Gen Z überrascht: Solidarität mit Boomern trotz eigener Rentenangst
Obwohl zwei Drittel der 17- bis 27-Jährigen Altersarmut fürchten, lehnen sie Rentenkürzungen für ältere Generationen entschieden ab. Die MetallRente-Studie zeigt: Statt Generationenkonflikt dominiert überraschende Solidarität.
Die Generation Z blickt mit düsteren Erwartungen auf ihre finanzielle Zukunft im Alter – und überrascht dennoch mit einer bemerkenswerten Haltung. Während 66 Prozent der 17- bis 27-Jährigen laut einer repräsentativen MetallRente-Studie, die „merkur.de“ vorliegt, Altersarmut fürchten, lehnen sie Einschnitte bei den Renten der Babyboomer-Generation entschieden ab. Ein unerwarteter Beweis für generationenübergreifende Solidarität in Zeiten wachsender gesellschaftlicher Spaltung.
Pessimismus trifft auf Solidaritätsgefühl
Die Sorge um die eigene Altersversorgung treibt junge Menschen zunehmend um. Angesichts der demografischen Entwicklung – immer weniger Beitragszahler müssen für immer mehr Rentner aufkommen – scheint diese Skepsis zunächst nachvollziehbar. Doch die Studienergebnisse offenbaren eine differenziertere Haltung: Nur magere 10 Prozent der Befragten befürworten eine Senkung des Rentenniveaus für die ältere Generation.
„Der Pessimismus bei der Rente ist übertrieben, ganz klar“, erklärt Studienmitautor Christian Traxler, Professor für Ökonomie an der Hertie School. Die jahrelangen öffentlichen Debatten über ein vermeintlich kollabierendes Rentensystem hätten zu übertriebenen Zukunftsängsten geführt.
Eigeninitiative statt Resignation
Trotz ihrer Bedenken ergreift die Gen Z vermehrt selbst die Initiative. Aktien und Fonds erfreuen sich bei jungen Erwachsenen wachsender Beliebtheit als dritte Säule neben gesetzlicher und betrieblicher Altersvorsorge. Gleichzeitig befürworten rund 70 Prozent der Befragten leistungsbezogene Renten – höhere Einkommen sollten sich in höheren Altersbezügen widerspiegeln.
Bemerkenswert: 68 Prozent unterstützen parallel staatliche Umverteilung für mehr finanzielle Gleichheit im Alter. Diese scheinbar widersprüchliche Position unterstreicht das ausgeprägte Gerechtigkeitsempfinden der jungen Generation.
Kein Generationenkonflikt in Sicht
Entgegen gängiger Narrative vom Kampf der Generationen zeigt die Studie: Die Gen Z lehnt Maßnahmen, die primär ältere Menschen belasten würden, mehrheitlich ab. Weder höheres Renteneintrittsalter noch Beitragserhöhungen finden Zustimmung. Stattdessen favorisieren die Befragten höhere Steuerzuschüsse zur Rentenstabilisierung.
„Die beiden ausgabeseitigen Vorschläge, die vor allem aktuelle Rentner beziehungsweise die älteren Generationen treffen würden, finden kaum Zustimmung“, betont Professor Traxler. Dies sei ein klares Zeichen gegen einen vermeintlichen Generationenkonflikt.
Realistische Zukunftserwartungen
Über 80 Prozent der Gen Z rechnen damit, deutlich über das 67. Lebensjahr hinaus arbeiten zu müssen. Dennoch wollen sie den Älteren ihre Renten nicht streitig machen – eine bemerkenswerte Haltung angesichts der eigenen pessimistischen Zukunftsaussichten.
Diese generationenübergreifende Solidarität könnte ein wichtiger gesellschaftlicher Kitt in Zeiten wachsender Herausforderungen für das Rentensystem werden.
Häufig gestellte Fragen zum Thema „Gen Z und Rente“
- Warum ist die Gen Z so pessimistisch bezüglich ihrer Rentenaussichten? Laut Experten haben jahrzehntelange öffentliche Debatten über ein gefährdetes Umlagesystem zu übertriebenen Zukunftsängsten geführt. Etwa zwei Drittel der 17- bis 27-Jährigen fürchten Altersarmut, obwohl die tatsächliche demografische Entwicklung bis zu ihrem Renteneintritt noch nicht absehbar ist.
- Wie bereitet sich die Gen Z auf die Altersvorsorge vor? Junge Erwachsene werden zunehmend selbst aktiv und passen ihr Spar- und Vorsorgeverhalten an. Besonders Aktien und Fonds erfreuen sich bei der Gen Z wachsender Beliebtheit als Ergänzung zur gesetzlichen Rente.
- Gibt es einen Generationenkonflikt beim Thema Rente? Die Studienergebnisse widerlegen die Annahme eines Generationenkonflikts. Trotz eigener Zukunftsängste lehnt die Gen Z mehrheitlich Maßnahmen ab, die primär ältere Generationen belasten würden, wie Rentensenkungen oder höheres Eintrittsalter.
Quelle: MetallRente-Studie, Hertie School, merkur.de