Drive & Dreams China-Schock: BYD überholt deutsche Autobauer – Mercedes im Tal der Tränen

China-Schock: BYD überholt deutsche Autobauer – Mercedes im Tal der Tränen

Während deutsche Hersteller schwächeln, rast BYD auf Platz vier der weltgrößten Autokonzerne. Mit 31% Wachstum und strategischen Exporten definiert China die globalen Kräfteverhältnisse in der Automobilindustrie neu. Während ehemalige Champions wie Mercedes katastrophale Zahlen zu vermelden haben

Der globale Automarkt erlebt 2025 eine tektonische Verschiebung. Während deutsche Hersteller mit Umsatzeinbrüchen kämpfen, verzeichnet die weltweite Branche ein Plus von 3,8 Prozent.

Besonders ein Name sticht dabei heraus: BYD. Der chinesische Konzern hat sich erstmals unter die Top vier der größten Automobilhersteller katapultiert – ein Weckruf für die etablierte Konkurrenz aus Europa.

Chinas Auto-Offensive in Zahlen

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Im ersten Halbjahr 2025 wurden weltweit 45,2 Millionen Neuwagen verkauft. Toyota dominiert mit 4,73 Millionen abgesetzten Fahrzeugen weiterhin die Spitze. Dahinter folgen Volkswagen und Ford, wie „Merkur“ berichtet. Doch auf Platz vier hat sich BYD positioniert – mit über zwei Millionen verkauften Autos und einem Wachstum von 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Besonders bemerkenswert: BYD hat damit etablierte Marken wie Hyundai, Honda, Nissan und Kia überholt. Der Aufstieg erfolgt dabei nicht zufällig, sondern ist das Ergebnis einer strategischen Exportoffensive. Während der heimische chinesische Markt von intensivem Preiskampf geprägt ist, expandiert BYD gezielt in Märkte wie Thailand, Malaysia, Brasilien, Mexiko, Großbritannien und Italien.

Die Zeitenwende in der Automobilindustrie

„BYD steht für die Zeitenwende in der Automobilindustrie: die Transformation zur Elektromobilität. Mit der fortschrittlichen Technologie und dem breiten EV-Portfolio ist BYD ein Disruptor“, erklärt Nina Oswald, Managing Partner von Interbrand, laut „Merkur“.

Die Expertin sieht dabei einen entscheidenden Vorteil der Chinesen: „Was BYD präsentiert, können die europäischen Hersteller bisher in dieser Form nicht abbilden.“ Nicht nur BYD macht Tempo. Auch andere chinesische Hersteller gewinnen massiv an Marktanteilen. Geely steigerte seinen Absatz im ersten Halbjahr 2025 um 59 Prozent und nähert sich der Millionenmarke. Der Konzern profitiert dabei besonders von seiner Submarke Galaxy und dem Modell Xingyuan, das aktuell das meistverkaufte Auto in China ist.

Europas Elektromarkt im Umbruch

Auf dem europäischen Markt zeigt sich ein ähnliches Bild. Laut „Ingenieur“ stiegen die Neuzulassungen in den 28 europäischen Märkten im Sommer 2025 um 5 Prozent auf insgesamt 790.177 Fahrzeuge. Besonders stark wuchs dabei das Segment der batterieelektrischen Fahrzeuge (BEV) mit einem Plus von 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Noch beeindruckender entwickeln sich Plug-in-Hybride (PHEV): Mit 83.900 neu registrierten Fahrzeugen verzeichnet dieses Segment ein Plus von 59 Prozent. Der Marktanteil stieg auf 10,6 Prozent.

Chinesische Hersteller haben ihre Strategie angepasst und setzen verstärkt auf diese Technologie – nicht zuletzt als Reaktion auf erhöhte EU-Importzölle für reine Elektrofahrzeuge. Die Zahlen sind eindeutig: Chinesische Automarken haben in Europa etablierte Namen wie Audi und Renault beim monatlichen Absatz überholt. Mit über 43.500 Neuzulassungen in einem Monat entfallen mittlerweile 5,5 Prozent aller europäischen Neuwagenkäufe auf chinesische Marken. Fünf Hersteller – MG, BYD, Jaecoo, Omoda und Leapmotor – dominieren dabei mit 84 Prozent des chinesischen Gesamtvolumens.

Mercedes-Benz kämpft um den Anschluss

Der Gewinn des Stuttgarter Autobauers ist in den ersten neun Monaten des Jahres um mehr als die Hälfte eingebrochen – von 7,8 auf 3,87 Milliarden Euro. Besonders das dritte Quartal fiel mit einem Minus von fast einem Drittel auf 1,2 Milliarden Euro schwach aus. Der Umsatz sank um sieben Prozent auf 32,1 Milliarden Euro. Belastet wird das Ergebnis vor allem durch Absatzrückgänge in China, höhere US-Zölle und Sondereffekte. In China verliert Mercedes zunehmend Marktanteile an heimische Elektroautohersteller, während die geopolitische Lage und die protektionistische US-Handelspolitik den Export zusätzlich erschweren.


