Drive & Dreams 2026 wird zum Stresstest: Autobauer hoffen auf E-Boom – und bekommen nur 2% Wachstum

2026 wird zum Stresstest: Autobauer hoffen auf E-Boom – und bekommen nur 2% Wachstum

Die deutsche Autoindustrie rechnet für 2026 mit mageren 2% Wachstum, während der E-Auto-Sektor um 17% zulegen soll. VDA-Chefin Müller fordert klare EU-Entscheidungen zum Verbrenner-Aus und schnelle Umsetzung der E-Auto-Förderung.

Während der Gesamtmarkt kaum vom Fleck kommt, setzt die deutsche Automobilindustrie alle Hoffnungen auf die Elektromobilität. Gerade einmal zwei Prozent Wachstum erwartet der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) für 2026 bei den Neuzulassungen.

Ein Lichtblick bleibt der Elektroauto-Sektor, der laut Prognose um 17 Prozent auf knapp eine Million Fahrzeuge wachsen soll. Doch diese Entwicklung steht auf wackligen Beinen.

Elektromobilität als Wachstumsmotor

Besonders die batterieelektrischen Fahrzeuge (BEV) könnten laut „n-tv“ im kommenden Jahr um satte 30 Prozent auf 693.000 Einheiten zulegen. Die Plug-in-Hybride hingegen dürften nach einem starken Anstieg in 2025 um fünf Prozent auf 286.000 Fahrzeuge zurückgehen. Deutschland festigt damit seine Position als zweitwichtigster Produktionsstandort für E-Autos weltweit. „In Deutschland rollen 2026 voraussichtlich 1,76 Millionen Elektro-Pkw vom Band – ein starkes Signal.

Deutschland festigt damit seinen Platz als weltweit zweitgrößter Produktionsstandort für E-Autos. Die deutsche Autoindustrie gibt beim Thema E-Mobilität weiter Vollgas“, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller, wie „n-tv“ berichtet. Allerdings knüpft der VDA seine optimistische Prognose an eine klare Bedingung: Die von der Bundesregierung angekündigte E-Auto-Förderung müsse zügig umgesetzt werden. Andernfalls drohe die positive Dynamik im Markt für Elektrofahrzeuge zum Erliegen zu kommen, warnt der Verband laut „FAZ“.

Globale Herausforderungen bremsen die Branche

Die internationalen Märkte zeigen laut VDA-Prognose ebenfalls nur eine „verhaltene Dynamik“, wie „n-tv“ meldet. In Europa wird ein Wachstum von zwei Prozent auf 13,4 Millionen Fahrzeuge erwartet, in China ein Plus von einem Prozent auf 24,5 Millionen Einheiten. Während Europa damit weiter deutlich unter dem Vorkrisenniveau bleibt, fährt China trotz schwierigem Marktumfeld ein neues Rekordhoch ein. Für den US-Markt sieht es noch düsterer aus.

Hier rechnet der VDA mit einem deutlichen Rückgang der Neuzulassungen um vier Prozent. „Mehr Protektionismus und damit einhergehende Kostensteigerungen – das bleibt 2026 nicht ohne Folgen. Die Unternehmen werden das klar merken“, sagte Müller laut „stern.de“.

Strukturelle Probleme und politische Forderungen

Die Autoindustrie steckt seit Jahren in einer Krise. US-Zölle, Probleme auf dem chinesischen Markt, die Kosten der klimaneutralen Transformation sowie hohe Energie- und Standortkosten belasten die Branche erheblich. Hinzu kommt die Kaufzurückhaltung in Europa. Der VDA erwartet für 2026 einen moderaten Anstieg der Pkw-Neuzulassungen in Deutschland um zwei Prozent auf 2,90 Millionen Fahrzeuge – immer noch rund ein Fünftel weniger als im Vorkrisenjahr 2019, wie „FAZ“ berichtet.

