Finance & Freedom Rentenatlas 2025: Gewinner im Süden, Verlierer vor allem bei Frauen

Rentenatlas 2025: Gewinner im Süden, Verlierer vor allem bei Frauen

Bayerische Rentner erhalten exakt den deutschen Durchschnitt von 1.692 Euro. Doch hinter der Zahl verbirgt sich ein Geschlechter-Gap: Bayerische Frauen landen mit 1.410 Euro auf dem vorletzten Platz bundesweit.

Der neue Rentenatlas 2025 offenbart ein überraschendes Bild der deutschen Altersversorgung. Bayern, oft als wirtschaftsstarkes Bundesland gepriesen, landet bei den durchschnittlichen Rentenzahlungen exakt im Bundesdurchschnitt. Laut „Sonntagsblatt“ erhalten bayerische Rentnerinnen und Rentner im Schnitt 1.691 Euro Bruttorente – fast identisch mit dem bundesweiten Mittelwert von 1.692 Euro. Doch hinter dieser Durchschnittszahl verbergen sich markante Unterschiede.

Männer-Renten: Industriestandorte dominieren

Die höchsten Renten für Männer werden in Baden-Württemberg mit 2.013 Euro und in Nordrhein-Westfalen mit 2.005 Euro gezahlt, wie aus dem „Rentenatlas“ hervorgeht. Bayerische Männer liegen mit 1.910 Euro leicht über dem Bundesdurchschnitt von 1.892 Euro. „Die Wirtschaftsstruktur spielt hier eine entscheidende Rolle“, erklärt die Deutsche Rentenversicherung laut „Focus“. Baden-Württemberg profitiere von seiner starken Industrialisierung mit entsprechend hohem Lohnniveau, während in NRW viele Männer in gut bezahlten Bergbaujobs gearbeitet hätten – allerdings mit höherem Beitragssatz.

Ost-West-Gefälle bei Frauenrenten

Besonders auffällig ist die Situation der bayerischen Rentnerinnen. Mit durchschnittlich 1.410 Euro liegen sie deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 1.459 Euro – nur Niedersachsen (1.394 Euro) schneidet noch schlechter ab. Die höchsten Frauenrenten werden im Ostteil Berlins mit 1.682 Euro gezahlt. Laut „Sonntagsblatt“ erklärt die Rentenversicherung diese Diskrepanz mit der geringeren Teilzeitquote ostdeutscher Frauen und den kleineren Einkommensunterschieden zwischen den Geschlechtern in den neuen Bundesländern.

Rentendauer und Eintrittsalter steigen

Das durchschnittliche Rentenzugangsalter ist weiter gestiegen – von 64,4 Jahren im Jahr 2023 auf 64,7 Jahre im vergangenen Jahr, wie der „Rentenatlas“ dokumentiert. Gleichzeitig verlängert sich die Rentenbezugsdauer: Männer beziehen ihre Rente im Schnitt 18,9 Jahre (plus 0,1 Jahre), Frauen 22,1 Jahre (unverändert). Diese Entwicklung stellt die Rentenversicherung vor finanzielle Herausforderungen, obwohl der Beitragssatz mit 18,6 Prozent deutlich niedriger liegt als zur Jahrtausendwende (20,3 Prozent).

Auslandsrenten: Milliardenbeträge fließen über Grenzen

Die internationale Dimension der deutschen Rentenversicherung ist beachtlich. Über 1,7 Millionen Renten – etwa 6,5 Prozent aller Zahlungen – fließen ins Ausland, wie aus dem „Rentenatlas“ hervorgeht. Rund 72 Prozent davon gehen in EU-Länder. Die größte Gruppe ausländischer Rentenempfänger sind Italiener (344.000), gefolgt von Spaniern, Österreichern und Franzosen. Auch rund 245.000 Deutsche beziehen ihre in Deutschland erarbeitete Rente im Ausland – die meisten davon in Österreich.

Business Punk Check

Die Rentendebatte krankt an oberflächlichen Durchschnittswerten, die strukturelle Probleme verschleiern. Der Rentenatlas 2025 zeigt schonungslos: Der Gender Pension Gap ist real und regional extrem unterschiedlich ausgeprägt. Während in Ostdeutschland die Rentenlücke zwischen Männern und Frauen vergleichsweise klein ist, klafft sie in Westdeutschland dramatisch auseinander. Besonders Bayern – wirtschaftlich stark, aber mit traditionellen Familienmodellen – offenbart die Langzeitfolgen von Teilzeitarbeit und Karriereunterbrechungen. Für Unternehmen bedeutet das: Die Altersarmut von Frauen ist kein individuelles, sondern ein strukturelles Problem. Wer als Arbeitgeber nicht aktiv gegensteuert, verschärft die Ungleichheit. Progressive Arbeitsmodelle, die Karriere und Familie vereinbar machen ohne finanzielle Langzeitfolgen, werden zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor im Kampf um Talente. Die Zahlen sind ein Weckruf für Wirtschaft und Politik: Wer die Rentenlücke nicht schließt, riskiert massive soziale Verwerfungen und wirtschaftliche Folgekosten.

Häufig gestellte Fragen

  • Warum erhalten Frauen in Ostdeutschland höhere Renten als im Westen?
    Die geringeren Teilzeitquoten und kleineren Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern in Ostdeutschland führen zu höheren Rentenansprüchen für Frauen. Westdeutsche Unternehmen sollten daher Vollzeitmodelle und gleiche Bezahlung stärker fördern, um langfristig die Rentenlücke zu schließen.
  • Welche Maßnahmen können Unternehmen ergreifen, um den Gender Pension Gap zu verringern?
    Unternehmen sollten flexible Arbeitszeitmodelle ohne Karrierenachteile anbieten, betriebliche Altersvorsorge geschlechtergerecht gestalten und Gehaltstransparenz etablieren. Zusätzlich helfen Wiedereinstiegsprogramme nach familienbedingten Pausen und spezielle Rentenschulungen für Mitarbeiterinnen.
  • Wie wirkt sich die steigende Lebenserwartung auf Unternehmensstrategien aus?
    Die längere Rentenbezugsdauer (Frauen 22,1 Jahre, Männer 18,9 Jahre) erfordert neue Personalstrategien: Unternehmen müssen altersgerechte Arbeitsplätze schaffen, Wissenstransfer zwischen Generationen organisieren und flexible Übergänge in den Ruhestand ermöglichen. Gleichzeitig steigt die Bedeutung nachhaltiger betrieblicher Altersvorsorgemodelle.
  • Welche wirtschaftlichen Chancen bietet die wachsende Zahl internationaler Rentenempfänger?
    Die 1,7 Millionen ins Ausland fließenden Renten eröffnen Marktpotenziale für grenzüberschreitende Finanzdienstleistungen, Altersresidenzen und digitale Services für Senioren. Besonders in EU-Ländern mit vielen deutschen Rentenbeziehern entstehen neue Geschäftsfelder für Gesundheitsdienstleister, Immobilienentwickler und Technologieanbieter.

Quellen: „focus.de“, „sonntagsblatt.de“