Person
Interview icon Interview Gast:
Torsten Greif
  Gründer:

- Torsten Greif

- Gründer & CEO Four 20 Pharma GmbH

- Unternehmer & Investor

- Background: Studium in Deutschland, den USA und den Niederlanden; Einstieg in Versicherungen & Wirtschaftsprüfung

- Mission: Zuverlässige Versorgung mit medizinischem Cannabis


Unternehmen:

- Name: Four 20 Pharma Group

- Gründung: 2018

- Sitz: Paderborn

- Branche: Medizinalcannabis / Pharma


www.420pharma.de
6. November 2025

Torsten Greif

Zwischen Weed und Windenergie: Torsten Greif und warum er in keine Schublade passt

Torsten Greif ist ein Macher mit multipler Leidenschaft: Immobilien, Energie, Gaming, Cannabis – alles Teil seines unternehmerischen Kosmos. Als Geschäftsführer, Investor und Netzwerker baut er seit Jahren Brücken zwischen Branchen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Mit der GREIF HOLLANDER GRUPPE gestaltet er altersgerechtes Wohnen, mit Energieplan Ost West treibt er die Energiewende voran, mit Interstuhl entwickelt er einen Gaming Stuhl – und mit Four 20 Pharma vertreibt er medizinisches Cannabis. Ein Typ, der sich scheinbar nicht festlegen kann. Und das ist auch gut so.

[André Patrzek]: Torsten, du bist in Paderborn aufgewachsen und seit 2016 in Essen aktiv, keine klassischen Gründer-Hotspots. Wie haben dich diese Orte geprägt?

[Torsten Greif]: Beide Regionen zusammen ergeben für mich eine perfekte Mischung: Während es in Paderborn sehr diplomatisch, aber auch sehr verbindlich zugeht – der Handschlag und ein gegebenes Wort zählt hier noch was, da kann kommen, was wolle – ist man in Essen ruhrgebietstypisch weltoffen, lockerer, hier zählt die klare Kante und das offene Wort. Auch wenn ich mich mehr als „Typ Ruhrgebiet“ sehe, haben beide Orte die Grundlage für das gelegt, was ich heute bin.

[AP]: Was hat dich als Jugendlicher angetrieben: Neugier, Ehrgeiz oder einfach der Wille, was Eigenes zu machen?

[TG]: Ich habe immer das machen können, worauf ich Lust hatte. Meine Eltern haben mich immer dabei unterstützt, mir aber auch ganz klar mitgegeben: wenn Du etwas willst, musst du dafür hart arbeiten, dich selber kümmern – und aktiv auf Leute zugehen, Chancen nutzen. Keiner schenkt dir was und gibt dir was freiwillig, das habe ich ab dem ersten Lebensjahr gelernt.

[AP]: Gab’s Vorbilder, die dich früh inspiriert haben: in der Familie, in der Schule oder im Business?

[TG]: Meine Eltern waren absolute Vorbilder für mich und haben mich stark geprägt. Meine Mutter hat mir das moralische Gerüst mitgegeben – sei fair, kümmere Dich um Schwächere, aber scheue Dich nicht davor, Dinge klar anzusprechen. Mein Vater war Unternehmer durch und durch. Er hat mit Peacock Computer eines der ersten deutschen Computerunternehmen aufgebaut und mir das Unternehmergen sowie die „Business first“- und Netzwerk-Denke daher mitgegeben. Beide zusammen haben dafür gesorgt, dass ich früh spannende Leute kennengelernt habe: Bill Gates, Steve Jobs, Steve Ballmer, die Familie Hewlett-Packard – alle haben am Tisch bei meinen Eltern gesessen. Das waren ganz normale Leute für mich,
die Gespräche mit ihnen haben mich inspiriert, auch Unternehmer zu werden und Dinge ähnlich anzupacken. Hat bis jetzt ganz gut geklappt!

[AP]: Du hast in Deutschland, den USA und den Niederlanden studiert. Welches dieser Länder hat dich unternehmerisch am meisten geprägt?

