Green & Generation Bedarfswehrpflicht erklärt: Wer muss ran, wer kann sich freikaufen – und was Freiwillige jetzt bekommen

Bedarfswehrpflicht erklärt: Wer muss ran, wer kann sich freikaufen – und was Freiwillige jetzt bekommen

Deutschland führt die „Bedarfswehrpflicht“ ein: Freiwillige bekommen 2600 Euro brutto plus Führerschein-Bonus. Reicht das nicht, entscheidet das Los. Geburtsjahrgang 2008 ist als erster betroffen.

Die Bundeswehr bekommt ein neues Rekrutierungsmodell mit Zuckerbrot und Peitsche. Union und SPD haben sich auf die sogenannte „Bedarfswehrpflicht“ geeinigt – ein System, das zunächst auf Freiwilligkeit setzt, aber bei Bedarf auch zum Zwangsdienst greifen kann. Wie es besser gehen könnte, verrät Personalberaterin Wiebke Köhler im Interview mit Business Punk. Laut „Bild“ trifft es erstmals den Geburtsjahrgang 2008, der sich auf Post vom Staat einstellen muss.

Geld statt Pflichtgefühl: So lockt die Bundeswehr

Die Attraktivität des Wehrdienstes soll durch finanzielle Anreize deutlich steigen. Wer freiwillig den Dienst antritt, erhält rund 2600 Euro brutto monatlich, wie „Bild“ berichtet.

Zusätzlich winkt ab einer einjährigen Verpflichtung ein Zuschuss für den Führerschein – egal ob PKW oder LKW. Wer sich länger als zwölf Monate verpflichtet, bekommt sogar den Status „Soldat auf Zeit“ (SAZ 1) und wird entsprechend besser vergütet.

Musterung für alle, Dienst nach Bedarf

Das neue System sieht vor, dass zunächst alle 18-jährigen Männer einen Fragebogen erhalten und verpflichtend beantworten müssen. Auch Frauen bekommen den Bogen – für sie bleibt die Beantwortung jedoch freiwillig.

Nach Angaben der „Bild“ beginnt mit Inkrafttreten des Gesetzes die verpflichtende Musterung aller männlichen Jahrgangsmitglieder ab dem Geburtsjahrgang 2008.

Personalziele und Losverfahren

Die Bundeswehr soll demnach auf 260.000 aktive Soldatinnen und Soldaten anwachsen – mit einem Zielkorridor zwischen 255.000 und 270.000 plus rund 200.000 Reservisten. Der Verteidigungsminister muss dem Bundestag künftig halbjährlich über die Fortschritte berichten.

Sollten nicht genügend Freiwillige den Dienst antreten, kann der Bundestag die Bedarfswehrpflicht aktivieren. Übersteigt die Zahl der Wehrpflichtigen den Bedarf, entscheidet als „ultima ratio“ ein Zufallsverfahren – sprich: das Los.

Business Punk Check

Die Bundeswehr als Arbeitgeber mit Zwangsrekrutierungsoption – ein Modell, das wirtschaftlich und gesellschaftlich Fragen aufwirft. Die 2600 Euro Einstiegsgehalt liegen über dem, was viele Ausbildungsberufe oder Einstiegspositionen bieten. Der Führerschein-Bonus ist clever, trifft aber auf eine Generation, die zunehmend auf Carsharing statt Autobesitz setzt.

Die wahre Herausforderung liegt in der Vereinbarkeit mit modernen Karrierewegen: Sechs Monate Wehrdienst bedeuten sechs Monate Verzögerung bei Studium oder Berufseinstieg. Für Unternehmen entstehen Planungsunsicherheiten, wenn potenzielle Mitarbeiter plötzlich eingezogen werden könnten. Die Wirtschaft muss sich auf flexiblere Einstiegsmodelle und potenzielle Personalengpässe einstellen – besonders in Branchen, die ohnehin unter Fachkräftemangel leiden.

Häufig gestellte Fragen

  • Wie wirkt sich die Bedarfswehrpflicht auf den Arbeitsmarkt aus?
    Die Bedarfswehrpflicht könnte besonders in Branchen mit Fachkräftemangel zu Engpässen führen. Unternehmen sollten flexible Einstiegsmodelle entwickeln und Rückkehrgarantien für eingezogene Mitarbeiter etablieren.
  • Welche Vorteile bietet der Wehrdienst für die berufliche Entwicklung?
    Neben dem Gehalt von 2600 Euro und dem Führerschein-Zuschuss können Wehrdienstleistende von Führungs- und Teamkompetenzen profitieren, die im Wirtschaftsleben gefragt sind. Besonders technische und logistische Ausbildungen bei der Bundeswehr sind für spätere Karrieren relevant.
  • Wie können Unternehmen sich auf mögliche Einberufungen vorbereiten?
    Arbeitgeber sollten Notfallpläne für kurzfristige Personalausfälle entwickeln, Wissenstransfer-Prozesse optimieren und möglicherweise Kooperationen mit der Bundeswehr für duale Ausbildungsmodelle in Betracht ziehen.
  • Welche Branchen könnten von der Bedarfswehrpflicht profitieren?
    Sicherheitsdienstleister, Ausrüstungshersteller und Unternehmen im Bereich Verteidigungstechnologie könnten durch die Personalaufstockung der Bundeswehr neue Aufträge erhalten. Auch Bildungsträger für die Reintegration nach dem Wehrdienst könnten neue Geschäftsfelder erschließen.

Quellen: „Bild“