Brand & Brilliance „Outdoor braucht Vision – und unternehmerische Leidenschaft“

„Outdoor braucht Vision – und unternehmerische Leidenschaft“

Seriengründer, Investor und Digitalstratege Carsten Puschmann im Gespräch mit Dr. Susanne Dickhardt über Campingkultur, Markenführung und internationales Wachstum.

Dr. Susanne Dickhardt ist Unternehmerin und Co-Founderin von roadsurfer – einem Unternehmen, das aus einer spontanen Urlaubsidee entstanden ist und heute über 200 Millionen Euro Umsatz macht. Als Pionierin einer neuen Campinggeneration verbindet sie Digitalisierung mit Emotion, Wachstum mit Kundennähe – und zeigt, wie man mit Haltung eine internationale Love Brand aufbaut.

Carsten: Susanne, 2016 saßt du noch mit deiner Familie im Camper an der Atlantikküste. Heute führst du mit roadsurfer Europas größte Camper-Plattform. Was war der entscheidende Moment?

Susanne: 2016 gab es kein wirklich gutes Angebot einen Campervan zu mieten – online schon gar nicht. Mit unserem schließlich mühsam angemieteten VW California, hatten wir bereits im Campingurlaub das klare Ziel vor Augen: Das können wir besser. Wir machen Camping cool! 

Ich hatte gerade meine Elternzeit beendet, war offen für etwas Neues – dann haben wir einfach losgelegt und ein Business-Konzept geschrieben. Zu Beginn mit einer selbst gebauten Website und 25 Bussen, die wir zum Teil selbst ausgebaut haben.

Carsten: Heute habt ihr über 140.000 Vermietungen weltweit in diesem Jahr. Was war für euch der Knackpunkt vom DIY-Startup zur echten Company?

Susanne: Die Kern-Erkenntnis war: Wenn wir in dem angestrebten Tempo wachsen wollen, brauchen wir klare Strukturen und Verantwortlichkeiten. Wir hatten Scale-up-Coachings, bei denen wir unsere Rollen, Werte und Kultur definiert haben. Wir haben dann Mitarbeitende in der Führungsebene eingestellt, die so ähnlich ticken wie wir und in ihrem jeweiligen Fachbereich Experten sind. Das hat viel mit Vertrauen und Loslassen zu tun, aber nur so kann man eine Firma vorantreiben. 

Carsten: Ihr sprecht bei roadsurfer von einer Love Brand. Was heißt das konkret?

Susanne: Es geht um Loyalität, Kundenzufriedenheit und Identifikation. Unsere Kund:innen sollen nicht nur buchen – sie sollen roadsurfer als Lieblingsbrand weiterempfehlen. Von der „Happy Bag“ im Bus bis zum Gästebuch – wir versuchen, an jedem Touchpoint positiv zu überraschen. Gleichzeitig müssen die Basics stimmen: saubere Fahrzeuge, funktionierende Technik. Bei über 10.000 Fahrzeugen und 140.000 Mieten im Jahr ist das ehrlicherweise eine echte Herausforderung – aber der Schlüssel zur Markenbindung, an der wir täglich arbeiten.

Carsten: Ihr seid heute international unterwegs – bis nach Nordamerika. Was war die größte Herausforderung auf diesem Weg?

Susanne: Die USA waren ein großer Schritt. Eine andere Zeitzone, andere Märkte, andere Kundenerwartungen und andere Business-Voraussetzungen. Aber die globale Marke mit dem Grundversprechen auf „Freedom, Happiness and Expertise“ funktioniert auch dort, weil sie ein Lebensgefühl transportiert. Wichtig war, lokale Strukturen aufzubauen und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren: funktionierende Basis-Prozesse, Vertrauen in das Team vor Ort und Fokus auf die Customer Experience.

Carsten: Du hast einmal gesagt, ihr wollt das Booking.com für Camping sein. Was steckt hinter dieser Vision?

Susanne: Wir wollen die erste Adresse für Outdoor-Reisen werden. Egal ob Camper-Miete, Stellplätze, Abo-Modelle oder Fahrzeugverkauf – roadsurfer soll die Plattform sein, an die man als erstes denkt, wenn man individuell mit eine Reisemobil Urlaub buchen möchte. Dafür investieren wir in Tech, Marke, Community und internationales Wachstum. Die erste Station an der amerikanischen Ostküste kommt mit Miami im Herbst, Neuseeland und Australien stehen ebenfalls an. 

Carsten: Und was sind deine drei wichtigsten Learnings als Gründerin?

Susanne:

  1. Einfach machen – aus Ideen werden keine Unternehmen, wenn man sie nur denkt.
  2. Gute Leute einstellen – und ihnen vertrauen. Echte Skalierung geht nur im Team.

Von Beginn an groß denken – das Ziel und die Vision muss schon am Anfang klar sein