Brand & Brilliance Von der „Hochzeit im Himmel“ zur Scheidung mit Buffet: Warum Kraft-Heinz zerbricht – und was Anleger fürchten müssen

Von der „Hochzeit im Himmel“ zur Scheidung mit Buffet: Warum Kraft-Heinz zerbricht – und was Anleger fürchten müssen

Auch Gewinner können danebengreifen: Warren Buffett verlor mit Kraft-Heinz rund 3,8 Milliarden Dollar. Jetzt ist Schluss mit dem Megakonzern. Käse und Ketchup kommen nicht mehr aus einem Haus. Eine Chance für Anleger?

Eine weitere dieser „Hochzeiten im Himmel“ geht der Scheidung entgegen: Kraft und Heinz werden ihr gemeinsames (Miss-)Wirtschaften aufgeben. 2026 soll Schluss sein mit Kraft-Heinz, ein jeder geht dann seines Weges und zum Käse des einen gibt der andere weder seinen Senf noch Ketchup dazu.

Man verteilt somit seine Produkte, vorwiegend „Convenience“, vulgo Junk-Food, wirklich global. Heinz (Ketchup, Senfsaucen, Beans & Co.), Philadelphia (Frischkäse) und Kraft Mac & Cheese kommen ins erste der neuen Unternehmen, vorläufig getauft „Global Taste Elevation Co.“ Zu deutsch: Globale Emporhebung des Geschmacks. Eine große Aufgabe, nähme man dies ernst. Dabei handelt es sich aber im Wesentlichen um Fertiggerichte, Saucen und Brotaufstriche. Die Schlagkraft des Unternehmens soll durch die Aufspaltung zulegen, man ahnt aber bereits, was etwa französische Gourmets davon halten werden. Ganz klar – die edle Kochkunst wie schon 1976 von Louis de Funès aufgespießt – scheint aus der Zeit gefallen. Obwohl – eine große und wachsende Geschäftseinheit des amerikanischen Multis ist der Belieferung von Restaurants und Essenslieferanten gewidmet. Ob nun Heinz auf der mobilen Pizza sitzt oder toskanische Sonnentomaten – man darf dreimal raten.

Das zweite neue Unternehmen läuft unter dem Arbeitstitel „North American Grocery Co.“. US-Marken wie Oscar Mayer (Wurstprodukte), Kraft Singles (Schmelzkäse) und “Lunchables” (Fertigessen aus der Schachtel) prägen diesen Teil des Geschäfts. Kraft-Heinz versorgen damit Schulen, Kantinen und Büros, wo man Schnelles aus der Box zu sich zu nehmen gewohnt ist. Und seien es Chips und Cracker, gesüßtes Brot und Jell-O Wackelpudding. Für Schulkinder gang und gäbe, seriös empfohlen heutzutage eher weniger. Von daher scheint es bei der Aufspaltung auch um eine qualitative Trennung zu gehen: Die angeseheneren Marken mit Wachstumsperspektive kommen ins eine, die unter Druck stehenden Industriefood-Bereiche ins andere Unternehmen. So nach dem Motto: Bad food, good food. Immerhin 200 Marken und Produktlinien sind betroffen.

„Die Marken von Kraft Heinz sind ikonisch und beliebt, aber die Komplexität unserer derzeitigen Struktur macht es schwierig, Kapital effektiv zuzuweisen, Initiativen zu priorisieren und in unseren vielversprechendsten Bereichen Wachstum zu erzielen“, sagt Miguel Patricio, Vorstandsvorsitzender von Kraft Heinz. „Durch die Aufteilung in zwei Gesellschaften können wir jedem Unternehmen die richtige Aufmerksamkeit und die richtigen Ressourcen zukommen lassen, um das Potenzial jeder Marke auszuschöpfen, eine bessere Performance zu erzielen und langfristigen Shareholder Value zu schaffen“. Ganz ähnlich klang es aber auch 2015 – anlässlich der Fusion. Doch die angestrebten Fusionsgewinne blieben weitgehend aus. Das wären dann die berühmten „Synergien“ gewesen. Der Börsenwert des Konzerns verlor seitdem rund 60 Prozent. Und nun sollen zwei Einheiten besser wirtschaften als eine? Wenn sich sonst nichts ändert?

Kritisch sieht das der überwiegende Teil der Beobachter und Analysten, die Börse ebenso. Der Schwung nach unten, der Kraft-Heinz schon seit Jahren begleitet, nahm am Tag der Ankündigung nochmal Anlauf. Hoffnung beseelt vorsichtig die Fachleute: „Für die Zukunft bedeutet dies, dass Kraft Heinz flexibler auf Marktveränderungen reagieren kann. Gleichzeitig bleibt die Herausforderung bestehen, dass sich das Konsumverhalten von Kunden zunehmend von klassischen verarbeiteten Lebensmitteln wegbewegt“, schreibt das US-Magazin Forbes: „ Analysten betonen, dass die Aufspaltung allein den Rückgang der Nachfrage nicht stoppen wird“.

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