Business & Beyond Das neue Börsenmonster heißt Friedensangst

Das neue Börsenmonster heißt Friedensangst

Der Friedensplan für die Ukraine versetzt die Börsen noch mehr in Aufruhr als die Politik. Allerdings mit umgekehrten Vorzeichen.

Willkommen in der verkehrten Welt. Früher zuckte der DAX bei Artillerie-Donnern. Heute zuckt er, wenn jemand „Waffenruhe“ flüstert. Rheinmetall rutscht ab – und zieht die ganze Rüstungs-Rockband mit runter. Nicht wegen miesen Zahlen. Sondern wegen einer miesen Nachricht für den Markt: Hoffnung.

Das neue Börsenmonster heißt Friedensangst. Klingt wie eine Diagnose aus der Psychiatrie des Finanzkapitalismus. Angst vor Stille. Panik vor Normalzustand. Wall-Street-Schlottern bei Waffenstillstand. Sobald die Welt ein bisschen weniger brennt, brechen Algorithmen in Schweiß aus. Früher war die Frage: Was, wenn sie anfangen zu schießen? Heute: Was, wenn sie aufhören?

Rheinmetall liefert Zahlen zum Angeben. Rekorde, volle Auftragsbücher, Produktionslinien so robust wie ein Leopard-Panzer. Und dann reicht ein Friedensgerücht – zack, wackelt der Kurs wie ein Plastikstuhl im Orkan. Der Markt verhält sich wie ein Pyromane, dem man das Feuerzeug abnimmt und stattdessen einen Feuerlöscher in die Hand drückt.

Die Angst der Anleger ist real: Leere Munitionsstraßen. Stille Werkshallen. Ingenieure, die plötzlich über Straßenbahnen statt über Granaten nachdenken müssten. Horror. Frieden ist kein Ideal – er ist ein Geschäftsrisiko.

Die Wahrheit in diesem Kursrutsch ist brutal einfach: Krieg bringt Rendite. Frieden macht nervös. Nicht die Welt ist irre geworden. Nur unsere Erwartungen sind komplett auf Dauerfeuer programmiert. Wir sind so sehr auf Krieg getunt, dass Frieden sich anfühlt wie ein Systemcrash.