Deluxe & Destinations Lugano – Italiens eleganter Cousin mit Schweizer Gelassenheit

Lugano – Italiens eleganter Cousin mit Schweizer Gelassenheit

Como? Klar, kennt jeder. Doch wer einmal nach Lugano fährt, merkt schnell: Hier läuft das Leben anders. Keine Selfie-Paraden am Seeufer, keine überfüllten Bars mit Aperol-Schablonen. Stattdessen eine Stadt, die still glänzt. Lugano ist das Understatement am Wasser – und genau das macht es unwiderstehlich.

Der erste Eindruck: der See. Morgens liegt er noch verschlafen da, als würde er sich in die Decken der Berge kuscheln. Später funkelt er so sehr, dass man unwillkürlich langsamer geht. Am Ufer mischen sich Spaziergänger, Studenten, Banker, Familien – jeder scheint Zeit zu haben, niemand hetzt.

Lugano

In den Gassen riecht es nach Kastanien, die auf kleinen Öfen geröstet werden. Vor den Grotti dampfen Polenta und Risotto, so schwer und ehrlich, dass man versteht, warum der Merlot hier keine Beilage, sondern Hauptdarsteller ist. Oben am Hang thront das Hotel Bigatt: früher ein Kloster, heute ein Rückzugsort mit Blick auf Dächer, Gärten und See. Man sitzt auf der Terrasse, hört das Klirren von Gläsern, spürt den letzten warmen Abendwind und hat plötzlich keinen Grund mehr, aufzustehen.

Die Berge rahmen diese Gelassenheit. Am Monte Brè fährt seit über hundert Jahren eine Standseilbahn hoch, und der Blick von dort wirkt wie eine Collage: Palmen unten, Schnee oben, dazwischen eine Stadt, die sich nicht entscheiden muss, ob sie alpin oder mediterran ist. Der Monte Tamaro erzählt eine andere Geschichte: Mario Bottas Kirche thront hier über den Tälern, daneben kreischen Kinder auf der Rodelbahn. Architektur und Abenteuer nebeneinander – so wie Lugano eben Kontraste liebt.

Kastanien
Die alten Grà – Steinhäuser, in denen früher Kastanien wochenlang trocknetenDie alten Grà – Steinhäuser, in denen früher Kastanien wochenlang trockneten

Noch stiller wird es im Alto Malcantone. Auf dem Kastanienweg knistert das Laub unter den Schuhen, Licht fällt golden durch die Bäume, und zwischen den Ästen stehen die alten Grà – Steinhäuser, in denen früher Kastanien wochenlang trockneten. Sie wirken wie kleine Zeugen aus einer Zeit, in der der Wald Vorratskammer war.

LAC – Lugano Arte e Cultura

Und dann die Kultur. Das LAC – Lugano Arte e Cultura ist kein steriles Kulturzentrum, sondern ein Haus, das atmet. Oper trifft hier auf Tanz, klassische Musik auf Avantgarde. Wer lieber streunt, macht den Kunst-Spaziergang durch die Galerien der Stadt und stolpert in kleine Räume, in denen Lugano nicht Provinz, sondern Welt ist.

Natürlich bewegt man sich hier auch: über Schotterstraßen auf dem Gravel-Bike, über Treppen und Trails. Aber das Schöne ist: Niemand tut so, als ginge es um Bestzeiten. Sport ist hier nur ein Umweg zurück zum Essen, zum Glas Wein, zur Piazza.

Vielleicht ist das das Geheimnis von Lugano. Es ist kein Ort für große Auftritte. Es ist ein Ort, der dich langsam einwickelt – mit seinen Bergen, seinem See, seinen Aromen und Geschichten. Und irgendwann sitzt man dort, Kastanien in der Hand, den See im Blick, und fragt sich: Warum reden eigentlich alle nur von Como?