Brand & Brilliance Zwischen Selfie-Glanz und Storytelling-Kunst: Die 9:16 Awards 2025 in Hamburg

Zwischen Selfie-Glanz und Storytelling-Kunst: Die 9:16 Awards 2025 in Hamburg

Es war eine dieser Nächte, in denen die deutsche Creator Economy versuchte, sich selbst ernst zu nehmen – und dabei einen verdammt guten Job machte. Am 5. Mai 2025 wurde im altehrwürdigen Deutschen Schauspielhaus in Hamburg bereits zum zweiten Mal das Who-is-Who der vertikalen Content-Welt gefeiert: die 9:16 Awards.

Was im letzten Jahr noch als mutiges Experiment startete, ist spätestens jetzt zu einem fixen Pflichttermin der Creator-Szene geworden – irgendwo zwischen Glamour, Ernsthaftigkeit und einem liebevollen Augenzwinkern.

Das neue Storytelling-Format bekommt seinen großen Abend

Veranstaltet von WeCreate, bot der Abend eine liebevolle Hommage an das, was heute echte Reichweite bedeutet: Videos, die hochkant gedacht sind – zwischen Selfie-Kamera, viralen Dance-Moves und Deep-Dive-Talks im 9:16-Format.

Doch in diesem Jahr gab es ein Upgrade: Erstmals wurde das Award-Feuerwerk von einem Summit begleitet. Panels, Workshops und Case Studies luden Agenturen, Plattformen, Marken und Creator:innen ein, sich einmal nicht nur zu bejubeln, sondern auch miteinander in die inhaltliche Tiefe zu gehen: Was macht gutes vertikales Storytelling wirklich aus? Wie baut man Relevanz, die über den nächsten Like hinaus Bestand hat?

Es war der seltene Versuch, ein Festival der Selbstdarsteller:innen mit substanzieller Reflexion zu verknüpfen – und erstaunlicherweise gelang er.

Wer gewinnen wollte, brauchte nicht nur Reichweite, sondern Haltung

In 16 Kategorien wurden die Besten der Besten gekürt – entschieden durch ein aufwendig organisiertes Public Voting (über 900.000 abgegebene Stimmen) und die neu gegründete 9:16 Academy, ein unabhängiges Gremium aus – nomen est omen – 916 Expert:innen der Medien- und Marketingbranche.

Und so gab es sie auch 2025: diese Mischung aus gut kalkulierten Favoritensiegen und kleinen, feinen Überraschungen.

Hier einige der herausragenden Gewinner:innen:

  • Bestes 9:16-Markengesicht: Polizei Berlin – ja, die Hauptstadt-Polizei kann auch TikTok.
  • Beste 9:16 Strategie: Rewe und die Agentur Justaddsugar.
  • Beste 9:16 Werbung: got2b (Henkel) zusammen mit Social Match.
  • Bester Brand Account: Nicetoknow vom WDR – öffentlich-rechtlicher Bildungsauftrag in der neuen Sprache der Generation Z.
  • Beste Kampagne: #machtoffline von DERTOUR – ironischerweise verantwortet von den Veranstaltern selbst.
  • Bestes Creatorprodukt: Twenty4Tim für sein eigenes Parfüm (inklusive Teenie-Schreikonzert-Resonanz).
  • Bester Newcomer: Hannah alias Hannihase.
  • Unbequem aber ehrlich: Tara-Louise Wittwer („Was Tara sagt“) – Reibung erzeugt eben oft die besten Diskussionen.

Besonders schön: Mit dem “Voice of Trust Award” wurde Herr Anwalt ausgezeichnet – einer der wenigen Creator, der auf TikTok nicht nur unterhält, sondern auch für gesellschaftlichen Mehrwert steht.

Zwischen Witz, Selbstinszenierung – und echter Relevanz

Was den 9:16 Awards 2025 so gut gelingt, ist diese schwer greifbare Balance:
Natürlich bleibt ein solcher Abend auch ein Klassentreffen der digitalen Egos. Natürlich werden hier Netzwerke gepflegt, Selfies gemacht und Deals angebahnt.

Aber:
Zwischen den polierten Fassaden gab es eben auch echte Momente. Etwa als Creators über die Schattenseiten der Sichtbarkeit sprachen. Oder als beim Summit offen diskutiert wurde, ob Marken nicht langsam aufhören sollten, TikTok als reinen Werbekanal zu missbrauchen – sondern lieber echte Stories erzählen sollten.

Es war also nicht nur Party. Sondern auch ein kleines Nachdenken darüber, was Content wirklich bedeuten kann.

Kritischer Blick: Noch viel Luft nach oben

Natürlich: Ein Event wie die 9:16 Awards kratzt noch an der Oberfläche einer sich rasant entwickelnden Branche. Vieles bleibt bunt, laut, schnell. Und wenn auf Panels Phrasen wie „Authentizität ist der Schlüssel“ in Dauerschleife gedroschen werden, kann man sich als Beobachter:in schon mal ein wissendes Lächeln nicht verkneifen.

Auch das Thema Diversität hätte im Line-up der Speaker:innen und Preisträger:innen noch sichtbarer gelebt werden können. Und das Award-System – Veranstalter kürt eigene Kampagne – könnte in Zukunft transparenter gestaltet werden, um Kritiker:innen den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Aber hey: Perfektion ist langweilig. Und Fehler sind in einer Branche, die täglich neu erfindet, fast schon ein Qualitätsmerkmal.

Fazit: Hamburg hat jetzt ein Creator-Fest, das ernst genommen werden muss

Die 9:16 Awards sind gekommen, um zu bleiben.
Sie feiern nicht nur die Stars der vertikalen Ära, sondern bringen Marken, Plattformen und Storyteller:innen an einen Tisch – in einem Rahmen, der sowohl unterhält als auch inspiriert.

In einer Welt, in der ein Swipe schneller vergessen ist als ein guter Satz, ist genau das vielleicht das größte Kompliment.

Chapeau, Hamburg. Wir kommen wieder.