Bitcoin auf 28 Millionen? Warum die Kursprognosen immer absurder werden
Die Psychologie hinter den Prognosen
Die extremen Kursziele landen garantiert in den Schlagzeilen – und genau das ist oft der Zweck. Hinter den ambitionierten Prognosen steckt eine Mischung aus Überzeugung, Eigeninteresse und strategischem Kalkül. Besonders auffällig: Je tiefer jemand selbst in Bitcoin investiert ist, desto optimistischer fallen die Prognosen aus.
Michael Saylor hat mit seinem Unternehmen MicroStrategy massiv in Bitcoin investiert. Seine Vorhersagen sind daher nicht nur Marktanalyse, sondern auch Eigenmarketing. Ähnliches gilt für Cathie Wood, deren Ark Invest erhebliche Positionen in Bitcoin-ETFs und kryptobezogenen Aktien hält.
Johanna Belitz, Expertin für Kryptoassets beim ETP-Anbieter Valour, bringt es auf den Punkt. Sie bezeichnet Woods Vorhersage als „ehrgeizig – aber von Natur aus höchst spekulativ und riskant“. Eine diplomatische Umschreibung für die Tatsache, dass selbst Brancheninsider die Millionenprognosen mit Vorsicht genießen.
Zwischen den Zeilen lesen
Für Anleger gilt: Wer die Motivation hinter den Prognosen versteht, kann besser einschätzen, wie viel Substanz dahintersteckt. Saylors Argument, dass bereits ein Kapitalzufluss von einem Prozent des weltweit verwalteten Vermögens über 312 Milliarden Dollar in Bitcoin lenken könnte, ist mathematisch korrekt – setzt aber voraus, dass dieser Zufluss tatsächlich stattfindet.
Die meisten Kursziele basieren auf optimistischen Annahmen: kryptofreundliche Regulierung, massive institutionelle Adoption, Etablierung als digitales Gold. Doch die Realität ist komplexer. Regulatorische Hürden, technologische Herausforderungen und die Konkurrenz durch andere Kryptowährungen werden in den Prognosen oft ausgeblendet.
Die Zukunft des Bitcoin bleibt ungewiss – trotz oder gerade wegen der zahlreichen Prognosen. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo zwischen den konservativen Schätzungen und den utopischen Millionenbeträgen. Entscheidend für die weitere Entwicklung wird sein, ob Bitcoin tatsächlich den Sprung vom spekulativen Asset zum anerkannten Wertspeicher schafft.
Die zunehmende Integration in das traditionelle Finanzsystem durch ETFs und institutionelle Investments spricht für weiteres Wachstum. Gleichzeitig bleiben Volatilität und regulatorische Unsicherheiten Risikofaktoren. Für Anleger gilt mehr denn je: Zwischen den Zeilen lesen, die Interessenlage der Prognostiker hinterfragen und vor allem – nicht blind dem Hype folgen. Denn am Ende des Tages sind selbst die fundiertesten Prognosen nur das: Prognosen, keine Garantien.
Quelle: t-online.de