[TG]: In Deutschland hatte ich eher meine Findungsphase, habe „International Business“ entdeckt und studiert, mein Ziel waren aber immer die USA. Hier habe ich über ein Tennis- Stipendium an einer Uni mit Fokus auf „Entrepreneurship“ studiert. Da habe ich dann nochmal von Grund auf gelernt, was Unternehmertum eigentlich heißt, nämlich „24/7“ und „Risiko first“. Übrigens habe ich hier viele Leute kennengelernt, mit denen ich bis heute privat und businessmäßig in Kontakt stehe. Was die Niederlande betrifft: Hier geht`s offen und locker zu und von hier habe ich mitgenommen, mein eigenes Ding zu machen, bis hin zum Outfit, egal, was andere über mich sagen und denken.

[AP]: Deine Karriere hat in der Versicherungsbranche und bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft begonnen: ziemlich weit weg von Cannabis oder Gaming. Was hast du aus dieser Zeit mitgenommen?

[TG]: In der Versicherungsbranche gilt: Wer Umsatz bzw. Ertrag macht, hat Recht – und: Netzwerke kann und sollte man monetarisieren. Die Denke habe ich bis heute verinnerlicht. In der Wirtschaftsprüferbranche arbeitet man hier sehr strukturiert, was mir sehr entgegenkommt und was ich bis heute in meinen Companies einfordere. In beiden Branchen habe ich aber auch erkannt, dass große Unternehmen zwar bis zu einem gewissen Grad Freiräume für die eigene Entwicklung bieten, man aber irgendwann an Grenzen stößt. Die hat man als Unternehmer nicht, kann man hier auch vieles anders, besser machen. Daher bin ich irgendwann raus und hab mein eigenes Ding gemacht.

[AP]: Du investierst seit Jahren in völlig unterschiedliche Bereiche: von Immobilien über Erneuerbare Energie bis Pharma. Wie triffst du deine Entscheidungen – Instinkt, Zahlen oder Bauchgefühl?

[TG]: Ich habe einen ganz guten Instinkt entwickelt, welche Branchen sich positiv entwickeln könnten. Auch das Netzwerk trägt seinen Teil dazu bei, neue Themen kennenzulernen. Dann gilt es natürlich auch, Chancen als solche zu erkennen und zu nutzen, dabei spielt auch eine gründliche Evaluierung eine wichtige Rolle. Denn nur wer mögliche Risiken kennt, kann entscheiden, ob er diese auch eingehen will. Grundsätzlich gilt für mich aber: ich lege mit eigenem Geld die Basis, um die volle Kontrolle zu haben, keinem was schuldig zu sein und schnell reagieren zu können, wenn sich Dinge entwickeln – positiv wie negativ.

[AP]: Was haben all deine Projekte gemeinsam: gibt’s einen roten Faden?

[TG]: Für mich ist ein gutes oder besser, das richtige Team, entscheidend, das habe schon im Tennis gelernt. Mit einem guten Team gewinnst Du, mit einem schlechten verlierst Du. Auf das Business übertragen bedeutet das: die zweite und dritte Reihe in Deiner Company müssen richtig gut sein, dann ist auch das Geschäftsfeld zweitrangig. Wichtig ist natürlich, dass es ein Geschäftsfeld ist, dass auch in der Zukunft tragfähig ist.

[AP]: Und jetzt mal ehrlich: Was war dein größter Rückschlag, und was hast du daraus gelernt?

[TG]: Ehrlich gesagt gab es bisher nicht „den“ einen großen Rückschlag – toi, toi, toi! Natürlich gab es immer mal wieder kleinere Rücksetzer, zum Beispiel durch Marktentwicklungen, Partner oder Mitarbeitende. Aber im Kern hat sich bisher alles immer positiv entwickelt. Ganz ehrlich, großes Unternehmerehrenwort!

