Brand & Brilliance KI im Marketing: Der große Bluff?

KI im Marketing: Der große Bluff?

Sieben von zehn Unternehmen nutzen KI im Marketing, doch nur 7% sehen echte Erfolge. Gleichzeitig verlieren CMOs an Einfluss. Warum die versprochene Marketing-Revolution auf sich warten lässt.

Die KI-Revolution im Marketing entpuppt sich als Luftnummer. Trotz massiver Investitionen und hochfliegender Versprechen bestätigen gerade einmal sieben Prozent der Marketingverantwortlichen, dass KI tatsächlich die Effektivität ihrer Arbeit verbessert hat.

Dabei nutzen bereits 70 Prozent der großen Unternehmen generative KI für ihre Marketingaktivitäten, wie eine aktuelle Studie zeigt. Die Kluft zwischen Erwartung und Realität könnte kaum größer sein.

Macht- und Budgetverlust der CMOs

Der Einfluss von Marketingchefs in Unternehmen schwindet rapide. Laut „Capgemini“ ist der Anteil der CMOs, die in strategische Entscheidungsprozesse eingebunden werden, innerhalb von nur zwei Jahren von 70 auf 55 Prozent gesunken. Parallel dazu wurden die Marketingbudgets auf durchschnittlich fünf Prozent der Unternehmenserlöse zusammengestrichen.

Besonders problematisch: Mehr als die Hälfte der KI-Initiativen im Marketing werden von den IT-Abteilungen finanziert und gesteuert – mit begrenztem Einfluss der Marketingteams. „Die Marketingverantwortlichen stecken in einer Zwickmühle“, so die Analyse von „Capgemini“. „Sie sollen gleichzeitig Wachstum generieren, Verkaufsziele erreichen und Experten für Daten und KI sein – und das mit immer weniger Ressourcen und Kontrolle.“.

Warum KI im Marketing (noch) nicht funktioniert

Die Zahlen sind ernüchternd: Nur 15 Prozent der Marketingverantwortlichen geben an, dass niedrigwertige Aufgaben in ihren Teams automatisiert sind. Die meisten Teams verbringen ihre Zeit weiterhin mit manuellen Tätigkeiten statt mit strategischer Markenbildung, Innovation oder Kundenbindung.

Auch bei der Personalisierung von Kundeninteraktionen – einem Kernversprechen der KI – stimmen nur 18 Prozent der Befragten zu, dass sie hier erfolgreiche Ergebnisse erzielen. Dabei mangelt es nicht an Investitionen. Der Anteil von KI an den Martech-Budgets ist von 64 Prozent im Jahr 2023 auf 79 Prozent im Jahr 2025 gestiegen.. Doch die Umsetzung scheitert an fehlenden Fähigkeiten, Datenschutzbedenken und mangelndem Vertrauen in KI-generierte Entscheidungen.

Die Silos aufbrechen

Ein Hauptproblem liegt in der Zusammenarbeit zwischen Marketing und IT. Weniger als 40 Prozent der CMOs kontrollieren ihre Martech-Budgets selbst. Gleichzeitig nennen 61 Prozent der Marketingverantwortlichen die Integration von Vertriebs- und Go-to-Market-Strategien als Top-Priorität, aber weniger als ein Viertel arbeitet mit gemeinsamen KPIs.

„Die Trennung zwischen Technologie und Marketing ist nicht mehr zeitgemäß“, erklärt „Capgemini“ und weiter „CMOs müssen eng mit CIOs zusammenarbeiten, um Daten, Systeme und Teams so auszurichten, dass KI tatsächlich messbaren Geschäftswert liefern kann.“.

Business Punk Check

Der KI-Hype im Marketing entpuppt sich als klassischer Fall von überzogenen Erwartungen und unterentwickelter Umsetzung. Die Wahrheit ist: KI allein löst keine Marketingprobleme – sie verstärkt bestehende Strukturen, egal ob funktional oder dysfunktional. Unternehmen, die in KI-Tools investieren, ohne ihre Organisationssilos aufzubrechen, verbrennen schlicht Geld.

Die eigentliche Revolution liegt nicht in der Technologie, sondern in der radikalen Neuausrichtung der Zusammenarbeit zwischen Marketing, IT und Vertrieb. Wer heute noch in traditionellen Abteilungsstrukturen denkt, wird morgen irrelevant sein. Die Zukunft gehört integrierten Teams mit gemeinsamen KPIs und einem klaren Fokus auf Kundenerfahrung statt auf interne Machtkämpfe.

Häufig gestellte Fragen

  • Warum scheitern so viele KI-Initiativen im Marketing?
    Die meisten Unternehmen behandeln KI als technisches Add-on statt als strategischen Transformationstreiber. Erfolgreiche Implementierungen beginnen mit der Neugestaltung von Prozessen und Verantwortlichkeiten, nicht mit dem Kauf neuer Tools. Entscheidend ist die Überwindung von Abteilungssilos zwischen Marketing, IT und Vertrieb.
  • Wie können CMOs ihren strategischen Einfluss zurückgewinnen?
    CMOs müssen sich als Treiber der Kundenerfahrung und des Unternehmenswachstums positionieren. Das gelingt durch messbare Erfolge, datengetriebene Entscheidungen und enge Zusammenarbeit mit dem CIO. Kritisch ist dabei, die Kontrolle über Martech-Budgets zurückzugewinnen und gemeinsame KPIs mit dem Vertrieb zu etablieren.
  • Welche KI-Anwendungen liefern tatsächlich Mehrwert im Marketing?
    Erfolgreiche KI-Implementierungen fokussieren sich auf konkrete Probleme statt auf breite Anwendungen. Besonders wertvoll: Predictive Analytics für Kundenverhalten, automatisierte Content-Optimierung und intelligente Segmentierung. Der Schlüssel liegt in der Kombination aus menschlicher Kreativität und KI-gestützter Skalierung.
  • Wie misst man den ROI von KI im Marketing richtig?
    Statt Vanity Metrics wie „generierte Inhalte“ sollten Unternehmen harte KPIs wie Conversion-Steigerung, Kundenakquisitionskosten und Customer Lifetime Value messen. Wichtig: Ein Vorher-Nachher-Vergleich mit klaren Kontrollgruppen, um den tatsächlichen Einfluss der KI zu isolieren.
  • Welche Skills brauchen Marketingteams für erfolgreiche KI-Integration?
    Neben technischem Verständnis sind strategisches Denken und Datenkompetenz entscheidend. Teams müssen lernen, die richtigen Fragen zu stellen, Ergebnisse kritisch zu interpretieren und KI als Werkzeug, nicht als Lösung zu begreifen. Erfolgreiche Organisationen investieren in kontinuierliche Weiterbildung und interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Quellen: Capgemini