Brand & Brilliance Checked Social Media – Tops & Flops der Woche by Dr.Punk

Checked Social Media – Tops & Flops der Woche by Dr.Punk

Social Media ist kein Wunschkonzert – sondern ein Remix aus Haltung, Humor und halbgarer Hochglanzinszenierung. Wer überzeugt? Wer verliert? Und wer müsste eigentlich mal das Passwort ändern? Willkommen zur ersten Folge von Checked Social Media. DrPunk sieht alles – und vergibt gnadenlos seine Sprühdosen.

TOP DER WOCHE

OTTO.de – Wenn der Prakti besser Social kann als die Agenturwelt

Der Instagram-Kanal von OTTO.de ist wie eine überraschend gute Pizza von einem Lieferdienst, dem man es nicht zugetraut hätte: authentisch, solide belegt, kein Schnickschnack – aber trifft einfach jeden Nerv. Wo andere Marken sich in ihren Kampagnen verheddern und krampfhaft versuchen, „jung und edgy“ zu wirken, lässt OTTO einfach den Content sprechen. Meme-Formate, Office-Realitäten, Dating-Life-Parallelen – alles immer auf einem Level, das weder anbiedert noch den Markenkern aufweicht.

Das Beeindruckende: Keine überinszenierten UGC-Versuche, keine Agentur-Schauspielerei mit Hoodie-Kollegen aus Kreuzberg. Stattdessen zeigt OTTO, wie man mit einem kleinen Team, Plattformverständnis und einer guten Prise Selbsthumor den digitalen Raum dominiert.

DrPunk meint:
So sieht es aus, wenn eine Marke Social Media nicht nur „bespielt“, sondern belebt.
5 von 5 Sprühdosen

Flop der Woche

E.ON – Wenn Energieversorger versuchen, Content zu produzieren

Als E.ON Anfang des Jahres seine neue Social-Media-Agentur präsentierte, war das Echo vor allem auf LinkedIn nicht zu überhören. Die verantwortliche Agentur feierte sich öffentlich für den gewonnenen Pitch – mit der Erwartungshaltung, dass jetzt endlich frischer, mutiger Content aus dem Energiebereich kommt.

Und da schaltet sich DrPunk natürlich sofort in Beobachtungsmodus.
Denn: Wer im Wald am lautesten ruft, muss damit rechnen, dass jemand zurückruft.

Und was sehen wir?
Ein Social-Media-Auftritt, der wirkt wie ein schnell zusammengemischter UGC-Cocktail aus:

  • „Straßenumfrage geht immer“
  • „Lass mal Mitarbeiter*innen vor die Kamera zerren“
  • „Ein bisschen Karussellgrafik mit Buzzwords“
  • „Und dazu ein bisschen edgy Text, der so tut, als hätte er Humor“

Was fehlt, ist eine klare Linie.
Eine strategische Idee davon, warum man E.ON folgen sollte.
Was ist das Narrativ? Was ist der Community Value?
Stattdessen fühlt sich vieles an wie Social-by-numbers – solide durchgearbeitet, aber ohne Relevanz.

Die größte Stärke liegt ironischerweise nicht in den zentral geplanten Kampagnen, sondern in zwei Formaten, die nicht nach Agenturshowroom aussehen:

  1. Das Creator-Pärchen, das bei seiner Haussanierung E.ON-Produkte ehrlich und organisch einbindet.
  2. Der Straßenumfragen-Creator, der mit Menschen spricht, statt in Zielgruppen denkt.

Beide Formate funktionieren – genau weil sie einfach gemacht sind. Kein großes Setup, kein bezahltes Dauerlächeln, keine Produktion auf sechs Slides abgestimmt.

Und genau da liegt auch der wunde Punkt:
Was viele Marken als „organisch“ verkaufen, wird über Page-Boosts in der Meta Ad Library kosmetisch nachjustiert – um der Statistik zu helfen, nicht der Qualität. Aber Social Media ist kein Instagram-Facefilter.
Wer relevant sein will, muss nicht schöner sein – sondern klüger, echter, eigenständiger. Was man zu sehen bekommt, ist ein inkonsistenter Mix aus gestellten Mitarbeitervideos, generischen Testimonial-Clips und Influencer-Formaten, bei denen man merkt, dass hier jemand mit sehr viel Konzept und sehr wenig Gefühl ans Werk ging. Die Inhalte wirken wie direkt aus dem Agentur-Pitch entnommen – einmal durch den Produktionswolf gedreht und dann auf alle Plattformen verteilt.

