Startup & Scaling Und schon isses bezahlt

Und schon isses bezahlt

Die Idee des „Erst kaufen, dann bezahlen“ boomt. Das erkannte auch das Frankfurter Fintech Green Banana, das sich 2025 sammelte und eine Plattform ersann. Und mit der können Händler per technischer Schnittstelle diverse „Buy now, pay later“-Anbieter integrieren. Ratepay und Riverty machen da schon mit. Was sicher scheint? Der „Buy Now, Pay Later-Markt“ geht durch die Decke, doch bestehende Lösungen stoßen an Grenzen. Wir haben mit dem Mitgründer des Fintechs Cihan Duezguen gesprochen.

Winter 2000, Customer Service bei Mavi in Dietzenbach – hättest du dir jemals vorstellen können, was du heute machst?

„Einer meiner Co-Founder spricht oft von einer ‚Superpower‘, die jeder Mensch hat – etwas, das einem in die Wiege gelegt wurde. Im Winter 2000 war meine Superpower klar: Customer Care, vom Telesales bis zum Verkauf per Fax. Mit 23 hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich einmal das beste Gründerteam zusammenstelle, eine technische Payment-Orchestration-Plattform entwickle und diese eine internationale Reichweite verfügt. Diese Superpower hat mich weiterentwickelt. Heute denke ich fast automatisch in Plattformen – egal, ob es um Technologien, Partnernetzwerke oder Geschäftsmodelle geht. Ich sehe mich als jemanden, der Verbindungen baut, die andere skalieren können – sei es als Gründer oder Beirat.“

Wie hast du die Tage damals rumbekommen? Oder war die Etappe doch sehr wichtig für deinen weiteren Werdegang?

„Diese Zeit war mein Fundament. Meine Vorgesetzten erkannten früh meinen Geschäftssinn, gaben mir Freiraum und eine gesunde Fehlerkultur. Ich konnte mich alle zwei bis drei Jahre weiterentwickeln – und habe dabei gelernt, dass Innovation oft daraus entsteht, gegen den Strom zu schwimmen. Als mein Chef Zalando belächelte, habe ich die Kooperation umgesetzt. Dieses Plattform-Denken – Dinge zu verbinden, statt nur zu liefern – begleitet mich bis heute. Es ist dieselbe Denkweise, die ich als Gründer und Beirat einbringe: den Blick fürs Ganze mit der Fähigkeit, ins Detail zu gehen, wenn es zählt.“

Mit zehn Jahren – was wolltest du mal werden?

Entdecker. Ich wollte weit hinaus, Verantwortung übernehmen und unbekanntes Terrain erobern. Heute baue ich Plattformen und verbinde Märkte mit Ideen, die wie neue Kontinente wirken. Meine Crew: Co-Founder, Entwickler, Investoren – und manchmal auch andere Gründer, mit denen wir uns gegenseitig wie Seefahrer Tipps über Strömungen und Stürme geben. Nur heißen die Herausforderungen heute nicht „Atlantiküberquerung“, sondern „GTM“ oder „Thermsheet“.

Kannst du das, was du beruflich machst, deiner Oma in genau einem Satz erklären?

„Ich sorge dafür, dass Menschen auf der ganzen Welt einfach einkaufen und später bezahlen können – und dass die Händler trotzdem sofort ihr Geld bekommen.“
Meine Oma würde dann sagen: ‚Aha, wie der Quelle-Katalog früher – nur ohne Papier und Postbote.‘

Mal kurze Zeit bei ’ner Firma, mal ganz lange – wie kommt das?

„Ich liebe intensive Lernkurven: Bleibt es spannend, bleibe ich langfristig, sonst ziehe ich weiter. Meine letzte kurze Station war sehr spannend, doch ich spürte den Drang, aus eigenem Antrieb neue Wege zu entdecken. Meine Leidenschaft für Zahlungsverkehr begann auf einer Asienreise, als ich WeChat erstmals nutzte – ein kleiner Entdeckungsflug, der mir zeigte, wie Nutzerverhalten Märkte prägt. Diese Fähigkeit, Trends früh zu erkennen und in innovative Plattformstrukturen zu übersetzen, ist ein Teil meiner „Superkraft“.

Läuft „Kauf jetzt, zahl später“ so richtig gut?

„In kurzer Zeit haben wir ein BNPL-Netzwerk mit einer Reichweite in über 25 Länder aufgebaut. Die ersten Retailer sind live, und wir sehen täglich, wie sehr Verbraucher Flexibilität schätzen und Händler von stabileren Conversions profitieren. Als Plattformdenker begeistert mich, dass wir hier nicht nur ein Produkt, sondern eine Pan-Europäische Infrastruktur anbieten.“

Du machst ja auch bei 2hearts mit. Weshalb ist dir das wichtig?

„Vielfalt ist für mich ein echter Wettbewerbsvorteil – von Technologie bis Kultur. Ich engagiere mich bei 2hearts, weil dort Gründer mit völlig unterschiedlichen Hintergründen zusammenkommen und neue Perspektiven entstehen. Außerdem bin ich bei der The Payment Association EU als Ambassador aktiv. Dort setzte mich dafür ein, Innovation im europäischen Zahlungsverkehr voranzubringen und Banken sowie Finanzdienstleister strategisch zu unterstützen.