Brand & Brilliance Gucci statt Clio 

Gucci statt Clio 

…und Yves Saint Laurent statt Captur. Der Renault-Chef könnte an die Spitze von Kering wechseln. Wie austauschbar ist Luxus eigentlich geworden?

Hi Punks, wie eine Zündschnur, die sich durch die Welt des Luxus brennt, macht dieses Gerücht – in Brand gesetzt von „Le Figaro“ aus Paris – heute die Runde: Luca de Meo, 58 Jahre alt und noch Chef bei Renault, zieht den Zündschlüssel und geht zu Kering. Gucci, Saint Laurent, Bottega Veneta klingen verlockender als Clio, Captur und Megane. Stimmt das, ist das eine Bombe – und es gibt einen echten Big Bäng am Ende der Zündschnur. Bei Renault gekündigt hat er schon. Wir fragen uns natürlich: Wird aus Kering jetzt Renault oder wird Luca de Meo vom Götterboten zum Obergott? Kann er was richten? Er muss, oh my god!

Natürlich haben wir tiefstes Verständnis. Chef von Renault ist nicht das Endziel für einen wie Luca de Meo, der mal bei Fiat war, dort unter anderem CEO von Abarth wurde, der Marke, wo es wirklich abgeht. Den Marketingchef von Volkswagen hat er auch gemacht, dann Audi, dann Seat, dann eben Renault. Ein Italo-Car-Guy also mit wechselndem Schicksal, einer dem die Konkurrenz nichts anhaben kann, weil er bei ihr auch schon war. Einer, der sich jetzt die Chinesen auf Abstand halten und die Transformation beschleunigen musste. Einer, dem Öl und Benzin, Akkusäure und Reifenabrieb an den Händen kleben. Ich kenne solche, manche von ihnen gehen mit einer Kurbelwelle ins Bett. Doch dieser Italiener will mehr.

Er will ins Herz des alten Kontinents. Nichts prägt Europa mehr als seine Luxusindustrie. Die Marken, die Heritage – das macht uns keiner nach. Luxus läuft. Immer. Das ist nicht zu kopieren, das schafft keine KI. Das schafft kein Chinese. De Meo hinterlässt die Hölle der europäischen Autoindustrie, um den Olymp des Luxus zu betreten. Denkt er.

Doch Achtung: Der Olymp ist vollgemüllt, die Götter sind besoffen. Gucci stürzt ab,Kering kämpft mit massiven Absatzproblemen seines Flaggschiffs. Die Zahlen dürften Luca de Meo bekannt vorkommen: Ein Umsatzeinbruch von 25 Prozent beim Flaggschiff ist wie mit dem Acht-Zylinder Big Block ohne Tankstellen-Abo in der Nähe. Der Premium-Markenmotor stottert, muss der Automanager feststellen. Und auch der Hilfsdiesel Yves Saint Laurent hat Metallspäne im Getriebe – minus neun Prozent stehen da. Das ist kein Dämpfer, sondern ein Volltreffer„, kommentiert der Markt, was einer Majestätsbeleidigung gleichkommt, denn bisher leitete Gottvater François-Henri Pinault den Kering-Konzern persönlich. Ein paar mehr Marketing-Millionen werden ihn nicht retten, kommentiert die DZ-Bank.

Was also fällt de Meo jetzt ein? Eine Plattform-Strategie wird jedenfalls nicht ziehen. Und eine Billigmarke wie Dacia hinzuzufügen, wird ihm der Luxusmarkt nicht verzeihen. Was er braucht, wenn er es wird, sind Aura, Ideen und einen Turbo beim Umsetzen. Vielleicht sollte er bei Abarth nachfragen, ob noch einer mitkommt auf den Luxustrip des Autohändlers.