Finance & Freedom Erbschaftsteuer unter Beschuss: Wirtschaftsweise nehmen Super-Erben und Familienclans ins Visier

Erbschaftsteuer unter Beschuss: Wirtschaftsweise nehmen Super-Erben und Familienclans ins Visier

Die Wirtschaftsweisen fordern eine Reform der Erbschaftsteuer mit Lebensfreibetrag und Ende der Unternehmensprivilegien. Dem Staat entgingen bisher 84 Milliarden Euro – während normale Erben stärker belastet werden.

Die Debatte um die Erbschaftsteuer nimmt wieder Fahrt auf. Im aktuellen Jahresgutachten schlagen die Wirtschaftsweisen eine grundlegende Reform vor, die vor allem Unternehmenserben treffen würde. Laut „Merkur“ könnten die Steuereinnahmen von derzeit 13,3 Milliarden auf rund 20 Milliarden Euro jährlich steigen – wenn die Privilegien für Firmenerben fallen.

Lebensfreibetrag statt Steuerschlupflöcher

Der Reformvorschlag sieht einen Lebensfreibetrag vor, der die meisten normalen Erbschaften entlasten würde. Aktuell können Vermögende durch gestückelte Vermögensübertragungen alle zehn Jahre die Freibeträge mehrfach nutzen und so Steuern minimieren. Mit einem einmaligen Lebensfreibetrag von einer Million Euro würden die allermeisten Erbschaften steuerfrei bleiben, wie „Merkur“ berichtet.

Die eigentliche Kontroverse betrifft die Steuerprivilegien für Unternehmenserben. Diese zahlen oft gar keine Abgaben, wenn sie versprechen, Arbeitsplätze zu erhalten. Bei Betriebsvermögen über 26 Millionen Euro greift die „Verschonungsbedarfsprüfung“ – wer nachweist, die Steuer nicht aus Privatvermögen zahlen zu können, bleibt steuerfrei. Dem Staat sind dadurch seit 2009 etwa 84 Milliarden Euro entgangen, wie „Merkur“ unter Berufung auf den MDR mitteilt.

Widerstand der Lobby

Die Stiftung Familienunternehmen, die Interessen von Superreichen wie den Klatten-Quandts vertritt, lehnt jede Reform ab. Ihr Argument: Erbschaftsteuern würden „die wirtschaftliche Substanz des gesamten Standorts Deutschland“ untergraben.

Bemerkenswert: Trotz intensiver Recherche konnte kein Fall gefunden werden, in dem ein Unternehmen wegen der Erbschaftsteuer pleite ging.

Business Punk Check

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Während Tante Ernas 50.000-Euro-Erbe besteuert wird, schlüpfen Milliardenerben durch Steuerschlupflöcher. Der Fall Hermann Thiele zeigt die Absurdität des Systems – seine Erben mussten auf 15 Milliarden Euro Nachlass vier Milliarden Steuern zahlen, nur weil er sein Vermögen nicht rechtzeitig in eine Stiftung parken konnte.

Die Wirtschaftsweisen haben erkannt: Das aktuelle System ist nicht nur ungerecht, sondern verschenkt Milliarden an Steuereinnahmen. Für den Mittelstand und Startups bedeutet dies: Sie tragen verhältnismäßig höhere Steuerlasten als die Großen. Eine Reform würde endlich gleiche Wettbewerbsbedingungen schaffen.

Häufig gestellte Fragen

  • Wie würde die Reform normale Erben beeinflussen?
    Für die meisten Erben wäre die Reform vorteilhaft. Mit einem Lebensfreibetrag von einer Million Euro würden die allermeisten Erbschaften komplett steuerfrei bleiben – ohne die bisherigen Tricks mit gestückelten Übertragungen alle zehn Jahre.
  • Welche Auswirkungen hätte die Reform auf den Mittelstand?
    Mittelständische Unternehmen müssten mit höheren Erbschaftsteuern rechnen, könnten aber von großzügigen Stundungsregeln profitieren. Wichtig: Es gibt keinen dokumentierten Fall, in dem ein Unternehmen durch Erbschaftsteuern pleite ging.
  • Warum scheiterten bisherige Reformversuche?
    Die Lobby der Familienunternehmen blockiert konsequent jede Reform. Ihre Argumentation mit Standortgefährdung steht jedoch im Widerspruch zu empirischen Daten, die zeigen, dass Unternehmen nicht durch Erbschaftsteuern gefährdet werden.
  • Welche Steuerschlupflöcher bleiben in der Reformdiskussion unberücksichtigt?
    Familienstiftungen bleiben im aktuellen Reformvorschlag weitgehend unangetastet. Da Stiftungen nicht sterben können, fällt keine Erbschaftsteuer an – ein Schlupfloch, das zunehmend von Superreichen genutzt wird.

Quellen: „Merkur“