Brand & Brilliance Von der „Hochzeit im Himmel“ zur Scheidung mit Buffet: Warum Kraft-Heinz zerbricht – und was Anleger fürchten müssen

Von der „Hochzeit im Himmel“ zur Scheidung mit Buffet: Warum Kraft-Heinz zerbricht – und was Anleger fürchten müssen

Dabei war man 2015 eben mit mindestens so großen Worten gestartet. Hinter dem Gedanken stand damals vor allem Börsentycoon Warren Buffett mit seiner Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway, der die brasilianische Anlagefirma 3G Capital ins Boot holte. Buffett besitzt heute gut 27 Prozent an Kraft-Heinz.  Und musste just im August 3,76 Milliarden Dollar auf seine Beteiligung abschreiben. Das sind Beträge, die auch einen Warren Buffett selbstkritisch werden lassen, ohne dass er jedoch an das geplante Vorgehen glaubt: „Die Fusion erwies sich nicht als brillante Idee, aber eine Aufspaltung des Unternehmens wird seine Probleme nicht lösen“, so der Investor. Deutlicher wurden Branchenexperten: „Überoptimistische Synergieprognosen und Vernachlässigung neuer Konsumtrends haben wesentlich zum Scheitern beigetragen”, zitiert das Manager-Magazin Branchenstimmen. Die Kraft-Heinz-Fusion wird danach heute nur noch kritisch betrachtet. Experten konstatieren, sie habe „die Branche erschauern lassen“.

Jedenfalls wird die Aufspaltung nun auch nicht ganz billig: 300 Millionen Dollar veranschlagt das Management, glaubt aber, der Erfolg werde das wieder hereinholen. Das wäre in der Tat nicht schlecht, denn der Gigant (26,6 Milliarden Dollar Umsatz 2024) ist bereits mit rund 20 Milliarden Dollar verschuldet (2023). Die operative Marge liegt im Minus. Kraft-Heinz hat mit der Trennung noch keine Antwort auf die Trends der Zeit gefunden, die da lauten: Gesundes Essen, verlässliche Zutaten, weniger Zucker und bitte nicht all diese Zusätze. Der Konzern hat als Antwort bislang im Wesentlichen die Ankündigung, Wackelpudding künftig vom Farbstoff zu befreien. Weitgehend. Für überzeugend werden die Geldgeber das noch nicht halten. Und bei dem Schuldenberg wäre eine durchschlagende Geschäftsidee, die den Aktienkurs antreibt und die Finanzierungskosten senkt, sicher kein Nachteil.

Und so erinnert die ganze Geschichte nicht von ungefähr an ein Gebilde namens Daimler-Chrysler. Mercedes-Boss Jürgen Schrempp erfand das 1998 im Schwäbischen und ging damit hinaus in die Welt, übernahm mehr oder weniger den US-Autohersteller Chrysler und nannte das Ganze eine Fusion unter Gleichen und gar eine „Hochzeit im Himmel“. Die gute Nachricht: Mercedes gibt es heute noch. Die schlechte: 40 Milliarden Dollar und die Hälfte des Börsenwertes verschwanden, bis man 2007 den Chrysler-Teil wieder loswurde (Chrysler war daraufhin mehrfach insolvent und landete bei Fiat, heute in der Stellantis-Gruppe). Die unterschiedlichen Kulturen des schwäbisch-transatlantischen Zusammenschlusses waren nie überbrückbar. „Nach Schrempps eigenem Credo galt bei Daimler: ‘Das Beste ist gerade gut genug’, während Chrysler aus Kostengründen permanent Kompromisse eingehen musste”, schrieb die Süddeutsche Zeitung damals. Das größte Desaster der Automobilgeschichte nannte es die “Welt”. Ein Ende der Fusionitis, des großen Wahns, bedeutete das vielfältige Scheitern der Managementträume bekanntlich bis heute nicht.

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