Arbeitet Internet-Erfinder Tim Berners-Lee an einem neuen Internet?

Tim Berners-Lee, der Mann, der im Wesentlichen für das Internet in seiner heutigen Form verantwortlich ist, hat am Samstag in einem Medium-Artikel bitteren Abstand von seinem Baby genommen. Das Internet hätte sich mittlerweile zu einer „Maschinerie für Ungleichheit und Teilung“ entwickelt, das von mächtigen Playern für ihre eigene Agenda genutzt würde. Dabei seien all seine Entwicklungen, ob HTML, HTTP oder URL, in festem Glauben daran entstanden, dass das Netz für alle da sei. Doch nun sei ein Punkt erreicht, an dem „wirkmächtige Veränderungen möglich sind – und notwendig.“

„Komplette Kontrolle über Data“

Aus diesen Gründen hätte sich Berners-Lee in den vergangenen Jahren mit Wissenschaftlern des MIT zusammengetan, um an einem Open-Source-Projekt zu arbeiten, mit dem sich User das Netz zurückerobern sollen. Mit „Solid“ soll es möglich sein, die Autonomie über die eigenen Daten zurückzuerlangen, mit denen die großen Konzerne heute Milliardengewinne einfahren. Berners-Lee verspricht in seinem Artikel nun die „komplette Kontrolle über Data“.

Nach einem neuen Internet klingt das aber nicht. Eher soll seine Basis und die Art und Weise, wie die Daten verarbeitet werden, erneuert werden. Solid basiert somit auf dem bestehenden Netz. Nutzer sollen sich einen Account und einen Speicherort namens „Solid Pod“ anlegen können, von wo aus alle Daten, die über alle genutzten Apps anfallen und erstellt werden, verwaltet werden können. So soll zum Beispiel auch Synchronisierung unnötig werden. Die dazu nötige Infrastruktur will er mit seinem Unternehmen Inrupt aufbauen.