Für die Inlandsproduktion prognostiziert der VDA sogar einen leichten Rückgang um ein Prozent auf 4,11 Millionen Einheiten. Die Auslandsproduktion deutscher Konzernmarken dürfte hingegen um ein Prozent auf 9,2 Millionen Fahrzeuge steigen, so „n-tv“. Angesichts dieser Herausforderungen fordert die Branche eine Aufweichung der bisher strengen Regeln für das Verbrenner-Aus in der EU ab 2035. „Wichtig sei nun, dass Brüssel beim Verbrenner-Aus zeitnah zu klaren Beschlüssen komme“, sagte Müller, wie „n-tv“ berichtet.

Business Punk Check

Die Zahlen offenbaren ein fundamentales Dilemma: Die Autoindustrie setzt voll auf E-Mobilität, während sie gleichzeitig am Verbrenner festhält. Diese Doppelstrategie kostet Milliarden und verzettelt Ressourcen. Die Abhängigkeit von staatlichen Förderungen macht den E-Auto-Boom zu einem fragilen Konstrukt. Statt echter Innovation dominieren Subventionsdenken und Lobbypolitik.

Die Branche verpasst die Chance, sich radikal neu zu erfinden und bleibt im Transformationsstau stecken. Während chinesische Hersteller mit integrierten Tech-Ökosystemen punkten, diskutiert Deutschland noch über Förderkriterien. Der wahre Game-Changer wäre ein komplettes Umdenken: Weg vom produktzentrierten Denken hin zu mobilitätsorientierten Geschäftsmodellen. Wer jetzt nicht handelt, wird im globalen Wettbewerb weiter zurückfallen.

Häufig gestellte Fragen

  • Wie abhängig ist der E-Auto-Boom tatsächlich von staatlichen Förderungen?
    Die Prognosen des VDA zeigen eine direkte Abhängigkeit: Ohne schnelle Umsetzung der angekündigten Förderung droht die positive Marktdynamik zu kippen. Hersteller sollten parallel an Kostenstrukturen arbeiten, die E-Mobilität auch ohne Subventionen wettbewerbsfähig machen.
  • Welche Strategien sollten deutsche Autohersteller verfolgen, um im globalen Wettbewerb zu bestehen?
    Statt an der Doppelstrategie (E-Auto und Verbrenner) festzuhalten, wäre eine klarere Fokussierung auf integrierte Mobilitätslösungen sinnvoll. Erfolgreiche Unternehmen werden Software-Kompetenz, Batterietechnologie und neue Geschäftsmodelle in den Mittelpunkt stellen müssen.
  • Wie wirken sich die geopolitischen Spannungen konkret auf die Automobilbranche aus?
    Der prognostizierte Rückgang im US-Markt um 4% zeigt die direkten Folgen des Protektionismus. Unternehmen sollten ihre Lieferketten diversifizieren, lokale Produktionskapazitäten in Schlüsselmärkten ausbauen und politische Risiken systematisch in ihre Strategieplanung einbeziehen.
  • Was bedeutet die Entwicklung für Zulieferer und den Mittelstand?
    Mittelständische Zulieferer stehen vor einer doppelten Transformation: Sie müssen sowohl für den schrumpfenden Verbrennermarkt als auch für den wachsenden E-Auto-Sektor produzieren. Erfolgreiche Unternehmen werden ihre Kompetenzen in Richtung Elektronik, Leichtbau und Software erweitern müssen.
  • Welche Rolle spielt China für die Zukunft der deutschen Automobilindustrie?
    China bleibt mit prognostizierten 24,5 Millionen Einheiten der wichtigste Einzelmarkt. Deutsche Hersteller müssen dort nicht nur als Verkäufer, sondern auch als Innovatoren präsent sein. Gleichzeitig sollten sie Technologietransfer kritisch steuern und ihre Abhängigkeit vom chinesischen Markt reduzieren.

Quellen: „n-tv.de“, „FAZ“, „stern.de“