Brand & Brilliance Vom Teleshopping zum TikTok-Hype: Vodafone entdeckt den Retro-Funnel

Vom Teleshopping zum TikTok-Hype: Vodafone entdeckt den Retro-Funnel

Elevator Boys als Teleshop-Hosts – und was das Comeback der Trash-TV-Ästhetik über Gen Z, Markenrelevanz und neue Performance-Denke verrät. Willkommen zurück im Jahr 2003 – oder ist es doch 2025? Low Rise-Jeans, Tamagotchis, Pop-Punk-Soundtracks und nun auch: Teleshopping. Die neueste Retro-Welle spült nicht nur modische und musikalische Relikte auf die Feeds junger Nutzer:innen – sie transformiert auch Werbekonventionen. Jüngstes Beispiel: Vodafone.

Die Kampagne zur Einführung des neuen iPhone 16 Pro zeigt, wie tief Marken mittlerweile ins Popkultur-Archiv greifen, um Anschluss an eine visuell verwöhnte Gen Z zu finden. Fünf Jungs, die das TikTok-Zeitalter personifizieren, verkörpern hier eine Ästhetik, die ihnen eigentlich fremd ist: die Elevator Boys als Teleshop-Hosts.

Von Hochglanz zu Hochformat – wie Trash wieder sexy wird

Die Idee stammt von der Berliner Agentur Odaline, umgesetzt mit Glutamat, einer Produktionsschmiede, die in der Vergangenheit bereits hyperästhetische Realitäten für Marken erschaffen hat. Gemeinsam haben sie ein Konzept entwickelt, das „Teleshopping“ nicht nostalgisch verklärt, sondern als ironisch überzeichnetes Performance-Tool neu inszeniert.

Die Elevator Boys schlüpfen dabei in bewusst überzeichnete Rollen: mal als Zahlen-Genie, mal als schmachtender Regisseur. Zwischen Persiflage und Charisma verschwimmen die Grenzen von Werbung und Entertainment – was bleibt, ist ein Format, das fast zu glatt ist, um Trash zu sein, und zu selbstironisch, um sich noch über Retro lustig zu machen.

Creator-Marketing 2.0 – Wer verkauft, wenn niemand mehr verkauft?

Die eigentliche Stärke der Kampagne liegt jedoch nicht in der Oberfläche. Es ist die Verwebung von Creator-Persönlichkeit, Format-Dramaturgie und Funnel-Strategie, die Vodafone und Odaline gelingt. „Performance-Marketing und Creator-Marketing wirklich miteinander zu verweben“, wie Odaline es nennt, ist mehr als Buzzword-Bingo – es ist das neue Spielprinzip.

Dark Ads only lautet die Devise – zumindest zum Start. Keine sichtbaren Posts, keine organische Reichweite, keine Likes zum Angeben. Stattdessen ein radikaler Fokus auf Zielgruppenpräzision und Feed-Relevanz. Wer das sieht, soll klicken – nicht klatschen.

Und wer junge Menschen heute noch mit einem Mobilfunktarif erreichen will, muss mehr bieten als Gratis-AirPods, so bringt es Kim Dammann, Director Strategy & Brand Transformation bei Odaline, auf den Punkt.

Zwischen Meme, Model und Marketingmechanik

Was hier geschieht, ist mehr als ein ästhetisches Gimmick. Es zeigt, wie sich Retro-Formate als Wachstumshebel im Performance Funnel instrumentalisieren lassen. Die Entscheidung für Teleshopping ist kein Witz – sondern Strategie. Die Ära der nostalgischen Ironie ist nicht vorbei, sie ist zum Tool geworden.

Marken wie Vodafone schaffen es, dabei nicht nur cool, sondern relevant zu wirken. Die Elevator Boys wiederum beweisen, dass Creator heute keine „Markengesichter“ mehr sind, sondern narrative Interfaces – wandelbare Figuren, die popkulturelle Kontexte blitzschnell adaptieren, ohne Authentizität zu verlieren.

Was bleibt? Ein Case, der zeigt, wie man 2025 Werbung macht, ohne dass es nach Werbung aussieht. Und vielleicht sogar der Beginn einer neuen Ära: Performance mit Personality.