Business & Beyond Gaza 2.0: Wirtschaftsdeal als Friedensplan – Trump setzt auf Cash statt Kalaschnikow

Gaza 2.0: Wirtschaftsdeal als Friedensplan – Trump setzt auf Cash statt Kalaschnikow

US-Präsident Trump präsentiert 21-Punkte-Plan für Gaza mit Wirtschaftszone und internationalem Friedensrat. Israel stimmt zu, Hamas prüft. Der Deal könnte die Handelsbeziehungen im gesamten Nahen Osten neu ordnen.

Der Nahe Osten steht möglicherweise vor seiner größten wirtschaftspolitischen Neuordnung seit Jahrzehnten. US-Präsident Trump und Israels Premier Netanjahu haben einen umfassenden Plan zur Beendigung des Gaza-Kriegs vorgestellt, der weit über einen Waffenstillstand hinausgeht. Der 21-Punkte-Plan sieht neben der sofortigen Freilassung aller Geiseln auch die Schaffung einer Sonderwirtschaftszone vor – und könnte die Handelsbeziehungen in der gesamten Region neu strukturieren.

Wirtschaftliche Neuordnung unter internationaler Aufsicht

Der Gazastreifen soll künftig von einer Übergangsregierung palästinensischer Technokraten verwaltet werden – unter Aufsicht eines internationalen Gremiums mit Trump an der Spitze. „Ich spreche nicht nur von Gaza. Gaza ist eine Sache, aber wir sprechen von viel mehr. Es geht um das gesamte Paket. Alles wird geklärt.

Es geht um Frieden im Nahen Osten“, erklärte Trump laut „Spiegel“ bei der Präsentation des Plans. Die wirtschaftlichen Implikationen sind weitreichend: Eine internationale Stabilisierungstruppe soll die Sicherheit gewährleisten, während gleichzeitig eine Sonderwirtschaftszone entstehen soll. Diese könnte zum Katalysator für Investitionen werden und die Grundlage für eine nachhaltige ökonomische Entwicklung schaffen. Wie „tagesschau.de“ berichtet, ist auch der frühere britische Premier Tony Blair als Teil des internationalen Friedensrats vorgesehen.

Klare Bedingungen für alle Akteure

Der Plan definiert klare Regeln für alle Beteiligten. Israel darf Gaza nicht annektieren, muss aber auch keine Besatzungsmacht bleiben. Nach einer Zustimmung der Hamas würde es zunächst einen „moderaten Rückzug“ der israelischen Armee geben, weitere Schritte hängen von der Entwaffnung der Hamas ab, wie Netanjahu laut „Spiegel“ betonte.

Für die Hamas ist die Botschaft unmissverständlich: „Die Hamas und andere terroristische Gruppierungen werden keine Rolle im Gremium spielen. Sie werden überhaupt keine Rolle in der Regierung des Gazastreifens spielen“, stellte Trump klar, wie „tagesschau.de“ dokumentiert. Die Terrororganisation muss auf jede Rolle in der Verwaltung verzichten, ihre Mitglieder könnten Amnestie erhalten oder ausreisen.

Diplomatische Offensive mit wirtschaftlichem Kalkül

Bemerkenswert ist die diplomatische Einbindung der Golfstaaten. Bei seinem Besuch entschuldigte sich Netanjahu bei Katar für den israelischen Luftangriff von Anfang September. Das ist kein Zufall: Katar spielt neben Ägypten eine zentrale Rolle als Vermittler und könnte künftig auch wirtschaftlich stärker eingebunden werden. Der Plan stelle sicher, dass „Gaza nie wieder eine Bedrohung für Israel darstellt“, so Netanjahu laut „Spiegel“.

Trump bezeichnete die Initiative als einen „historischen Tag für Frieden“ und sprach von „einem neuen Kapitel für Sicherheit und Frieden in der Region“. Die Zustimmung der Hamas bleibt der entscheidende Unsicherheitsfaktor. „Falls beide Seiten dem Vorschlag zustimmen, endet der Krieg sofort“, heißt es in dem Papier. Die Organisation will den Vorschlag „in gutem Willen“ prüfen, berichtet „tagesschau.de“. Trump machte jedoch deutlich, dass er Israel bei einer Ablehnung unterstützen werde, „die Hamas zu zerstören“.

Business Punk Check

Der Trump-Plan ist mehr als nur ein Friedensabkommen – er ist ein wirtschaftspolitisches Machtinstrument. Die geplante Sonderwirtschaftszone könnte zum Experimentierfeld für regionale Investitionen werden, aber die Realität sieht anders aus: Ohne massive Infrastrukturinvestitionen bleibt Gaza ein Failed State mit Wirtschaftspotenzial auf dem Papier.

Die wahren Profiteure sind zunächst Bauunternehmen und Security-Firmen, die den Wiederaufbau und die Sicherheit organisieren werden. Für europäische Unternehmen öffnet sich ein Markt erst in 3-5 Jahren – und nur, wenn der Friedensrat tatsächlich funktioniert. Die Einbindung Katars ist dabei kein humanitärer Akt, sondern knallhartes Wirtschaftskalkül: Als Finanzier könnte das Emirat seinen Einfluss in der Region weiter ausbauen und neue Absatzmärkte erschließen.

Häufig gestellte Fragen

  • Welche Branchen könnten von der geplanten Sonderwirtschaftszone in Gaza profitieren?
    Kurzfristig sind es vor allem Bauunternehmen, Infrastrukturspezialisten und Sicherheitsfirmen. Mittelfristig könnten Telekommunikation, Wasseraufbereitung und erneuerbare Energien folgen. Europäische Mittelständler sollten jedoch mit einem Engagement warten, bis die politische Stabilität gesichert ist.
  • Wie können deutsche Unternehmen vom möglichen Wiederaufbau in Gaza profitieren?
    Deutsche Unternehmen sollten zunächst Partnerschaften mit Firmen aus den Golfstaaten eingehen, die bereits Zugang zur Region haben. Besonders gefragt: Expertise in Wasseraufbereitung, nachhaltiger Energieversorgung und digitaler Infrastruktur. Direktinvestitionen sind erst in der zweiten Phase sinnvoll.
  • Welche Rolle spielt Katar als Wirtschaftspartner in diesem Friedensplan?
    Katar positioniert sich als Schlüsselinvestor und könnte zum Hauptfinanzier des Wiederaufbaus werden. Für europäische Unternehmen bedeutet das: Wer in Gaza Geschäfte machen will, kommt an katarischen Partnern kaum vorbei. Die Entschuldigung Netanjahus ist daher auch ein wirtschaftsstrategischer Schachzug.
  • Wie realistisch ist die Umsetzung der Sonderwirtschaftszone angesichts der politischen Unsicherheiten?
    Die Wahrscheinlichkeit liegt bei etwa 30 Prozent. Selbst bei Zustimmung aller Parteien müssen erst internationale Garantien für Investitionsschutz etabliert werden. Unternehmen sollten Vorbereitungen treffen, aber mit konkreten Investitionen noch 12-18 Monate warten.

Quellen: „Spiegel“, „tagesschau.de“