Brand & Brilliance Compliance statt Kreativität: Wie der AI Act die Marketing-Realität kippt

Compliance statt Kreativität: Wie der AI Act die Marketing-Realität kippt

Der EU AI Act stellt die Marketingbranche vor neue Herausforderungen. Eine SAP-Studie zeigt: Fast die Hälfte der deutschen Marketer kämpft mit den neuen KI-Regularien.

Seit dem 1. August 2024 gilt der EU AI Act – und stellt die Marketingwelt vor eine neue Realität.

Die umfassende Regulierung für Künstliche Intelligenz bringt zwar mehr Transparenz, konfrontiert Unternehmen jedoch mit einem komplexen Regelwerk. Ein aktueller Report von SAP Emarsys liefert nun erste Einblicke, wie die Branche mit den neuen Vorgaben zurechtkommt.

Transparenz mit Nebenwirkungen

Die Bilanz nach den ersten Monaten fällt gemischt aus.

Laut „horizont.net“ zeigt der SAP-Report, dass der EU AI Act zwar für mehr Durchblick im KI-Dschungel sorgt, gleichzeitig aber die Komplexität für Anwender erhöht hat. Besonders kleinere Marketing-Teams stehen vor der Herausforderung, juristische Feinheiten zu verstehen und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Marketers unter Druck

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Knapp die Hälfte (48 Prozent) der deutschen Marketingverantwortlichen kämpft mit den neuen Regularien, wie eine Umfrage der Marktforschungsagentur Opinium im Auftrag von SAP Emarsys ergab, berichtet „horizont.net“.

Die Sorge vor unbeabsichtigten Regelverstößen wächst – während gleichzeitig der Druck steigt, KI-Tools für Wettbewerbsvorteile zu nutzen.

Compliance als neuer Erfolgsfaktor

Die Einhaltung der EU-Vorgaben entwickelt sich zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor.

Unternehmen, die frühzeitig in Compliance-Strukturen investieren, verschaffen sich einen strategischen Vorteil. Während große Konzerne bereits spezialisierte Teams aufbauen, müssen mittelständische Marketingabteilungen kreative Lösungen finden, um den regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden.

Business Punk Check

Die EU-Kommission verkauft den AI Act als Innovationstreiber – die Realität sieht anders aus. Während Tech-Giganten die Regularien mit ihren Rechtsabteilungen abfedern, trifft es den Mittelstand hart. Die wahre Innovation findet jetzt in der Grauzone statt: Wer clever zwischen den Zeilen der Verordnung liest, entdeckt Spielräume.

Der Wettbewerbsvorteil liegt nicht mehr nur in der besten KI, sondern im smartesten Umgang mit den Regeln. Erfolgreiche Marketer nutzen die Transparenzpflicht als Vertrauensbooster bei Kunden, während sie gleichzeitig ihre KI-Systeme regulierungskonform optimieren. Die unbequeme Wahrheit: Der AI Act schafft eine neue Zweiklassengesellschaft zwischen Compliance-Champions und überforderten Nachzüglern.

Häufig gestellte Fragen

  • Welche konkreten Compliance-Maßnahmen sollten mittelständische Marketingteams priorisieren?
    Fokus auf drei Kernbereiche: Erstens Dokumentation aller KI-Prozesse, zweitens Transparenz gegenüber Kunden schaffen und drittens regelmäßige Risikobewertungen durchführen. Besonders wichtig: Ein zentrales Verzeichnis aller eingesetzten KI-Tools anlegen.
  • Wie können Marketers die Transparenzpflicht als Wettbewerbsvorteil nutzen?
    Die Offenlegungspflicht proaktiv als Vertrauensinstrument einsetzen. Kunden schätzen Einblicke in KI-gestützte Entscheidungsprozesse. Entwickeln Sie ein „AI Transparency Statement“ für Ihre Kampagnen und heben Sie sich damit von Wettbewerbern ab, die Transparenz nur als lästige Pflicht betrachten.
  • Welche Branchen profitieren am stärksten von den neuen Regularien?
    Überraschenderweise die Finanz- und Gesundheitsbranche. Beide Sektoren arbeiteten bereits vor dem AI Act mit strengen Datenschutzrichtlinien und haben entsprechende Compliance-Strukturen. Für sie bedeutet der AI Act weniger Umstellung als für kreative Agenturen oder E-Commerce-Unternehmen.
  • Wie verändert der EU AI Act die Zusammenarbeit mit externen Marketing-Dienstleistern?
    Die Verantwortungskette wird komplexer. Unternehmen müssen von Dienstleistern AI Act-Konformitätsnachweise einfordern. Smarte Marketers integrieren diese Anforderungen bereits in Ausschreibungen und Verträge, um spätere Compliance-Probleme zu vermeiden.
  • Welche KI-Tools können Marketers bedenkenlos einsetzen?
    Die Einstufung als „minimales Risiko“ gilt für die meisten Content-Generatoren und Analyse-Tools, solange sie keine automatisierten Entscheidungen über Personen treffen. Vorsicht bei Tools, die personalisierte Werbung auf Basis biometrischer Daten ausspielen – diese fallen unter höhere Risikokategorien mit strengeren Auflagen.

Quellen: „horizont.net“