bis 2031 auf 67 Jahre steigt. Besonders vorteilhaft: Einkommensverluste in den letzten vier Jahren vor der Erwerbsminderung wirken sich nicht mehr negativ auf die Rentenhöhe aus.

Hinzuverdienst bleibt möglich

Wer trotz voller Erwerbsminderung noch begrenzt arbeiten kann, darf jährlich bis zu 17.820 Euro hinzuverdienen.

Bei teilweiser Erwerbsminderung liegt die Grenze sogar bei 35.650 Euro, wie „Merkur“ berichtet. Wichtig dabei: Wer mehr als die erlaubten drei bzw. sechs Stunden täglich arbeitet, riskiert seinen Rentenanspruch – unabhängig von der Einkommenshöhe.

Business Punk Check

Der spätere Einstieg in die Erwerbsminderungsrente offenbart die harte Realität des deutschen Arbeitsmarkts: Menschen arbeiten länger, oft trotz gesundheitlicher Probleme. Die Verbesserungen bei den Zahlbeträgen klingen zunächst positiv, doch 1041 Euro monatlich bedeuten für viele weiterhin ein Leben an der Armutsgrenze.

Die Politik verkauft die Zurechnungszeit als großen Wurf, verschweigt aber, dass die Grundproblematik bestehen bleibt: Wer früh erkrankt, zahlt weniger ein und bekommt entsprechend weniger raus. Für Unternehmen heißt das: Gesundheitsmanagement wird zum kritischen Erfolgsfaktor, um qualifizierte Mitarbeiter länger im Job zu halten.

Häufig gestellte Fragen

  • Welche Auswirkungen hat der spätere Einstieg in die Erwerbsminderungsrente auf Unternehmen?
    Unternehmen müssen verstärkt in betriebliches Gesundheitsmanagement investieren, um qualifizierte Mitarbeiter länger produktiv zu halten. Ergonomische Arbeitsplätze und flexible Arbeitszeitmodelle werden zum Wettbewerbsvorteil.
  • Wie können Selbstständige sich gegen das Risiko der Erwerbsminderung absichern?
    Selbstständige sollten frühzeitig eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen und parallel Vermögen aufbauen. Die gesetzliche Absicherung greift nur, wenn ausreichend in die Rentenversicherung eingezahlt wurde.
  • Welche Branchen sind besonders vom Risiko der Erwerbsminderung betroffen?
    Körperlich belastende Berufe wie Pflege, Bau und Logistik weisen die höchsten Erwerbsminderungsraten auf. Aber auch psychisch belastende Tätigkeiten in Bildung, Gesundheitswesen und IT zeigen steigende Tendenzen.
  • Wie wirkt sich die Erwerbsminderungsrente auf den Fachkräftemangel aus?
    Der Fachkräftemangel verschärft sich durch jeden vorzeitigen Berufsausstieg. Unternehmen müssen daher präventiv handeln und altersgerechte Arbeitsplätze schaffen, um Know-how-Verlust zu minimieren.

Quellen: „Merkur“, „Mainpost“