Mit einem operativen Ergebnis von nur 750 Millionen Euro und einer Rendite im Pkw-Geschäft von 4,8 Prozent steht Mercedes unter massivem Druck. Der Konzern reagiert mit einem Sparpaket von rund fünf Milliarden Euro, das Produktions- und Fixkosten bis 2027 deutlich senken soll. Rund 40.000 Beschäftigten wurde ein freiwilliger Ausstieg angeboten, um die Personalkosten zu reduzieren. Gleichzeitig versucht Mercedes, mit neuen E-Modellen wie CLA und GLC verlorenes Vertrauen am Markt zurückzugewinnen. Doch nach neun Monaten bleibt ein Absatzrückgang von neun Prozent – ein deutliches Zeichen, dass der Konzern seine Premiumstrategie neu justieren muss.

Deutschlands Autobauer unter Druck

Während chinesische Hersteller boomen, kämpfen deutsche Premium-Marken mit sinkenden Verkaufszahlen. Mercedes und Audi verlieren besonders in den strategisch wichtigen Märkten China und USA an Boden. Volkswagen kann sich zwar mit dem T-Roc und dem Tiguan im SUV-Segment behaupten, doch der Trend ist unübersehbar: Die Machtverhältnisse in der globalen Automobilindustrie verschieben sich grundlegend.

Besonders im Bereich der „Elektrifizierten Fahrzeugantriebssysteme“, so „Ingenieur“, haben chinesische Hersteller einen technologischen Vorsprung erarbeitet. Während europäische Konzerne noch an der Transformation ihrer Produktionslinien arbeiten, haben BYD und Co. bereits skalierbare Plattformen entwickelt, die Kosten- und Effizienzvorteile bieten.

Business Punk Check

Die Zahlen sind klar, die Konsequenzen brutal: Europas Autoindustrie hat den Anschluss bei der Elektrifizierung verloren. Während deutsche Manager noch von „Technologieoffenheit“ schwadronieren, haben chinesische Konzerne bereits die nächste Innovationswelle eingeleitet. Der wahre Grund für BYDs Erfolg ist nicht staatliche Subvention, sondern konsequente Fokussierung auf Zukunftstechnologien und vertikale Integration – von der Batterie bis zum Antriebsstrang.

Die harte Wahrheit: Ohne radikale Neuausrichtung werden deutsche Autobauer zu Premium-Nischenanbietern degradiert. Wer jetzt nicht massiv in Software-Kompetenz, Batterietechnologie und neue Geschäftsmodelle investiert, wird in zehn Jahren bestenfalls noch Karosserien für chinesische Tech-Plattformen bauen. Die Entscheidung fällt nicht 2030, sondern jetzt – mit jedem Euro, der in Entwicklungsbudgets fließt.

Häufig gestellte Fragen

  • Wie sollten deutsche Autohersteller auf die chinesische Konkurrenz reagieren?
    Deutsche Hersteller müssen ihre Strategie radikal überdenken: Statt auf Technologieoffenheit zu setzen, ist eine klare Fokussierung auf Elektrifizierung und digitale Ökosysteme nötig. Gleichzeitig sollten sie ihre verbleibenden Stärken in Fahrdynamik und Verarbeitungsqualität als Differenzierungsmerkmal nutzen.
  • Welche Chancen bietet die Situation für den deutschen Mittelstand?
    Zulieferer sollten sich auf Spezialisierung und Nischenangebote konzentrieren, wo chinesische Hersteller noch Schwächen haben. Besonders in den Bereichen autonomes Fahren, Sensorik und nachhaltige Materialien gibt es Potenzial für mittelständische Innovationen, die als Technologiepartner für globale OEMs fungieren können.
  • Wie wirkt sich die Marktverschiebung auf Arbeitsplätze in der deutschen Automobilindustrie aus?
    Der Transformationsdruck wird zunehmen. Unternehmen müssen massiv in Weiterbildung investieren, um Mitarbeiter für Software-Entwicklung, KI und neue Mobilitätskonzepte zu qualifizieren. Gleichzeitig werden klassische Produktionsjobs weiter unter Druck geraten – eine proaktive Industriepolitik ist gefragt.
  • Welche geopolitischen Konsequenzen hat Chinas Aufstieg in der Automobilindustrie?
    Die Verschiebung der Marktmacht hat direkte Auswirkungen auf Handelsbeziehungen und Wirtschaftspolitik. Europa muss eine Balance finden zwischen Protektionismus zum Schutz der heimischen Industrie und der Notwendigkeit, im technologischen Wettbewerb nicht weiter zurückzufallen. Strategische Partnerschaften mit chinesischen Herstellern könnten für einige europäische Unternehmen überlebenswichtig werden.

Quellen: „merkur.de“, „ingenieur.de“