Finance & Freedom Stromkosten-Falle: Bürgergeld-Pauschale deckt Realität nicht

Stromkosten-Falle: Bürgergeld-Pauschale deckt Realität nicht

Die Stromkostenpauschale im Bürgergeld reicht in fast allen Bundesländern nicht aus. Während Hamburger bis zu 147 Euro draufzahlen, können Bremer sogar sparen.

Der deutsche Strompreis hat sich seit 2000 um satte 186 Prozent verteuert, wie laut „Merkur“ das Portal Strom-Report dokumentiert. Besonders prekär: Während die Preise nach dem Höchststand 2023 zwar leicht gesunken sind, trifft die anhaltende Belastung Bürgergeld-Empfänger besonders hart. Die im Regelsatz enthaltene Energiepauschale von 45,70 Euro monatlich deckt in fast allen Bundesländern nicht die tatsächlichen Kosten – trotz fehlender Regelsatzerhöhung für 2026.

Regionale Unterschiede schaffen Ungleichheit

Ein Einpersonenhaushalt mit Bürgergeld muss im Bundesdurchschnitt 50,33 Euro monatlich für Strom aufbringen, wie „Merkur“ unter Berufung auf Verivox-Berechnungen berichtet. Das ergibt eine jährliche Finanzierungslücke von 56 Euro. Immerhin: Die Situation hat sich verbessert – 2024 betrug die Mehrbelastung noch 129 Euro. Die regionale Spreizung ist jedoch enorm.

In Hamburg fallen monatlich 57,93 Euro für Strom an, was die Pauschale um 147 Euro jährlich übersteigt. Auch im Saarland (101 Euro), Baden-Württemberg (98 Euro) und NRW (80 Euro) klaffen erhebliche Lücken. Brandenburg (9 Euro), Sachsen (14 Euro) und Sachsen-Anhalt (18 Euro) stehen deutlich besser da. Bremen bildet mit 16 Euro unter der Pauschale sogar eine positive Ausnahme.

Sparpotenzial durch aktives Handeln

Trotz regionaler Nachteile existieren Handlungsoptionen. Wie „Merkur“ berichtet, können Bürgergeld-Empfänger durch strategischen Anbieterwechsel deutschlandweit auf durchschnittlich 40,48 Euro monatlich kommen – 64 Euro unter der Pauschale.

Zusätzlich bietet die Caritas kostenlose Energieberatungen mit praktischen Spartipps und gratis Energiespar-Hilfsmitteln wie LED-Leuchten oder Zeitschaltuhren.

Business Punk Check

Die Stromkosten-Realität entlarvt ein grundsätzliches Problem der Pauschalisierung: Sie ignoriert regionale Marktunterschiede und schafft systematische Benachteiligung. Während Bremen-Bewohner profitieren, müssen Hamburger tief in die ohnehin leere Tasche greifen. Der Staat spart durch die Nicht-Erhöhung der Regelsätze, während die Betroffenen die Differenz ausgleichen müssen.

Die Lösung liegt nicht in höheren Pauschalen, sondern in Marktkompetenz: Wer Anbieter vergleicht und wechselt, kann die Pauschale sogar unterschreiten. Das zeigt: Finanzielle Selbstbestimmung hängt auch im Sozialstaat von individueller Marktaktivität ab. Für Startups und Fintechs eröffnet sich hier ein Markt für Tools, die genau diese Zielgruppe beim Energiesparen unterstützen könnten – ein bislang vernachlässigtes Segment mit Potenzial.

Häufig gestellte Fragen

  • Wie können Bürgergeld-Empfänger konkret bei Stromkosten sparen?
    Durch regelmäßigen Anbieterwechsel lassen sich im Schnitt 64 Euro jährlich unter der Pauschale bleiben. Nutzen Sie Vergleichsportale, setzen Sie auf Neukundentarife und kombinieren Sie dies mit kostenloser Energieberatung der Caritas für maximale Einsparungen.
  • Warum variieren die Stromkosten regional so stark?
    Die regionalen Unterschiede entstehen durch verschiedene Netzentgelte, unterschiedliche Anbieterkonkurrenz und lokale Abgaben. Besonders in Stadtstaaten wie Hamburg sind die Netzkosten höher, während in Bremen mehr Wettbewerb herrscht. Diese strukturellen Unterschiede werden in der bundeseinheitlichen Pauschale nicht berücksichtigt.
  • Welche politischen Konsequenzen hätte eine regionale Anpassung der Energiepauschale?
    Eine regional differenzierte Energiepauschale würde zwar mehr Gerechtigkeit schaffen, aber den Verwaltungsaufwand erhöhen und möglicherweise zu neuen Ungleichheiten führen. Alternativ könnten gezielte Zuschüsse in Hochpreisregionen oder ein verbesserter Zugang zu Anbieterwechsel-Programmen sinnvoller sein.
  • Wie wirkt sich die Energiepreiskrise langfristig auf Sozialleistungsempfänger aus?
    Trotz sinkender Preise bleibt die strukturelle Belastung bestehen. Langfristig könnte die zunehmende Energiearmut zu gesundheitlichen Problemen und sozialer Ausgrenzung führen. Unternehmen und Politik sollten daher spezifische Angebote für einkommensschwache Haushalte entwickeln, die über reine Preisvergleiche hinausgehen.

Quellen: „Merkur“