Drive & Dreams Rolls-Royce Phantom VIII: Der Supragleiter

Rolls-Royce Phantom VIII: Der Supragleiter

Wer sich diesem Luxus nähern will, muss von ganz vorn beginnen. Was haben wir denn hier? Einen Phantom acht, Wert ab 500.000 €. Größe. Gewicht. Soweit die Fakten. Doch wie ist es denn nun wirklich, mit so einem Auto zu fahren? Kann man das machen? Muss man das so machen? Eine beschwingte Ausfahrt.

Wer dieses Auto zum ersten Mal erblickt, der ist wirklich überrascht. Er steht einfach so da vor einem Fünf-Sterne-Haus in Bilbao. Der Wagen glänzt und funkelt in der Abendsonne und irgendwie kann ich mich an diesem Auto nicht sattsehen. Dafür wurde auch wirklich an alles gedacht. Die Fakten:.
Doch der Anblick ist selbstverständlich nur das eine, worum es geht. Denn die Ausfahrt ist das Ziel und jene beginnt am nächsten. Die BMWler haben alle Daten zum 1,5 Stunden entfernten Ziel bereits ins Navigationssystem eingepflegt. Also: Platz genommen, den Startknopf gedrückt und sehr sachte mit dem Auto aus der Hotelausfahrt geglitten. Das Navigationssystem sagt jetzt rechts abbiegen und der Herr Lauerer fällt natürlich links.
Und schon wird es ein bisschen knifflig. Denn leider ist jene Straße eine Sackgasse. Der Puls steigt, die Körpertemperatur auch. Was nun? Wenden in 40 Zügen. Von wegen, denn es ist ganz simpel und es wird eine 180er Wendung in drei Zügen und in weniger als einer Minute ist das Auto wieder auf der korrekten Fährte.

Fährt man mit einem Rolls-Royce durch Bilbao, fällt einem auf, das Auto sorgt für Aufsehen, wirklich großes Aufsehen. Kinder bleiben stehen, winken und rufen einem zu: „Was für ein schönes Auto“. Männer schauen fasziniert, vielleicht doch neidisch, auch Frauen sind begeistert. Dass einem so etwas bei einer Ausfahrt passiert? Kenne ich nicht. In den nächsten 90 Minuten geht es mit meinem supersymphatischen belgischen Kollegen hinauf in die Berge. Erst einmal auf die Autobahn mit 120 km/h. Dann die Serpentinen und wir landen dort, wo Fuchs und Has´ sich: „Gute Nacht“ sagen. Kühe auf der Straße, Hinterland. Man muss wirklich vorsichtig fahren, damit das auch alles funktioniert. Wo wir enden? ((Dies findet sich als Reportage in der kommenden Business Punkausgabe Printluxusausgabe, die im November erscheint.))

Matthias Lauerer testet den Phantom VIII
Matthias Lauerer testet den Phantom VIII

Was bei dem Auto wie von Geisterhand klappt und was mich verblüfft? Der elegante Koloss fährt wie auf Schienen. Er gleitet, summt und schiebt sich nie in den Mittelpunkt. Bei all dem Luxus und dem durchdachten Portfolio, den man sich für dieses Geld kaufen kann: das tonnenschwere Auto fährt sich superb. Extrem einfach und extrem simpel. Ganz so, als hätte ich noch nie etwas anderes in meinem Leben getan. Deswegen taufe ich ihn auch den Supragleiter, denn in Japan bauen sie gerade an einem Hochgeschwindigkeitszug, dessen Supraleitfähigkeit genutzt werden soll. Ab einer Geschwindigkeit von 500 km/h beginnt dieser Zug förmlich zu schweben. Technisch würde das nur zu weit führen, aber die Technik wurde mal wieder in Deutschland erfunden. Dann, wegen der bekannten Zukunftsangst in der Hose mal wieder nicht umgesetzt, wie der Transrapid. Aber das wäre eine andere Geschichte.

Wer sich ins Auto hebt und es ist Teil von allem. Es lädt dazu ein, groß zu denken. Unter dem Sternenhimmel fällt mir ein: Der Benzinverbrauch gegen Bäume, die es zu pflanzen gilt. Und wer sich nun wirklich überlegt, dieses fantastische Fuhrwerk zu kaufen, hat heute, in Zeiten der Klimakrise zwei Möglichkeiten. Erstes das mit dem Co2 ist mir doch alles völlig schnuppe. Oder zweite Option: ich kaufe mir für acht Euro je Baum im Amazonasgebiet und lasse diesen dort pflanzen.

Was aber noch ganz wichtig ist: Wir müssen noch über den Ghost 2, den „kleineren Bruder“ dieses Wunderwerks von der Insel sprechen. Der fährt sich noch angenehmer und wäre wohl billiger ist aka meine Wahl. Das wäre ein Auto, welches ich mir, bei einer wunderbaren Erbschaft, dem Lottogewinn oder dem ganz großen Glück im Leben vorstellen könnte. Aber mit gefühlt 1.000 Bäumen, die ich dann jährlich pflanzen müsste. Aber weshalb denn nicht?