Brand & Brilliance „Deutschland braucht Räume, in denen Neues entstehen darf“

„Deutschland braucht Räume, in denen Neues entstehen darf“

Udo Schloemer hat viel gebaut – Immobilien, Ideen, Netzwerke. Vor allem aber: Vertrauen.

Mit der Factory hat Udo ein Umfeld geschaffen, in dem Gründer:innen, Coder:innen, Künstler:innen und Investor:innen nicht nur gemeinsam arbeiten, sondern gemeinsam wachsen. Im Gespräch mit Seriengründer und Host des Business Punk Podcast „How to Hack“ spricht er über den Unterschied zwischen Coworking und Community – und warum wir in Deutschland wieder lernen müssen, Mut größer zu denken als Angst.

Carsten: Udo, du warst erfolgreicher Projektentwickler. Was hat dich dazu gebracht, plötzlich einen Ort wie die Factory zu schaffen?
Udo: Ich wollte nicht mehr nur bauen – ich wollte Möglichkeitsräume schaffen. Räume, in denen Vertrauen entsteht, Begegnung, Austausch. Damals saßen Startups noch in Berliner Hinterhöfen. Ich dachte: Wenn wir ein Valley wollen, brauchen wir auch die Räume dafür.

Carsten: Und was war das Besondere an deiner Vision?
Udo: Dass wir Industrie und Innovation zusammenbringen. Wir haben damals die Manager in die Startups gefahren – und gemerkt: Die Umgebung entscheidet über die Wahrnehmung. Also haben wir gesagt: Lasst uns Räume bauen, die Größe ausstrahlen. Für Gründer:innen. Für Talente.

Carsten: Heute ist die Factory mehr als Coworking. Was ist sie heute?
Udo: Ein Entrepreneur’s Club. Wir holen 1 % der besten Talente der Welt nach Berlin. Und bringen sie mit Kapital, Erfahrung und anderen Disziplinen zusammen. Keine Monokultur, sondern Vielfalt. Keine Mietplätze, sondern ein Netzwerk.

Carsten: Du hast über 200 Investments gemacht. Was würdest du Investoren raten?
Udo: Spaß am Entstehen. Weniger Rendite in Prozentpunkten denken, mehr in Impact. Wenn du 50 Millionen hast – wozu brauchst du dann 100? Investier in Menschen. Unterstütze Talent. Lass dich überraschen.

Carsten: Und was gibst du jungen Gründer:innen mit?
Udo: Baue dein Netzwerk, bevor du Geld brauchst. Und hör auf, nur zu planen. Pläne ersetzen den Zufall durch den Irrtum. Einfach mal loslaufen.

Carsten: KI verändert alles. Wie stellt ihr euch darauf ein?
Udo: KI ist keine Zukunft. KI ist JETZT. Deshalb verändern wir auch unsere Strategie: Wir fokussieren uns auf Einzelne – nicht nur Teams. Weil in Zukunft ein Mensch mit KI ein Milliardenunternehmen bauen kann.

Carsten: Du hast gesagt: „Deutschland braucht mehr Mut.“ Was meinst du damit konkret?
Udo: Wir verwalten Erfolg, statt ihn zu wiederholen. Wir geben Geld weiter, anstatt es für Neues einzusetzen. Wir müssen wieder lernen, Chancen zu erkennen – und sie zu nutzen.

Carsten: Was wäre deine Vision für ein europäisches Startup-Ökosystem?
Udo: Ein neues Valley, ein Leuchtturm mit 100.000 Quadratmetern. Blockchain-basiertes Fundraising. Und eine Plattform, auf der nicht nur die Talente wachsen – sondern auch unser Selbstverständnis als Innovationskontinent.

Carsten: Und wenn du ein Schild über der Factory aufhängen könntest?
Udo: „From Talent to Legend.“ Weil genau das passieren kann – wenn wir es nur zulassen.