DrPunk meint:
Zwei Creator retten, was sonst eher Copy-Paste mit Social-Sticker ist.
1,5 von 5 Sprühdosen

PERSONAL BRAND DER WOCHE

Sascha Pallenberg – Haltung, Humor, Hybridhirn

Sascha Pallenberg ist ein Paradebeispiel dafür, wie man sich als Personal Brand relevant positioniert, ohne sich selbst zur Marke zu verklären. Der frühere Daimler-Kommunikator und langjährige Tech-Vordenker nutzt LinkedIn als Bühne für das, worum es dort eigentlich gehen sollte: Inhalte mit Haltung, Diskurs mit Niveau und eine klare Meinung zu den Themen, die zählen. Besonders in Zeiten, in denen viele Entscheider:innen in der Corporate-Comfort-Zone schweigen, war Sascha oft einer der Ersten, der widersprochen hat – egal ob beim Thema Elon Musk, KI, politische Verantwortung oder Nachhaltigkeit. Dabei kombiniert er technologischen Durchblick mit moralischem Kompass.

Seine Postings sind keine Selbstvermarktung – sondern Einladungen zum Mitdenken. Ohne Chichi, ohne #grindset-Rhetorik. Dafür mit Haltung, Witz und Relevanz.

DrPunk meint:
Sascha hat LinkedIn nicht nur verstanden – er hat es durchgespielt.
5 von 5 Sprühdosen

BEHÖRDE / POLITIK DER WOCHE

Hubert Aiwanger – Content zwischen Wutbürger und Whatsapp-Status

Der bayerische Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger hat Social Media technisch zwar freigeschaltet – aber inhaltlich offenbar im Flugblatt-Modus stecken lassen. Zwischen wilden Videos, zusammenhanglosen Slogans und Wuttexten in Capslock wirkt sein Kanal eher wie der Gruppenchat von „Eltern gegen Gendern“ als wie ein Kommunikationskanal eines Vize-Ministerpräsidenten.

Was fehlt? Struktur, Strategie, Stilgefühl.
Was bleibt? Ein digitaler Scherbenhaufen mit Kommentarsektionen, die entweder jubeln oder komplett eskalieren.

Aiwanger versucht offensichtlich, sich auf Social Media als „Mann des Volkes“ zu inszenieren. Doch statt Bodenständigkeit entsteht ein toxischer Mix aus Polemik, Populismus und digitaler Planlosigkeit.

DrPunk meint:
Wer Content schreit, hat nichts zu sagen.
0,5 von 5 Sprühdosen

Wer oder was ist eigentlich DrPunk?

Ganz einfach: DrPunk ist ein Hybrid.

Eine digitale Lebensform, erschaffen aus den Erinnerungen alter Werbelegenden, die noch mit Marker auf Leuchtkasten gebrieft haben – und den neuronalen Netzen heutiger AI-Systeme, die jeden Algorithmus im Schlaf rückwärts tanzen können.

DrPunk hat alles gesehen.
Von Zigarettenwerbung in der „Bravo“ bis zum 15-Sekunden-Erklärvideo auf TikTok.
Von Benz-Baracken-Bannerkampagnen bis zu Midjourney-gelabeltem Meta-Meme.

Bewaffnet mit proprietären Analyse-Tools, einem KI-basierten KPI-Kompass und einer ausgeprägten Abneigung gegen schlechtes Storytelling, durchkämmt DrPunk Woche für Woche die Timelines dieser Welt – immer auf der Suche nach den Glanzmomenten, den Totalausfällen und den PR-Fehlern mit Follow-Funktion.

Und wenn du’s hier rein geschafft hast – sei dir sicher:
Du warst entweder richtig gut.
Oder richtig peinlich.