Mitten in der tiefsten Krise: Leica glänzt wie niemals zuvor

Leica feiert 100 Jahre und knackt gleichzeitig Umsatzrekorde. Der deutsche Premium-Hersteller beweist, dass Tradition und Innovation kein Widerspruch sein müssen – und setzt auf Multichannel-Strategien.

Der Totgesagte lebt länger. Während Smartphone-Kameras den Fotomarkt revolutionierten, schafft die Leica Camera Gruppe das vierte Rekordjahr in Folge. Der Umsatz stieg laut Pressemitteilung im Geschäftsjahr 2024/2025 um 7,6 Prozent auf 596 Millionen Euro. Ausgerechnet im Jahr des 100. Jubiläums der legendären Leica I beweist der deutsche Premiumhersteller, dass Tradition und digitale Transformation Hand in Hand gehen können – wenn man die Strategie richtig ausrichtet.

Multichannel als Wachstumsmotor

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Leica wächst in allen Weltregionen. In Europa legten die Erlöse um 7,6 Prozent zu, besonders stark in Deutschland mit 11,4 Prozent. Auch Asien (+7,3 Prozent) und Nordamerika (+6,2 Prozent) entwickelten sich positiv.

Besonders bemerkenswert: Das Onlinegeschäft steigerte sich um 12,5 Prozent. Parallel dazu baut Leica sein stationäres Netz mit neuen Stores in China, Japan und Südkorea aus. Die Verknüpfung von E-Commerce, stationärem Handel und Auktionen hat dem Unternehmen eine einzigartige Marktposition verschafft.

Digitale Transformation eines Traditionsherstellers

Während andere Kamerahersteller unter dem Smartphone-Boom litten, hat Leica konsequent auf Diversifizierung gesetzt. Neben dem Kerngeschäft mit hochwertigen Kameras expandiert das Unternehmen in Wachstumsbereiche. Die strategische Partnerschaft mit Xiaomi im Mobile-Imaging-Bereich entwickelt sich besonders stark.

Die Leica LUX App für iPhones verzeichnet bereits über 1 Million Downloads. Gleichzeitig hält der Hersteller an seinen Wurzeln fest. Als eine der wenigen Firmen produziert Leica weiterhin analoge Kameras und lancierte mit der M11-D sogar ein Digitalmodell ohne Display – ein bewusster Gegenentwurf zum Touchscreen-Zeitalter. CEO Matthias Harsch betont laut der Pressemitteilung: „Der weltweit steigenden Nachfrage nach Kameras begegnen wir mit hochwertigen Produkten ‚Made in Germany‘.“.

Diversifikation jenseits der Fotografie

Leica erschließt systematisch neue Geschäftsfelder. Im Bereich Smart Projection wurde das Heimkinoangebot mit dem Miniprojektor Cine Play 1 erweitert.

Die Sportoptik-Sparte, traditionell auf Jagd und Naturbeobachtung fokussiert, spricht mit der Ultravid Compact Colorline gezielt urbane Zielgruppen an. Auch bei Lifestyle-Accessoires wie Uhren positioniert sich Leica im Premiumsegment, wie „Wired“ dokumentiert.

100 Jahre Innovationsgeschichte

Das Jubiläumsjahr 2025 markiert einen Meilenstein: Vor einem Jahrhundert wurde die Leica I auf der Leipziger Frühjahrsmesse vorgestellt. Als erste in Serie gefertigte Kleinbildkamera revolutionierte sie die Fotografie durch ihr kompaktes Format.

Unter dem Motto „100 Jahre Leica: Zeugin eines Jahrhunderts“ feiert das Unternehmen mit internationalen Veranstaltungen in Dubai, Mailand, New York, Shanghai und Tokio. Hinzu kommen Sonderausstellungen und limitierte Produkteditionen.

Business Punk Check

Leicas Erfolg ist kein Zufall, sondern das Ergebnis harter strategischer Arbeit. Während andere Traditionshersteller den Smartphone-Tsunami nicht überlebten, hat Leica die digitale Transformation gemeistert – ohne seine DNA zu verraten. Der entscheidende Faktor: Leica verkauft nicht einfach Kameras, sondern ein Premiumgefühl und kulturelles Kapital. Die Xiaomi-Partnerschaft zeigt, dass selbst deutsche Mittelständler in der globalen Tech-Arena mitspielen können, wenn sie ihre Nische kennen.

Doch die wahre Herausforderung kommt erst: KI-gestützte Bildgenerierung könnte das Fotografieren grundlegender verändern als jedes Smartphone. Leica muss beweisen, dass es nicht nur die erste digitale Disruption überlebt hat, sondern auch die zweite meistern kann. Für andere Mittelständler ist Leica ein Lehrstück: Tradition kann ein Wettbewerbsvorteil sein – aber nur, wenn sie mit radikaler Innovationsbereitschaft kombiniert wird.

Häufig gestellte Fragen

• Wie konnte Leica trotz Smartphone-Boom erfolgreich bleiben?
  Leica hat konsequent auf Premiumqualität gesetzt und gleichzeitig neue Geschäftsfelder erschlossen. Statt gegen Smartphones zu kämpfen, kooperiert das Unternehmen mit Xiaomi und entwickelt eigene Apps. Diese Kombination aus Tradition und Innovationsbereitschaft sichert die Marktposition.
• Was können mittelständische Unternehmen von Leicas Strategie lernen?
  Mittelständler sollten ihre traditionellen Stärken als Differenzierungsmerkmal nutzen, aber gleichzeitig mutig in neue Technologien und Märkte investieren. Leicas Multichannel-Ansatz zeigt, dass die Verknüpfung von Online- und Offline-Präsenz entscheidend ist. Wichtig ist, die eigene DNA zu bewahren, während man neue Zielgruppen erschließt.
• Welche Rolle spielt „Made in Germany“ noch im globalen Wettbewerb?
  „Made in Germany“ funktioniert heute nur noch als Premiumstrategie. Leica beweist, dass deutsche Fertigungsqualität im Luxussegment nach wie vor ein Verkaufsargument ist – aber nur in Kombination mit Innovation und globalem Vertrieb. Mittelständische Hersteller müssen ihre Produktion in Deutschland durch einzigartige Qualitätsmerkmale rechtfertigen.
• Wie sollten sich Traditionsunternehmen auf die KI-Revolution vorbereiten?
  Unternehmen müssen KI nicht als Bedrohung, sondern als Werkzeug begreifen. Leicas Ansatz, Technologie mit handwerklicher Tradition zu verbinden, bietet eine Blaupause: Identifiziere deine nicht-automatisierbaren Kernkompetenzen und nutze KI, um diese zu verstärken, nicht zu ersetzen.
• Welche Diversifikationsstrategien funktionieren für etablierte Marken?
  Erfolgreiche Diversifikation basiert auf der Übertragung von Kernkompetenzen auf angrenzende Märkte. Leica nutzt sein Know-how in Optik und Präzisionsmechanik für Projektoren und Ferngläser und sein Designerbe für Lifestyle-Produkte. Entscheidend ist, dass die Erweiterungen zur Markenidentität passen und Premium-Ansprüche erfüllen.

Quellen: Pressemitteilung Leica