„Mit einem guten Team gewinnst du, mit einem schlechten verlierst du. Darauf übertragen bedeutet das: Die zweite und dritte Reihe in deinem Unternehmen müssen richtig gut sein, dann ist das Geschäftsfeld zweitrangig.“
Torsten Greif

Bildquelle: „Be a star Productions/Four 20 Pharma“

[AP]: Du hast mit Four 20 Pharma früh auf medizinisches Cannabis gesetzt. Wie kam’s zu dieser Idee, und was hat dich überzeugt, dass der Markt Potenzial hat?

[TG]: Die Idee ist tatsächlich am Pokertisch entstanden, in einer Runde von Kumpels, die gleichzeitig Unternehmerkollegen sind. Einer von ihnen hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass Cannabis für medizinische Zwecke legalisiert worden ist und es seiner Meinung nach da ordentlich Marktpotenzial gäbe. Das haben wir uns angeguckt und dann entschieden, in den Markt reinzugehen. Natürlich gleich richtig und mit vollem Besteck. Dass
wir selber nicht ganz unerfahren mit dem Basisprodukt gewesen sind, hat vielleicht auch ein bisschen geholfen.

[AP]: Was unterscheidet Four 20 Pharma von anderen Playern im Markt?

[TG]: Wir haben frühzeitig unseren vollen Fokus auf Qualität gesetzt – und auf Brandbuilding, auch wenn das in einem regulierten Markt nicht ganz einfach ist. Das Heilmittelwerbegesetz, kurz: HWG, setzt hier enge Grenzen. Denn für uns war klar: Gute Qualität und eine starke Brand führen zu wiederkehrenden Kunden – das gilt für Ärzte und Apotheker, die verlässliche Partner brauchen, aber auch Patienten, die immer die gleiche Wirkung im Rahmen einer begleiteten Therapie haben möchten.

[AP]: Wie siehst du die Entwicklung des Cannabis-Marktes in Deutschland? Ändert sich mit den angekündigten strengeren Regeln etwas für euch?

[TG]: Erstmal: Im Moment haben wir einen Entwurf vorliegen, kein Gesetz. Die Tendenz scheint aber klar zu sein, nämlich dass ein sehr niedrigschwelliger Zugang demnächst angepasst wird. Das hat sicherlich einen zeitweiligen Rückgang der Nachfrage zur Folge, was wiederum zu einer Marktbereinigung führen wird. Das ist aber auch gut so, denn wir haben derzeit einfach zu viel Ware und Angebot im Markt. Four 20 wird davon aber nicht unmittelbar betroffen sein, denn wir sind einerseits in 17 Märkten unterwegs, andererseits haben wir die Supply Chain komplett unter Kontrolle. Dadurch sind wir robust aufgestellt und nicht ganz so stark vom deutschen Markt abhängig, wie vielleicht andere Player.

[AP]: Ihr habt früh Anteile an Curaleaf verkauft: warum dieser Schritt, und was hat sich dadurch verändert?

[TG]: Zum damaligen Zeitpunkt war nicht klar, wie die Legalisierung genau durchgeführt wird bzw. was die Folgen daraus sind. So war zum Beispiel auch die „Vollegalisierung“ eine Option. Dann hätte man deutschlandweit Verkaufsstellen gebraucht, was Curaleaf in den USA schon erfolgreich umgesetzt hatte. Das war einer der Hauptgründe für den Verkauf. Wie wir wissen, ist es anders gekommen, aber so ist das manchmal. Dennoch hat es sich gelohnt, denn wir haben Vorteile durch die weltweite Gruppe, können unsere Entscheidungen aber immer noch komplett selber treffen.

[AP]: Du bist Mitinitiator der Golden Leaf Gala. Warum braucht die Branche ein solches Event?

[TG]: Die Branche ist noch extrem jung, aber ernst zu nehmen, da wir ein Volumen von weit über 1 Mrd. Euro haben. Trotzdem müssen sich manche Dinge noch finden. Entsprechend braucht es Räume, in denen sich die Branchenakteure austauschen können – wie die Golden Leaf Gala. Sowas gab es noch nicht, daher haben wir „einfach mal gemacht“. Und anhand der Teilnehmerzahl und „Gästequalität“ kann man sehen, dass das Konzept aufgeht.

