Business & Beyond Bei wem der Frieden zum Geschäftsrisiko wird, und wo die Gewinner sitzen

Bei wem der Frieden zum Geschäftsrisiko wird, und wo die Gewinner sitzen

Alle schauen auf Freitag, wenn sich Trump und Putin treffen und über einen Frieden für die Ukraine verhandeln. Auch die Anleger. Ihre Entscheidungen nehmen ein mögliches Ergebnis bereits vorweg.

Die Kriegsgewinnler an der Börse geraten ins Hintertreffen. Ein Telefongespräch, ein Hinweis auf Verhandlungen, – und schon stürzt die Kriegseuphorie an der Börse ab. Doch bleiben die Fundamentaldaten beim Thema Rüstungsaktien robust? Wer gewinnt und wer verliert in der schier nicht endenden Abfolge von Krieg, Frieden und Wiederaufbau?

Noch im Frühling 2025 waren sich die Anleger sicher: Ihre Rüstungsaktien werde so schnell nichts erschüttern. Deutsche Schwergewichte wie Rheinmetall, Hensoldt und Renk profitierten massiv von steigenden Verteidigungsbudgets. Bereits im März löste ein der Streit zwischen Trump und Selenskyj im Weißen Haus ein Kursfeuerwerk aus – Rheinmetall etwa erreichte ein Plus von rund 80 Prozent seit Jahresbeginn. Auch im Mai und Juni trieben neue europäische Aufrüstungspläne die Kurse weiter nach oben: Leonardo, Thales, BAE, Rheinmetall – alle gewannen zweistellig.

Doch jetzt dreht sich die Stimmung: Mit der Ankündigung eines Gesprächs am Freitag zwischen US‑Präsident Trump und Wladimir Putin über einen möglichen Frieden in der Ukraine, verkaufen Investoren ihre rüstungsnahen Werte. Die Börsen reagieren in Echtzeit auf die sich abzeichnende geopolitische Wende. Die Aktien von Rheinmetall, Renk und Hensoldt verloren bis zu 5,6 Prozent – ein deutliches Signal, dass die Märkte bereits eine neue Ära einpreisen. Es sei „schon bemerkenswert, wie schnell sich das Blatt wendet. Noch vor wenigen Monaten galten Rüstungsaktien als sichere Bank in einem von Konflikten geprägten Umfeld. Doch nun, da Trump ein Friedensabkommen für die Ukraine in Aussicht stellt, flüchten Anleger regelrecht aus diesem Sektor“, heißt es in einer Analyse von Kettner Edelmetalle. Der Markt glaube offenbar an einen echten Durchbruch bei den Verhandlungen.

Dennoch muss das nicht das Ende des Booms sein. Die Auftragsbücher der Firmen sind prall gefüllt – bei Rheinmetall etwa mit einem Volumen von rund 63 Milliarden Euro. Die Pläne der EU, sowie der deutschen und der britischen Regierung, die jetzt sogar eine eigene „Verteidigungsbank“ gegründet haben, lassen ein langjähriges Umsatzplus erwarten.

Und überhaupt: Es gibt immer Gewinner. Einer ist zum Beispiel der russische Aktienmarkt. Der Moscow‑Exchange‑Index tendiert vor den Gipfelgesprächen ordentlich im Plus. Ukrainische Anleihen ziehen ebenfalls an, ebenso einige Bankenwerte. Frieden bedeutet eben weniger Rüstungsausgaben, weniger Wachstum bei Auftragseingängen, weniger Kursfantasie und ist für manche Anleger ein ganz reales Geschäftsrisiko.

Gleichzeitig lohnt aber der Blick über Sichtfeld der Rüstungsindustrie – in Richtung Wiederaufbau. Nach dem Ende der Kampfhandlungen muss alles wieder hingestellt werden. Jedes Wiederaufbauprogramm ist ein gigantisches Konjunkturprogramm und natürlich gibt es die, die davon profitieren. An vorderster Front sozusagen: die Baufirmen. Die Aktie des österreichischen Ziegelproduzenten Wienerberger mit seinen traditionell guten Beziehungen Richtung Osten konnte in den vergangenen sieben Tagen um knapp neun Prozent zulegen, der Baukonzern Strabag ebenfalls mit österreichischen Wurzeln stieg um muntere zehn Prozent. Und auch für den deutschen Baulöwen Bilfinger ging es immerhin um fünf Prozent nach oben.

Gespeist wird der Optimismus von Plänen, wie sie sowohl in den USA, der EU als auch innerhalb der deutschen Bundesregierung existieren und die an jenen Marshall-Plan erinnern, mit dem die Amerikaner nach dem Krieg den Wiederaufbau Deutschlands unterstützten. So hatte die vorherige Ampelkoalition bereits den Beschluss gefasst, einen ähnlichen Plan für die Ukraine auf den Weg zu bringen.