Drive & Dreams McLaren Essence Day – Die rasende Nuss-Schale!

McLaren Essence Day – Die rasende Nuss-Schale!

Kann man einen Sportwagen mit einer Nuss-Schale vergleichen? Klingt zunächst abwegig – und ergibt doch Sinn, wenn man ein wenig darüber nachdenkt. Immerhin stammt der Vergleich von keinem Geringeren als Max Hunt, Global Product Manager bei McLaren und tief mit der DNA der Marke verbunden.

David Modjarad im Gespräch mit Max Hunt
David Modjarad im Gespräch mit Max Hunt

Mit Max spreche ich an diesem sonnigen Tag nahe London, am Rande des exklusiven Essence Day. Normalerweise bleibt dieses Event Besitzern – oder Bald-Besitzern – vorbehalten. Nur selten dürfen Zaungäste wie ich das Spektakel auf einem stillgelegten Flugplatz erleben, wenn die betuchte Klientel Gas geben darf. Max kennt Antworten auf alles – vom geplanten SUV bis zu gelungenem Ein- und Aussteigen oder Sonderwünschen.

Unvergessen bleibt für mich die „Hot Leap“: ein Erlebnis, das so schnell rennt, wie mir schlecht wird!

David Modjarad im Auto mit Max Hunt
David Modjarad im Auto mit Max Hunt

Zunächst startet die Reise behutsam. „Beaverbrook“ – britischer geht die Location kaum. Statt klassischem Hotel regiert hier distinguiertes Club-Flair, und garantiert haben hier schon Royals eingecheckt, mein erster Gedanke!

Castle Beaverbrook
Castle Beaverbrook

Vor dem „Schlösschen“ mein erster Kontakt mit dem Fuhrpark, hier glänzen die McLaren-Sportwagen, tadellos aufgereiht. Ich frage mich: Wie soll ich da mit meinem Rücken hineinkommen?

David Modjarad beim McLaren Essence Day
David Modjarad beim McLaren Essence Day

Der Praxistest folgt am nächsten Tag – früh morgens, direkt nach dem Frühstück, ab in den Shuttle nach Dunsfold. Kenner horchen auf: Hier produziert die BBC „Top Gear“, und diverse Automarken testen auf dem Flugfeld ihre Grenzen aus. Perfekter Ort für Nervenkitzel – und um künftige McLaren-Käufer auf den Geschmack zu bringen.

Gib Gas!

Jetzt wird’s ernst. Nach einer kurzen Einführung heißt es: Helm auf, einsteigen. Zum Glück begleitet mich ein Werksfahrer.

Der McLaren Artura – das „Einstiegsmodell“ – startet bei 226.000 Euro, ganz ohne Extras. Aber natürlich bleibt kein Wagen wie aus dem Katalog, Individualisierung heisst das Zauberwort! Nennt sich „MSO“ und steht für „McLaren Special Operation“ und erfüllt so gut wie jeden Wunsch, von Nagellackfarbe für Ledersitze bis zu Lackierungsvarianten. You name it you got it!

Pilates hätte mir wohl geholfen beim Einstieg, aber ich schaffe es! Der Name Artura setzt sich übrigens  zusammen aus „Art“ und „Future“. Ich bin überrascht, wie schnell ich vertraut bin mit dem Wagen – bemerkenswert, denn in Berlin fahre ich sonst eher Opel Corsa oder VW Polo als Rental-Car. Die 700 PS und 330 km/h Spitze sind allerdings eine andere Liga als meine gewohnten 90 PS.

Vorbei an den Boings
Vorbei an den Boings

Das Cruisen vorbei an stillgelegten Airbus und Boeings macht Spaß – bis zum nächsten Adrenalinschub: „Volle Power, Bremse drücken, auf drei loslassen!“ Hat schon mal jemand 700 PS aus dem Stand erlebt? Für mich fühlt es sich wahnsinnig an – und angenehm ist es nicht. Mein Werksfahrer amüsiert sich, ich breche nach wenigen Sekunden ab. Nach vier weiteren Launch-Control-Versuchen versichert er mir: „Keine Sorge, das Auto liegt wie ein Brett, Kurven sind kein Problem!“

Vielleicht ist das die Essenz des Essence Days: ausprobieren und Herausforderungen annehmen. Ich bin jedenfalls bedient.

Die Hot Leap!

Wie echte Profis fahren, erfahre ich nach dem Mittagessen: „Wanna do a hot leap?“ – also „Lust auf eine heiße Runde?“

Eigentlich wollte ich ablehnen, aber „hey“ – jetzt oder nie! Ich wechsel auf den Beifahrersitz, ein Profi übernimmt das Steuer. Die zehn Minuten lassen sich kaum beschreiben: „Krass“ trifft es, und mein Fahrer hat hörbar Spaß an meinen wilden Schreien – eine Mischung aus Angst und Freude. Beeindruckend, wie ein Fahrzeug am Limit bewegt wird.

Zitternd steige ich aus – Zeit, mit Max zu sprechen. Warum ist McLaren gerade so erfolgreich, was Exklusivität angeht?

Vielleicht liegt es an der Verknappung: Rund 2.000 Fahrzeuge entstehen jährlich, obwohl bis zu 6.000 möglich wären. Doch Handarbeit dominiert, nur zwei Roboter unterstützen den Prozess. Exklusivität garantiert – und die Rennsporterfolge zementieren den Status der Marke.

Erst die Füße, dann der Po!

Ein Thema bleibt: stilvolles Ein- und Aussteigen. Die Fahrzeuge sind oft so teuer, dass die Kundschaft meist im Ü60-Spektrum liegt – mit Ausnahmen wie Justin Bieber, Taylor Swift oder Drake.

Oft sieht man doch dieses  unbeholfenes Ein- und Aussteigen vor Nobelhotels oder auf Luxusmeilen. Max‘ Tipp:

„Feet first and not bum first – in a nutshell.“

Frei übersetzt: Zuerst die Füße, dann den Po, um elegant aus der Nuss-Schale zu steigen.

Klingt plausibel – vielleicht hilft’s beim nächsten Mal. Die Rettung naht ohnehin: Kürzlich wurde ein McLaren-SUV bestätigt – zumindest ein Auto mit „mehr als zwei Sitzen“. Der neue CEO Nick Collins bleibt zwar geheimnisvoll, aber es entsteht etwas anderes als der klassische Zweisitzer. Nach der Nuss-Schale vielleicht eine geräumige halbe Kokosnuss –  hört sich knackig an!