[AP]: Was steht als Nächstes an für Four 20 Pharma: national und international?

[TG]: National setzen wir alles dran, Qualitätsführer zu bleiben. Zudem investieren wir in die Aufklärung von Ärzten. Heute sorgen Telemediziner für einen großen Teil der Verschreibungen, viele Ärzte haben Medizinalcannabis als Therapieoption noch gar nicht auf dem Radar, das wollen wir ändern. Darüber hinaus ist Cannabis im Alter ein wichtiges Thema, hier stoßen wir auf großes Interesse und viele Fürsprecher. Da bleiben wir dran. International erschließen wir derzeit neue Kernmärkte und überlegen, Four 20 mit Hilfe von Curaleaf auch in den USA auszurollen und als Marke bekannt zu machen.

[AP]: Wenn du deine Karriere nochmal neu starten würdest – was würdest du gleich machen, und was komplett anders?

[TG]: Ehrlich gesagt würde ich alles ganz genau so machen – ob es genauso laufen würde, wäre fraglich. Aber am Ende würde ich immer Unternehmer bleiben.

[AP]: Und letzte Frage – wie entspannst du nach all dem Hustle: mit Wein, Inhalator, Vaporisator oder Controller in der Hand?

[Torsten Greif]: Weder noch. Meistens mit Tennis- oder Padel-Schläger in der Hand. Controller leider selten, manchmal zocken mein Partner Thomas und ich im Office tatsächlich Mario Kart.

[André Patrzek]: Danke, Torsten, für das Gespräch und dafür, dass du gezeigt hast, wie man mit Neugier und der richtigen Portion Risiko seinen ganz eigenen unternehmerischen Kosmos baut.

Das Interview führte André Patrzek für UnternehmerNEXT von Business Punk.

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  Gründer:

- Torsten Greif

- Gründer & CEO Four 20 Pharma GmbH

- Unternehmer & Investor

- Background: Studium in Deutschland, den USA und den Niederlanden; Einstieg in Versicherungen & Wirtschaftsprüfung

- Mission: Zuverlässige Versorgung mit medizinischem Cannabis


Unternehmen:

- Name: Four 20 Pharma Group

- Gründung: 2018

- Sitz: Paderborn

- Branche: Medizinalcannabis / Pharma


www.420pharma.de
6. November 2025

Torsten Greif

Zwischen Weed und Windenergie: Torsten Greif und warum er in keine Schublade passt

Torsten Greif ist ein Macher mit multipler Leidenschaft: Immobilien, Energie, Gaming, Cannabis – alles Teil seines unternehmerischen Kosmos. Als Geschäftsführer, Investor und Netzwerker baut er seit Jahren Brücken zwischen Branchen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Mit der GREIF HOLLANDER GRUPPE gestaltet er altersgerechtes Wohnen, mit Energieplan Ost West treibt er die Energiewende voran, mit Interstuhl entwickelt er einen Gaming Stuhl – und mit Four 20 Pharma vertreibt er medizinisches Cannabis. Ein Typ, der sich scheinbar nicht festlegen kann. Und das ist auch gut so.

[André Patrzek]: Torsten, du bist in Paderborn aufgewachsen und seit 2016 in Essen aktiv, keine klassischen Gründer-Hotspots. Wie haben dich diese Orte geprägt?

[Torsten Greif]: Beide Regionen zusammen ergeben für mich eine perfekte Mischung: Während es in Paderborn sehr diplomatisch, aber auch sehr verbindlich zugeht – der Handschlag und ein gegebenes Wort zählt hier noch was, da kann kommen, was wolle – ist man in Essen ruhrgebietstypisch weltoffen, lockerer, hier zählt die klare Kante und das offene Wort. Auch wenn ich mich mehr als „Typ Ruhrgebiet“ sehe, haben beide Orte die Grundlage für das gelegt, was ich heute bin.

