Brand & Brilliance Vom Tierschützer zum Krisenmanager: Mister Spex im Überlebenskampf

Vom Tierschützer zum Krisenmanager: Mister Spex im Überlebenskampf

Tobias Krauss will den kriselnden Online-Optiker Mister Spex mit radikalem Strategiewechsel retten. Statt Wachstum um jeden Preis setzt er auf Profitabilität, Abo-Modelle und loyale Stammkunden.

Der Aktienkurs unter zwei Euro, Umsatzeinbruch von 13 Prozent, geschlossene Auslandsfilialen – bei Mister Spex brennt die Hütte. „Wir stecken in einer Krise“, räumt CEO Tobias Krauss unverblümt ein.

Der 49-jährige Manager, der seit April 2025 an der Spitze des einstigen Optik-Hoffnungsträgers steht, hat eine Mammutaufgabe vor sich: den radikalen Turnaround eines Unternehmens, dessen Börsenwert seit dem IPO 2021 von 25 Euro auf ein Zehntel geschrumpft ist.

Die ungewöhnliche Doppelrolle

Krauss ist kein typischer Sanierer. Der selbsternannte Tierschützer und Vegetarier aus dem Schwarzwald verbindet auf ungewöhnliche Weise Idealismus mit Wirtschaftspragmatismus.

„Ein Unternehmen ist keine Familie“, betont er nüchtern, wenn es um Business geht. Laut „FAZ“ bringt Krauss eine ungewöhnliche Perspektive mit: Als ehemaliger Leiter von Abacon Capital – dem Family Office der Hamburger Milliardärsfamilie Büll und Großaktionär bei Mister Spex – kennt er das Unternehmen aus Investorensicht bestens.

Vom Aufsichtsrat in die Chefetage

Der Weg an die Unternehmensspitze verlief alles andere als geradlinig. Nach dem Rücktritt des langjährigen Gründers Graber und einem turbulenten Machtkampf mit aktivistischen Aktionären übernahm Krauss zunächst den Aufsichtsratsvorsitz.

Wie „FAZ“ berichtet, folgte nach monatelangem Führungsvakuum der ungewöhnliche Schritt: Krauss wechselte selbst in die operative Verantwortung. „Eigentlich war das nicht mein Plan“, gesteht er, doch die Herausforderung habe ihn gereizt.

Strategischer Richtungswechsel

Die Strategie des neuen CEO markiert einen klaren Bruch mit der Vergangenheit. Statt Start-up-Mentalität und aggressiver Expansion setzt Krauss auf Mittelstandstugenden: Profitabilität, Stabilität und Kundenbindung.

Laut „FAZ“ zielt er auf loyale Stammkunden statt auf kurzfristige Rabattjäger. Das Unternehmen, das 2007 als reiner Online-Händler startete und dem stationären Platzhirsch Fielmann den Kampf ansagte, musste schmerzlich lernen: Die Deutschen kaufen ihre Brillen lieber im Laden nach einem persönlichen Sehtest.

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