AnlagePunk Bitcoin crasht unter 110k: Zinsschock trifft Krypto wie Aktien

Bitcoin crasht unter 110k: Zinsschock trifft Krypto wie Aktien

Der Bitcoin fällt unter die 110.000-Dollar-Marke, während die Krypto-Märkte unter Druck geraten. Unsichere Fed-Politik und drohender US-Regierungsstillstand sorgen für Risk-off-Stimmung bei Anlegern.

Der Bitcoin befindet sich im freien Fall. Die Kryptowährung sackte am Donnerstag auf 108.652 US-Dollar ab – den tiefsten Stand seit Anfang September.

Noch am Mittag notierte der digitale Coin bei über 112.000 Dollar. Auch andere Kryptowährungen gerieten in den Abwärtssog: Ethereum rutschte erstmals seit dem 8. August unter die 4.000-Dollar-Marke, während Solana und Dogecoin Verluste von jeweils 5,3 Prozent verzeichneten, wie „wallstreet-online.de“ berichtet.

Zinssorgen und Shutdown-Ängste belasten Märkte

Haupttreiber der Kursverluste sind wachsende Unsicherheiten über den künftigen Zinskurs der US-Notenbank Fed. Überraschend robuste US-Konjunkturdaten dämpften die Hoffnungen auf schnelle Zinssenkungen. „Die Fragezeichen über den künftigen Kurs der US-Notenbank zügeln den Risikoappetit der Marktakteure“, so Marktexperte Timo Emden laut „boerse.de“. Die Marktteilnehmer befürchten, dass die Fed die Zinszügel länger straff halten könnte als bislang angenommen.

Parallel dazu wächst die Sorge vor einem US-Regierungsstillstand. Auf der dezentralen Wettplattform Polymarket wird die Wahrscheinlichkeit für einen Shutdown bis Jahresende mittlerweile auf 77 Prozent taxiert – der höchste Wert seit Einführung des Kontrakts im Januar, wie „wallstreet-online.de“ meldet. Das Weiße Haus bereitet bereits Notfallpläne für Stellenstreichungen im öffentlichen Dienst vor, sollte bis Ende September kein Übergangshaushalt verabschiedet werden.

Risk-off-Modus dominiert Anlegerverhalten

Die angespannte Marktlage führt zu einer deutlichen Verhaltensänderung bei Investoren. „Die Anleger schalten daher kurzfristig in den ‚Risk-off-Modus‘, kehren riskanten Anlageklassen den Rücken und streichen lieber Gewinne ein“, erklärt Emden laut „tagessschau.de“.

Kryptowährungen gelten als hochriskante Anlagen und werfen keine Zinsen ab – in unsicheren Zeiten sind sie daher weniger gefragt. Besonders der Rutsch unter die psychologisch wichtige 110.000-Dollar-Marke könnte die Verkaufsdynamik weiter verstärken. Auf Wochensicht summiert sich der Verlust bei Ethereum bereits auf knapp 13 Prozent, wie aus Daten von „wallstreet-online.de“ hervorgeht.

Inflationsdaten als möglicher Game Changer

Marktteilnehmer richten ihren Blick nun auf die am Freitag anstehenden PCE-Inflationsdaten – den bevorzugten Preisindikator der US-Notenbank. Analysten von QCP Capital aus Singapur sehen darin einen potenziellen Wendepunkt: „Sollten die Inflationsdaten weiter rückläufig sein, könnten Märkte dies als Signal für zusätzliche Zinssenkungen deuten – ein potenzieller Liquiditätsschub, der Bitcoin im vierten Quartal den ersehnten Ausbruch ermöglichen könnte“, zitiert „wallstreet-online.de“. Die Fed hatte am 17.

