Drive & Dreams IAA Mobility 2025 – Die Schicksalsbühne der deutschen Autobauer: Ein Neustart mit Hightech und Risiko

IAA Mobility 2025 – Die Schicksalsbühne der deutschen Autobauer: Ein Neustart mit Hightech und Risiko

Die IAA Mobility 2025 öffnet ihre Tore, doch in diesem Jahr herrscht eine ganz besondere, fast existenzielle Spannung. Was früher eine Leistungsschau dominierender Weltkonzerne war, ist heute eine „Schicksalsbühne“. Angesichts massiver Gewinneinbrüche im ersten Halbjahr 2025 und des aggressiven Vormarsches chinesischer Wettbewerber stehen die deutschen Autobauer unter einem enormen Innovations- und Anpassungsdruck. Ihre Antwort ist klar: Mit neuen, hochprofitablen E-Plattformen, blitzschneller 800-Volt-Technologie und einer radikalen Neuausrichtung auf Software wollen sie die Technologieführerschaft im Elektrozeitalter zurückerobern. BusinessPunk hat die wichtigsten Neuheiten, Strategien und Herausforderungen der deutschen Konzerne vor Ort analysiert.

Mercedes-Benz: Vom Luxus zum Tech-Giganten

Mercedes-Benz nutzte die IAA, um seine Strategie der Technologieführerschaft im Luxussegment zu untermauern. Im Mittelpunkt der Präsentation stand die Weltpremiere des vollelektrischen Mercedes-Benz GLC. Das Fahrzeug, das auf der neuen, hochflexiblen MB.EA-Plattform basiert, soll die Marke im hart umkämpften SUV-Segment der Elektromobilität positionieren.

Modell-Highlights: Der neue GLC EV beeindruckt nicht nur mit seinem Design, sondern auch mit seinen technischen Spezifikationen. Die vorgestellte Heckantriebsversion leistet 367 PS und soll eine beeindruckende Reichweite von bis zu 735 Kilometern (WLTP) erzielen, gespeist von einer 94 kWh-Batterie. Die angekündigte AMG-Variante soll sogar eine Ladeleistung von bis zu 400 kW erreichen.

Technologischer Fokus: Das Herzstück des neuen Modells ist die Software. Mercedes-Benz präsentierte erneut stolz den MBUX Hyperscreen mit einer beeindruckenden Breite von 99,3 cm (39,1 Zoll), der auf dem neuen hauseigenen Betriebssystem MB.OS läuft. Dieses System soll das Auto zu einem vollwertigen digitalen Erlebnisraum machen, der sich nahtlos in das vernetzte Leben der Nutzer einfügt. Die Strategie ist klar: Mercedes will nicht nur Luxusautos bauen, sondern ein „Tech-Unternehmen mit Fokus auf Luxusautos“ werden.

BMW: Die „Neue Klasse“ als Neuanfang

BMW präsentierte in München den BMW iX3, das erste Serienmodell der sogenannten „Neuen Klasse“. Diese Plattform ist der zentrale Baustein für die elektrische Zukunft des Unternehmens und verspricht einen radikalen Bruch mit der Vergangenheit. Die Präsentation des iX3 ist nicht nur die Vorstellung eines neuen Modells, sondern ein symbolischer Neuanfang für die Marke.

Modell-Highlights: Der iX3, ein Allradler mit 345 kW (469 PS), markiert den Auftakt zu einer neuen Generation von Elektrofahrzeugen. Er beeindruckt mit einer Reichweite von bis zu 805 Kilometern (WLTP) und einer revolutionären Ladeleistung von bis zu 400 kW dank des neuen 800-Volt-Systems. In nur zehn Minuten soll eine Reichweite von bis zu 372 Kilometern nachgeladen werden können. Das neue Fahrzeug verfügt zudem über einen 58 Liter großen „Fronthaube“ (Frunk), der praktischen Stauraum bietet. Die neuen Gen6-Batteriezellen sollen zudem eine höhere Energiedichte und schnellere Ladevorgänge ermöglichen.

Strategische Ausrichtung: Mit der „Neuen Klasse“ und der konsequenten Ausrichtung auf die 800-Volt-Technologie will BMW die Lücke zu technologisch führenden Wettbewerbern wie Porsche schließen und gleichzeitig den Vorsprung vor Konkurrenten wie Tesla ausbauen. Der Fokus liegt auf Premium-Modellen und dem Versprechen, nicht nur effizient, sondern auch sportlich und emotional zu sein – ganz im Sinne der Marken-DNA.

Volkswagen-Gruppe: Demokratisierung der Elektromobilität

Die Volkswagen-Gruppe, mit den Marken VW, Audi, Porsche und Škoda, verfolgt auf der IAA eine zweigleisige Strategie: Premium-Innovation bei den Luxusmarken und die Etablierung erschwinglicher E-Mobilität in der Breite.

Modell-Highlights: Der Star der VW-Präsentation war das ID. CROSS Concept. Das kompakte SUV-Konzept mit 155 kW (211 PS) und bis zu 420 km Reichweite (WLTP) soll zeigen, wie E-Mobilität in einem preisgünstigen Segment aussehen kann. Das Design, von den Designern „Pure Positive“ getauft, basiert auf den drei Säulen „Stabilität, Sympathie und Secret Sauce“ und soll an ikonische VW-Modelle erinnern. Zudem wurden erste Ausblicke auf die „Electric Urban Car Family“ gegeben, zu der auch der ID. Polo und der ID. Polo GTI gehören sollen.

Porsche präsentierte unterdessen den neuen 911 Turbo S, der die Tradition der Verbrenner-Sportwagen weiterführt, während Audi mit dem Audi Q3 Sportback e-hybrid und dem „Concept C“ ebenfalls wichtige Akzente setzte.

Technologischer und strategischer Fokus: Die VW-Gruppe setzt mit ihrer Softwaretochter CARIAD und der Batteriezellensparte PowerCo auf die komplette Kontrolle über die Wertschöpfungskette. Mit der neuen Einheitszelle und einer modularen Software-Architektur will der Konzern die Komplexität reduzieren und gleichzeitig die Kosten senken. Der Fokus auf eine eigene Software-Plattform („Tech for the people“) soll es ermöglichen, KI-basierte Anwendungen und neue digitale Dienste schnell und sicher in die Fahrzeuge zu integrieren.

Die deutsche Antwort ist nicht, den Preiskampf aufzunehmen, sondern sich auf ihre Stärken zu besinnen: Premium, Innovation und Ingenieurskunst. Die vorgestellten Modelle mit ihren neuen E-Plattformen, der 800-Volt-Technologie und den hochentwickelten Software-Lösungen sind der Versuch, sich durch technologischen Vorsprung zu differenzieren. Ob dieser „Neustart“ gelingt und die deutsche Autoindustrie ihre globale Position verteidigen kann, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.