Brand & Brilliance Vom Tierschützer zum Krisenmanager: Mister Spex im Überlebenskampf

Vom Tierschützer zum Krisenmanager: Mister Spex im Überlebenskampf

Vom Online-Disruptor zum Omnichannel-Player

Die späte Einsicht in die Notwendigkeit physischer Präsenz – erst 2016 eröffnete Mister Spex den ersten eigenen Laden in Berlin – hat das Unternehmen teuer bezahlt. Unter Krauss‘ Führung soll nun ein Abo-Modell die Kundenbindung stärken und gleichzeitig für stabilere Einnahmen sorgen.

Der harte Sparkurs, der bereits 2024 eingeleitet wurde, umfasste die Schließung aller acht Auslandsfilialen. Wie „FAZ“ dokumentiert, begründet Krauss den jüngsten Umsatzrückgang mit der Reduzierung von Rabattaktionen und ineffizientem Online-Marketing – beides Maßnahmen, die langfristig die Profitabilität verbessern sollen.

Business Punk Check

Der Turnaround-Versuch bei Mister Spex offenbart ein klassisches Startup-Dilemma: Wer zu lange am Wachstums-Mantra festhält, verbrennt Kapital und verliert den Realitätscheck. Die Erkenntnis, dass Deutsche ihre Brillen lieber im Laden kaufen, kam für das Unternehmen Jahre zu spät. Das Abo-Modell könnte zwar für stabilere Cashflows sorgen, doch die Frage bleibt: Warum sollten Kunden sich an einen kriselnden Anbieter binden?

Der wahre Test wird sein, ob Krauss die Balance zwischen notwendigen Sparmaßnahmen und Investitionen in Kundenerlebnisse findet. Für mittelständische Optiker bietet die Krise bei Mister Spex eine wichtige Lektion: Digitalisierung allein reicht nicht – entscheidend ist das Verständnis für lokale Kundenbedürfnisse und die Kombination aus Online-Komfort und persönlicher Beratung.

Häufig gestellte Fragen

  • Warum scheiterte das ursprüngliche Geschäftsmodell von Mister Spex?
    Der Online-Optiker unterschätzte die kulturelle Komponente beim Brillenkauf. Deutsche Kunden bevorzugen persönliche Beratung und Anprobe im Laden. Der verspätete Einstieg ins Filialgeschäft (erst 2016) konnte den Rückstand gegenüber etablierten Anbietern wie Fielmann nicht mehr aufholen.
  • Welche Chancen bietet das neue Abo-Modell für den Mittelstand?
    Mittelständische Optiker können vom Abo-Ansatz lernen, ohne die Fehler von Mister Spex zu wiederholen. Erfolgreiche Modelle kombinieren regelmäßige Sehtests, Brillenversicherung und flexible Wechseloptionen mit persönlicher Beratung – ideal für eine alternde Gesellschaft mit steigendem Bedarf an Sehhilfen.
  • Wie können stationäre Optiker von der Mister Spex-Krise profitieren?
    Lokale Anbieter sollten jetzt ihre Stärken ausspielen: persönliche Beziehungen, Beratungsqualität und Sofort-Service. Gleichzeitig empfiehlt sich eine digitale Ergänzung durch Online-Terminbuchung, virtuelle Brillenanprobe und transparente Preisgestaltung – ohne den Fehler zu begehen, nur auf Preiskampf zu setzen.
  • Was bedeutet der Strategiewechsel für Investoren im E-Commerce-Bereich?
    Die Mister Spex-Krise zeigt, dass reines Online-Wachstum ohne nachhaltige Profitabilität zum Scheitern verurteilt ist. Investoren sollten bei E-Commerce-Unternehmen verstärkt auf Unit Economics, Kundenbindungsraten und realistische Omnichannel-Strategien achten, statt nur Umsatzwachstum zu belohnen.

Quellen: „FAZ“

Seite 2 / 2
Vorherige Seite Zur Startseite