[AP]: Was hat dich als Jugendlicher angetrieben: Neugier, Ehrgeiz oder einfach der Wille, was Eigenes zu machen?

[TG]: Ich habe immer das machen können, worauf ich Lust hatte. Meine Eltern haben mich immer dabei unterstützt, mir aber auch ganz klar mitgegeben: wenn Du etwas willst, musst du dafür hart arbeiten, dich selber kümmern – und aktiv auf Leute zugehen, Chancen nutzen. Keiner schenkt dir was und gibt dir was freiwillig, das habe ich ab dem ersten Lebensjahr gelernt.

[AP]: Gab’s Vorbilder, die dich früh inspiriert haben: in der Familie, in der Schule oder im Business?

[TG]: Meine Eltern waren absolute Vorbilder für mich und haben mich stark geprägt. Meine Mutter hat mir das moralische Gerüst mitgegeben – sei fair, kümmere Dich um Schwächere, aber scheue Dich nicht davor, Dinge klar anzusprechen. Mein Vater war Unternehmer durch und durch. Er hat mit Peacock Computer eines der ersten deutschen Computerunternehmen aufgebaut und mir das Unternehmergen sowie die „Business first“- und Netzwerk-Denke daher mitgegeben. Beide zusammen haben dafür gesorgt, dass ich früh spannende Leute kennengelernt habe: Bill Gates, Steve Jobs, Steve Ballmer, die Familie Hewlett-Packard – alle haben am Tisch bei meinen Eltern gesessen. Das waren ganz normale Leute für mich,
die Gespräche mit ihnen haben mich inspiriert, auch Unternehmer zu werden und Dinge ähnlich anzupacken. Hat bis jetzt ganz gut geklappt!

[AP]: Du hast in Deutschland, den USA und den Niederlanden studiert. Welches dieser Länder hat dich unternehmerisch am meisten geprägt?

[TG]: In Deutschland hatte ich eher meine Findungsphase, habe „International Business“ entdeckt und studiert, mein Ziel waren aber immer die USA. Hier habe ich über ein Tennis- Stipendium an einer Uni mit Fokus auf „Entrepreneurship“ studiert. Da habe ich dann nochmal von Grund auf gelernt, was Unternehmertum eigentlich heißt, nämlich „24/7“ und „Risiko first“. Übrigens habe ich hier viele Leute kennengelernt, mit denen ich bis heute privat und businessmäßig in Kontakt stehe. Was die Niederlande betrifft: Hier geht`s offen und locker zu und von hier habe ich mitgenommen, mein eigenes Ding zu machen, bis hin zum Outfit, egal, was andere über mich sagen und denken.

[AP]: Deine Karriere hat in der Versicherungsbranche und bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft begonnen: ziemlich weit weg von Cannabis oder Gaming. Was hast du aus dieser Zeit mitgenommen?

[TG]: In der Versicherungsbranche gilt: Wer Umsatz bzw. Ertrag macht, hat Recht – und: Netzwerke kann und sollte man monetarisieren. Die Denke habe ich bis heute verinnerlicht. In der Wirtschaftsprüferbranche arbeitet man hier sehr strukturiert, was mir sehr entgegenkommt und was ich bis heute in meinen Companies einfordere. In beiden Branchen habe ich aber auch erkannt, dass große Unternehmen zwar bis zu einem gewissen Grad Freiräume für die eigene Entwicklung bieten, man aber irgendwann an Grenzen stößt. Die hat man als Unternehmer nicht, kann man hier auch vieles anders, besser machen. Daher bin ich irgendwann raus und hab mein eigenes Ding gemacht.

[AP]: Du investierst seit Jahren in völlig unterschiedliche Bereiche: von Immobilien über Erneuerbare Energie bis Pharma. Wie triffst du deine Entscheidungen – Instinkt, Zahlen oder Bauchgefühl?

