AnlagePunk Softbank verkauft Nvidia-Aktien: KI-Poker oder Panik?

Softbank verkauft Nvidia-Aktien: KI-Poker oder Panik?

Softbank trennt sich von sämtlichen Nvidia-Aktien und löst Spekulationen über ein mögliches Ende des KI-Booms aus. Doch hinter dem Verkauf steckt eine andere Strategie – der japanische Konzern braucht Cash für neue Tech-Wetten.

Nvidia-Aktien weg, KI-Blase in Gefahr? Der japanische Tech-Investor Softbank hat seinen kompletten Bestand an Nvidia-Wertpapieren liquidiert und damit den Aktienkurs des Chip-Giganten um drei Prozent gedrückt. Auf den ersten Blick wirkt der Exit wie ein Alarmsignal für den überhitzten KI-Markt. Doch der Verkauf folgt einer anderen Logik: Softbank braucht frisches Kapital für noch größere Tech-Wetten.

Milliardenpoker: Alte Aktien raus, neue KI-Investments rein

Der Verkauf der Nvidia-Aktien brachte Softbank 5,8 Milliarden Dollar ein, wie „heise.de“ berichtet. Parallel dazu trennte sich der Konzern von Anteilen an T-Mobile (4,4 Milliarden Dollar) und der Deutschen Telekom (1,9 Milliarden Dollar). Insgesamt flossen so 12,1 Milliarden Dollar in die Kassen des Tech-Investors.

Diese Summe reicht jedoch bei weitem nicht für die ambitionierten Pläne des Konzerns. Allein für die im April angekündigte Finanzierungsrunde bei OpenAI steuert Softbank 30 Milliarden Dollar bei, so „golem.de“. Damit sichert sich der Investor einen substanziellen Anteil an dem KI-Unternehmen, das insgesamt 40 Milliarden Dollar einsammelt – die größte private Finanzierungsrunde in der Tech-Geschichte.

Softbanks neue Tech-Offensive: Prozessoren und KI-Infrastruktur

Neben OpenAI investiert Softbank massiv in Hardware. Für 6,5 Milliarden Dollar übernimmt der Konzern den Prozessorhersteller Ampere Computing, der künftig neben ARM und Graphcore zum Portfolio gehören wird. Zusätzlich fließen Milliarden in das Project Stargate – eine KI-Infrastruktur mit Rechenzentren in den USA, wie „heise.de“ dokumentiert.

Die Finanzkraft für diese Tech-Offensive hat Softbank durchaus. Der Nettogewinn des Konzerns hat sich in den letzten sechs Monaten auf fast 19 Milliarden Dollar verdoppelt, während der Umsatz nur moderat um 7,7 Prozent auf 24,2 Milliarden Dollar stieg. Der Aktienkurs des japanischen Unternehmens vervierfachte sich im gleichen Zeitraum, was einen Aktiensplit im Verhältnis 1:4 zum Jahreswechsel nach sich zieht.

Nvidia-Aktien: Softbanks teurer Timing-Fehler

Für Softbank ist der Verkauf der Nvidia-Aktien allerdings nicht der erste Fehltritt beim Timing. „Was das Timing angeht, kann man nicht behaupten, dass Masayoshi Son beim Handel mit Nvidia-Aktien ein gutes Händchen bewiesen hat“, so C.J. Muse, leitender Manager eines US-Finanzdienstleisters, laut „heise.de“.

Bereits 2019 verkaufte der japanische Konzern einen Großteil seiner Nvidia-Anteile – kurz bevor der KI-Boom den Aktienkurs des Chip-Herstellers innerhalb von drei Jahren um das Zwölffache steigen ließ. Später stieg Softbank zu deutlich höheren Kursen wieder ein, nur um jetzt erneut zu verkaufen. „Es scheint sich lediglich um Ressourcenallokation zu handeln – um die Beschaffung von Mitteln, um anderswo Wetten abzuschließen“, erklärt Muse laut „heise.de“.

Strategischer Schwenk: Japan als KI-Markt erschließen

Parallel zu den internationalen Investments verstärkt Softbank sein Engagement im Heimatmarkt. Vergangene Woche gründete der Konzern gemeinsam mit OpenAI das Joint-Venture „SB OAI Japan“, wie „heise.de“ berichtet.

Ziel ist es, japanische Unternehmen zur verstärkten Nutzung von KI-Technologien zu bewegen und den technologisch oft konservativen japanischen Markt für KI-Anwendungen zu öffnen.

Business Punk Check

Softbanks Nvidia-Exit ist kein Crash-Signal, sondern klassische Portfolio-Umschichtung mit Fokus auf die nächste KI-Welle. Statt Grafikchips setzt CEO Masayoshi Son jetzt auf die Kontrolle des gesamten KI-Stacks: von der Infrastruktur (Stargate) über Prozessoren (Ampere) bis zu den Top-Modellen (OpenAI).

Die wahre Frage ist nicht, ob Softbank an KI zweifelt, sondern ob die 30 Milliarden für OpenAI jemals rentabel werden. Während alle auf die Chipwerte starren, baut Son im Hintergrund ein vertikales KI-Imperium. Für Tech-Investoren heißt das: Nicht nur auf die offensichtlichen Hardware-Player setzen, sondern die gesamte KI-Wertschöpfungskette im Blick behalten – vom Rechenzentrum bis zur Anwendung.

Häufig gestellte Fragen

  • Deutet Softbanks Nvidia-Verkauf auf ein Ende des KI-Booms hin?
    Nein, im Gegenteil: Softbank verschiebt lediglich seine KI-Investments von der Hardware-Seite (Nvidia) zur Software und Infrastruktur (OpenAI, Ampere, Project Stargate). Der Konzern investiert mit 30 Milliarden Dollar sogar deutlich mehr in KI als zuvor.
  • Wie sollten Anleger auf Softbanks Strategiewechsel reagieren?
    Statt nur auf Chip-Hersteller zu setzen, lohnt ein diversifizierter Ansatz entlang der gesamten KI-Wertschöpfungskette. Besonders Unternehmen mit Fokus auf KI-Infrastruktur, Datenverarbeitung und spezialisierte KI-Anwendungen könnten vom nächsten Investitionszyklus profitieren.
  • Welche Rolle spielt OpenAI in Softbanks neuer Strategie?
    OpenAI wird zum zentralen Baustein in Softbanks vertikalem KI-Stack. Mit der Kombination aus Prozessoren (Ampere), Infrastruktur (Stargate) und KI-Modellen (OpenAI) kontrolliert Softbank potentiell alle wichtigen Ebenen der KI-Wertschöpfung und kann diese Synergien monetarisieren.
  • Warum expandiert Softbank mit OpenAI speziell nach Japan?
    Der japanische Markt ist bei KI-Adoption noch unterentwickelt. Mit dem Joint-Venture „SB OAI Japan“ erschließt Softbank einen Heimvorteil: Als lokaler Player kann der Konzern kulturelle und regulatorische Hürden überwinden, die ausländischen Tech-Unternehmen oft den Markteintritt erschweren.
  • Was bedeutet Softbanks Strategie für die Zukunft der KI-Branche?
    Die massive Kapitalverschiebung von Hardware zu Infrastruktur und Modellen zeigt, dass der Wettbewerb in die nächste Phase eintritt. Nicht mehr die Chips allein, sondern die Kontrolle über den gesamten KI-Stack wird entscheidend. Unternehmen, die nur in einem Segment aktiv sind, könnten unter Druck geraten.

Quellen: „heise.de“, „golem.de“