Business & Beyond Als der Firmenchef das sagt, halten alle den Atem an

Als der Firmenchef das sagt, halten alle den Atem an

Dies gilt um so mehr, weil es in der bisherigen deutschen Vorzeigebranche, der Automobilindustrie, nicht mehr so läuft: Die Großen der Branche grasen bereits die angeschlagene Autoindustrie ab. Rheinmetall und Hensoldt stellen Mitarbeiter des Reifen- und Komponentenspezialisten Continental ein. Allein Rheinmetall hat die Belegschaft in den vergangenen drei Jahren von 23.000 auf 31.000 ausgebaut. Bei Diehl Defence ist die Zahl der Mitarbeiter im gleichen Zeitraum von 2800 auf 4400 gestiegen.

Die Großen der Branche saugen Fachkräfte ab, weil sie ihre Kapazitäten erweitern wollen. So soll Rheinmetall von VW-Werke in Osnabrück oder Dresden auslasten. Konkurrent KNDS hat bereits in Zwickau ein Waggon-Werk des Zugherstellers Alstom übernommen und will dort Panzer bauen. Doch lohnt der Aufwand, einen neuen Standort aufzubauen? Aus Sicht der derzeit darbenden Autoindustrie sind Aufträge der Militärs lediglich Kleinserien mit entsprechendem Zusatzaufwand. „Wir sind gewohnt, in Millionen Stück zu denken. Da ist die Nachfrage aus dem Verteidigungsbereich eher übersichtlich“, sagt beispielsweise Arnd Franz, Chef des Stuttgarter Autozulieferers Mahle dem Magazin „Markt und Mittelstand“. Mit Aufträgen aus dem Militärbereich werde man die Probleme in der Autoindustrie nicht lösen können. Allerdings ist eben mitten in der Rezession jeder Deckungsbeitrag willkommen. „Wir sehen ein wachsendes Geschäft, wenn auch im kleineren Umfang“, sagt Robert Friedmann, Chef von Würth. Das Familienunternehmen beliefert die Rüstungsindustrie schon heute vor allem mit Elektronikteilen.

Die Aufträge sind in der Krise so verlockend, dass nicht nur Marhofer eherne Grundsätze in Frage stellt. Viele Jahre hat Bosch aus Prinzip nicht mit der Rüstungsindustrie zusammengearbeitet. Heute sagt Konzernchef Stefan Hartung: „Wir wollen unseren Beitrag leisten und schauen uns die Möglichkeit derzeit genau an.“ Auch der Maschinenbauer Trumpf guckt sich um, obwohl die sehr christlich geprägte Eignerfamilie Leibinger eigentlich mit Waffen nichts zu tun haben will und Geschäfte damit im Gesellschaftsvertrag ausschließt. Peter Leibinger, Aufsichtsratschef und Trumpf-Miteigentümer, spricht jetzt jedoch von einer „Zeitenwende“. „Auch wir in der Wirtschaft müssen unseren nötigen Beitrag zu einer wehrhaften Demokratie neu bewerten und damit den Wert der Verteidigungsfähigkeit und der notwendigen Güter innerlich bejahen“, sagt er.

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