[TG]: Ich habe einen ganz guten Instinkt entwickelt, welche Branchen sich positiv entwickeln könnten. Auch das Netzwerk trägt seinen Teil dazu bei, neue Themen kennenzulernen. Dann gilt es natürlich auch, Chancen als solche zu erkennen und zu nutzen, dabei spielt auch eine gründliche Evaluierung eine wichtige Rolle. Denn nur wer mögliche Risiken kennt, kann entscheiden, ob er diese auch eingehen will. Grundsätzlich gilt für mich aber: ich lege mit eigenem Geld die Basis, um die volle Kontrolle zu haben, keinem was schuldig zu sein und schnell reagieren zu können, wenn sich Dinge entwickeln – positiv wie negativ.

[AP]: Was haben all deine Projekte gemeinsam: gibt’s einen roten Faden?

[TG]: Für mich ist ein gutes oder besser, das richtige Team, entscheidend, das habe schon im Tennis gelernt. Mit einem guten Team gewinnst Du, mit einem schlechten verlierst Du. Auf das Business übertragen bedeutet das: die zweite und dritte Reihe in Deiner Company müssen richtig gut sein, dann ist auch das Geschäftsfeld zweitrangig. Wichtig ist natürlich, dass es ein Geschäftsfeld ist, dass auch in der Zukunft tragfähig ist.

[AP]: Und jetzt mal ehrlich: Was war dein größter Rückschlag, und was hast du daraus gelernt?

[TG]: Ehrlich gesagt gab es bisher nicht „den“ einen großen Rückschlag – toi, toi, toi! Natürlich gab es immer mal wieder kleinere Rücksetzer, zum Beispiel durch Marktentwicklungen, Partner oder Mitarbeitende. Aber im Kern hat sich bisher alles immer positiv entwickelt. Ganz ehrlich, großes Unternehmerehrenwort!

„Mit einem guten Team gewinnst du, mit einem schlechten verlierst du. Darauf übertragen bedeutet das: Die zweite und dritte Reihe in deinem Unternehmen müssen richtig gut sein, dann ist das Geschäftsfeld zweitrangig.“
Torsten Greif

Bildquelle: „Be a star Productions/Four 20 Pharma“

[AP]: Du hast mit Four 20 Pharma früh auf medizinisches Cannabis gesetzt. Wie kam’s zu dieser Idee, und was hat dich überzeugt, dass der Markt Potenzial hat?

[TG]: Die Idee ist tatsächlich am Pokertisch entstanden, in einer Runde von Kumpels, die gleichzeitig Unternehmerkollegen sind. Einer von ihnen hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass Cannabis für medizinische Zwecke legalisiert worden ist und es seiner Meinung nach da ordentlich Marktpotenzial gäbe. Das haben wir uns angeguckt und dann entschieden, in den Markt reinzugehen. Natürlich gleich richtig und mit vollem Besteck. Dass
wir selber nicht ganz unerfahren mit dem Basisprodukt gewesen sind, hat vielleicht auch ein bisschen geholfen.

[AP]: Was unterscheidet Four 20 Pharma von anderen Playern im Markt?

[TG]: Wir haben frühzeitig unseren vollen Fokus auf Qualität gesetzt – und auf Brandbuilding, auch wenn das in einem regulierten Markt nicht ganz einfach ist. Das Heilmittelwerbegesetz, kurz: HWG, setzt hier enge Grenzen. Denn für uns war klar: Gute Qualität und eine starke Brand führen zu wiederkehrenden Kunden – das gilt für Ärzte und Apotheker, die verlässliche Partner brauchen, aber auch Patienten, die immer die gleiche Wirkung im Rahmen einer begleiteten Therapie haben möchten.

[AP]: Wie siehst du die Entwicklung des Cannabis-Marktes in Deutschland? Ändert sich mit den angekündigten strengeren Regeln etwas für euch?

