Drive & Dreams BMW vs. Mercedes: Der Premium-Krieg spitzt sich zu – warum München lacht und Stuttgart schwitzt

BMW vs. Mercedes: Der Premium-Krieg spitzt sich zu – warum München lacht und Stuttgart schwitzt

Während BMW nach langer Talfahrt wieder Absatzplus vermeldet, kämpft Mercedes mit Einbrüchen. Trumps Zollpolitik und Chinas Marktschwäche stellen die Konzerne vor strategische Herausforderungen.

Die deutsche Automobilindustrie steckt in einem geopolitischen Zangengriff. BMW konnte nach fünf rückläufigen Quartalen endlich wieder ein Absatzplus verbuchen, während Mercedes tief in der Krise steckt. Doch hinter den Zahlen verbergen sich komplexe Dynamiken: Die aggressive Zollpolitik der USA unter Trump und der schwächelnde chinesische Markt zwingen die Premiumhersteller zu strategischen Anpassungen.

Trumps Zollpolitik als Game Changer

Die Handelspolitik der USA entwickelt sich zunehmend zum Risikofaktor für deutsche Autobauer. BMW konnte trotz der von Donald Trump verhängten Zölle im dritten Quartal in den USA 104.200 Fahrzeuge absetzen – ein Plus von 24 Prozent, wie „n-tv.de“ berichtet. Mercedes hingegen verzeichnete einen Rückgang von 17 Prozent.

Laut „Handelsblatt“ hatte der Stuttgarter Konzern zuvor massiv Fahrzeuge in die USA verschifft, um drohenden Zöllen zuvorzukommen – die Händlerlager sind entsprechend voll. Die transatlantischen Zollverhandlungen belasten zudem die Finanzplanung. BMW musste seine Gewinnprognose nach unten korrigieren, da Zollrückerstattungen im hohen dreistelligen Millionenbereich nicht wie erhofft 2025, sondern erst 2026 fließen werden, so „FAZ“. Der erwartete Barmittelzufluss wurde von mindestens 5 Milliarden auf nur noch 2,5 Milliarden Euro reduziert.

China-Krise trifft deutsche Premium-Strategie

Der chinesische Markt, jahrelang Wachstumsgarant für deutsche Premiumhersteller, entwickelt sich zum Problemfall. Mercedes verzeichnete dort im dritten Quartal einen dramatischen Einbruch von 27 Prozent, wie „Handelsblatt“ meldet. BMW steht mit einem Minus von 0,4 Prozent scheinbar besser da, doch die Zahlen täuschen: Im Vorjahresquartal hatte der Münchner Konzern bereits einen Einbruch von fast 30 Prozent hinnehmen müssen.

Die strukturellen Probleme in China gehen tiefer. „Die deutschen Autobauer leiden in der Volksrepublik schon länger unter der anhaltenden Krise auf dem Immobilienmarkt, welche wohlhabenden Chinesen den Kauf eines Neuwagens verleidet“, analysiert „n-tv.de“. Gleichzeitig verlieren die etablierten Hersteller bei Elektrofahrzeugen massiv Marktanteile an lokale Konkurrenten.

Elektromobilität: Warten auf den großen Wurf

Die Elektrostrategie der deutschen Premiumhersteller zeigt gemischte Ergebnisse. Mercedes verzeichnete dank des neuen CLA ein Wachstum bei Elektrofahrzeugen von 22 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie Vertriebsvorstand Mathias Geisen betont.

„Besonders erfreulich ist dabei das starke Absatzwachstum in Europa und Amerika sowie bei der Marke Mini“, zitiert „n-tv.de“ BMW-Vertriebsvorstand Jochen Goller. Dennoch: BMW verzeichnete bei E-Autos einen leichten Rückgang von 0,6 Prozent auf 102.900 Einheiten. Möglicherweise warten potenzielle Käufer bereits auf die „Neue Klasse“, BMWs komplett neu entwickelte Elektro-Plattform, die erst 2025 auf den Markt kommt.

Divergierende Entwicklungen der Premiumhersteller

Während Mercedes mit einem Absatzrückgang von 12 Prozent auf 441.500 Fahrzeuge im dritten Quartal kämpft, konnte BMW 588.300 Autos ausliefern – ein Plus von 8,8 Prozent, wie „n-tv.de“ berichtet.

Allerdings profitierte BMW von einem schwachen Vorjahresquartal, als Probleme mit Continental-Bremsen für eine Auslieferungssperre sorgten. In den ersten neun Monaten baute BMW seinen Vorsprung aus: Die Münchner lieferten knapp 1,8 Millionen Fahrzeuge aus (plus 2,4 Prozent), während Mercedes mit 1,6 Millionen Autos 9 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum absetzte, so „Handelsblatt“.

Business Punk Check

Die Zahlen offenbaren eine unbequeme Wahrheit: Deutsche Premiumhersteller verlieren ihre Gestaltungsmacht in der globalen Automobilindustrie. Sie sind zu Getriebenen geopolitischer Machtspiele und struktureller Marktveränderungen geworden. Die Abhängigkeit vom chinesischen Markt erweist sich als strategische Falle, während die Elektro-Transformation langsamer voranschreitet als bei der agilen chinesischen Konkurrenz.

Die Zollpolitik zeigt zudem schmerzhaft, wie anfällig globale Lieferketten für politische Einflussnahme sind. Für deutsche Autobauer bedeutet dies: Wer nicht radikal umdenkt und seine Abhängigkeiten reduziert, wird langfristig zum Übernahmekandidaten. Die Frage ist nicht mehr, ob die deutsche Autoindustrie ihre Dominanz verliert, sondern wie schnell.

Häufig gestellte Fragen

  • Wie stark gefährdet Trumps Zollpolitik das Geschäftsmodell deutscher Autobauer?
    Die Zollpolitik trifft besonders Hersteller mit transatlantischen Lieferketten wie BMW, die SUVs aus US-Werken nach Europa exportieren. Kurzfristig bedeutet dies Gewinneinbußen in Milliardenhöhe, langfristig erzwingt es eine Neuausrichtung der Produktionsstandorte mit stärkerer Regionalisierung.
  • Können deutsche Hersteller in China wieder Boden gutmachen?
    Der Premiummarkt in China verändert sich strukturell. Deutsche Hersteller müssen ihre Elektromodelle deutlich schneller an lokale Bedürfnisse anpassen und Partnerschaften mit chinesischen Tech-Unternehmen eingehen, um bei Software und Vernetzung aufzuholen. Ohne radikale Anpassung droht weiterer Marktanteilsverlust.
  • Welche Strategien könnten BMW und Mercedes aus der geopolitischen Falle führen?
    Erfolgreiche Strategien setzen auf Produktionsflexibilität durch modulare Plattformen, lokalisierte Zulieferketten in Hauptmärkten und technologische Partnerschaften statt Alleingänge. Zudem müssen Premiumhersteller ihre Definition von Luxus neu denken – weg von Motorleistung, hin zu digitaler Experience.
  • Wie wirkt sich die geopolitische Lage auf mittelständische Autozulieferer aus?
    Mittelständische Zulieferer leiden doppelt: Sie müssen sowohl die Transformation zur E-Mobilität stemmen als auch geopolitische Risiken abfedern. Erfolgreiche Unternehmen setzen auf Diversifikation ihrer Kundenstruktur und Erschließung neuer Geschäftsfelder jenseits des klassischen Automobilbaus.

Quellen: „Handelsblatt“, „FAZ“, „n-tv.de“, „n-tv.de“, „Handelsblatt“