September erstmals seit Dezember die Leitzinsen um 25 Basispunkte gesenkt. Seitdem betonen Notenbanker, darunter Fed-Chef Jerome Powell, ein datenabhängiges Vorgehen. Der US-Notenbankdirektor Stephen Miran fordert hingegen deutlichere Schritte: „Aber das ist es, was viele meiner Kollegen zurückhält,“ räumte er laut „tagesschau.de“ ein.

Business Punk Check

Der aktuelle Krypto-Crash zeigt einmal mehr: Die vermeintliche Unabhängigkeit von Bitcoin & Co. vom traditionellen Finanzsystem ist eine Illusion. Statt als Hedge gegen Inflation oder Finanzmarktturbulenzen zu fungieren, reagieren Kryptowährungen hochsensibel auf geldpolitische Signale und geopolitische Risiken. Die Wahrheit ist: Bitcoin hat sich vom anarchischen Gegenentwurf zum Finanzsystem zu einem spekulativen Asset entwickelt, das den gleichen Marktmechanismen unterliegt wie Aktien oder Anleihen.

Für Anleger bedeutet das: Wer in Krypto investiert, kauft keinen Schutz vor Finanzmarktkrisen, sondern einen Hebel auf globale Liquidität. Besonders brisant: Die 77-prozentige Shutdown-Wahrscheinlichkeit zeigt, wie abhängig Krypto-Assets von einem funktionierenden US-Staatsapparat sind – ausgerechnet jener Institution, zu deren Überwindung Bitcoin einst angetreten war. Für Investoren heißt das: Krypto-Exposure nur als Beimischung, nie als vermeintlich sicheren Hafen betrachten. Und: Wer jetzt einsteigt, wettet nicht auf eine technologische Revolution, sondern auf die nächste Liquiditätswelle der Zentralbanken.

Häufig gestellte Fragen

  • Wie sollten Anleger auf den aktuellen Bitcoin-Kurssturz reagieren?
    Anleger sollten ihre Krypto-Allokation überprüfen und als spekulativen Teil ihres Portfolios betrachten, nicht als sicheren Hafen. Wer langfristig investiert, kann Kursschwächen zum Nachkauf nutzen, sollte aber nie mehr investieren, als er bereit ist zu verlieren.
  • Welche Auswirkungen hätte ein US-Shutdown konkret auf Kryptowährungen?
    Ein Regierungsstillstand würde die Marktvolatilität erhöhen und könnte kurzfristig zu weiteren Kursverlusten führen. Besonders relevant: Die SEC und CFTC als Regulierungsbehörden wären in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt, was die regulatorische Unsicherheit verstärkt.
  • Wie hängen Zinspolitik und Krypto-Performance zusammen?
    Niedrigere Zinsen machen zinslose Assets wie Bitcoin attraktiver, da die Opportunitätskosten sinken. Zudem führen Zinssenkungen oft zu erhöhter Marktliquidität, die teilweise in spekulative Assets wie Kryptowährungen fließt. Umgekehrt führen Zinserhöhungen oder -unsicherheiten zu Abflüssen.
  • Welche Krypto-Assets könnten sich in der aktuellen Marktphase als widerstandsfähiger erweisen?
    Assets mit praktischem Nutzen und echtem Anwendungsfall könnten sich als resistenter erweisen. Dazu zählen Ethereum mit seinem DeFi-Ökosystem oder Chainlink als Infrastruktur-Projekt. Reine Spekulationsobjekte ohne Nutzwert dürften am stärksten leiden.
  • Wie sollten mittelständische Unternehmen, die in Krypto investiert haben, jetzt reagieren?
    Unternehmen sollten ihre Treasury-Strategie überprüfen und Krypto-Holdings als hochriskante Investments behandeln. Eine Absicherung durch Derivate oder teilweise Gewinnmitnahmen kann sinnvoll sein. Wichtig: Klare Governance-Regeln für maximale Allokationen und Verlustgrenzen definieren.

Quellen: „boerse.de“, „wallstreet-online.de“, „n-tv.de“, „tagesschau.de“