[TG]: Erstmal: Im Moment haben wir einen Entwurf vorliegen, kein Gesetz. Die Tendenz scheint aber klar zu sein, nämlich dass ein sehr niedrigschwelliger Zugang demnächst angepasst wird. Das hat sicherlich einen zeitweiligen Rückgang der Nachfrage zur Folge, was wiederum zu einer Marktbereinigung führen wird. Das ist aber auch gut so, denn wir haben derzeit einfach zu viel Ware und Angebot im Markt. Four 20 wird davon aber nicht unmittelbar betroffen sein, denn wir sind einerseits in 17 Märkten unterwegs, andererseits haben wir die Supply Chain komplett unter Kontrolle. Dadurch sind wir robust aufgestellt und nicht ganz so stark vom deutschen Markt abhängig, wie vielleicht andere Player.

[AP]: Ihr habt früh Anteile an Curaleaf verkauft: warum dieser Schritt, und was hat sich dadurch verändert?

[TG]: Zum damaligen Zeitpunkt war nicht klar, wie die Legalisierung genau durchgeführt wird bzw. was die Folgen daraus sind. So war zum Beispiel auch die „Vollegalisierung“ eine Option. Dann hätte man deutschlandweit Verkaufsstellen gebraucht, was Curaleaf in den USA schon erfolgreich umgesetzt hatte. Das war einer der Hauptgründe für den Verkauf. Wie wir wissen, ist es anders gekommen, aber so ist das manchmal. Dennoch hat es sich gelohnt, denn wir haben Vorteile durch die weltweite Gruppe, können unsere Entscheidungen aber immer noch komplett selber treffen.

[AP]: Du bist Mitinitiator der Golden Leaf Gala. Warum braucht die Branche ein solches Event?

[TG]: Die Branche ist noch extrem jung, aber ernst zu nehmen, da wir ein Volumen von weit über 1 Mrd. Euro haben. Trotzdem müssen sich manche Dinge noch finden. Entsprechend braucht es Räume, in denen sich die Branchenakteure austauschen können – wie die Golden Leaf Gala. Sowas gab es noch nicht, daher haben wir „einfach mal gemacht“. Und anhand der Teilnehmerzahl und „Gästequalität“ kann man sehen, dass das Konzept aufgeht.

[AP]: Was steht als Nächstes an für Four 20 Pharma: national und international?

[TG]: National setzen wir alles dran, Qualitätsführer zu bleiben. Zudem investieren wir in die Aufklärung von Ärzten. Heute sorgen Telemediziner für einen großen Teil der Verschreibungen, viele Ärzte haben Medizinalcannabis als Therapieoption noch gar nicht auf dem Radar, das wollen wir ändern. Darüber hinaus ist Cannabis im Alter ein wichtiges Thema, hier stoßen wir auf großes Interesse und viele Fürsprecher. Da bleiben wir dran. International erschließen wir derzeit neue Kernmärkte und überlegen, Four 20 mit Hilfe von Curaleaf auch in den USA auszurollen und als Marke bekannt zu machen.

[AP]: Wenn du deine Karriere nochmal neu starten würdest – was würdest du gleich machen, und was komplett anders?

[TG]: Ehrlich gesagt würde ich alles ganz genau so machen – ob es genauso laufen würde, wäre fraglich. Aber am Ende würde ich immer Unternehmer bleiben.

[AP]: Und letzte Frage – wie entspannst du nach all dem Hustle: mit Wein, Inhalator, Vaporisator oder Controller in der Hand?

[Torsten Greif]: Weder noch. Meistens mit Tennis- oder Padel-Schläger in der Hand. Controller leider selten, manchmal zocken mein Partner Thomas und ich im Office tatsächlich Mario Kart.

[André Patrzek]: Danke, Torsten, für das Gespräch und dafür, dass du gezeigt hast, wie man mit Neugier und der richtigen Portion Risiko seinen ganz eigenen unternehmerischen Kosmos baut.

Das Interview führte André Patrzek für UnternehmerNEXT von Business Punk.