Business & Beyond Vom Company Builder zum 1,5 Mrd. AUM Fonds – Hendrik Krawinkel über BIT Capital, Tech-Investing & Lehren aus dem Markt Crash 2022

Vom Company Builder zum 1,5 Mrd. AUM Fonds – Hendrik Krawinkel über BIT Capital, Tech-Investing & Lehren aus dem Markt Crash 2022

Hendrik Krawinkel ist Gründer, Unternehmer, Investor und Managing Director von BIT Capital, einem der erfolgreichsten Tech-Asset-Manager Europas. Nach ersten Stationen als Company Builder bei der Ionic Group und als Mitarbeiter im Family Office von Jan Beckers baute er gemeinsam mit ihm BIT Capital auf. Heute verwaltet das Unternehmen mehr als 1,5 Milliarden Euro Assets under Management, ist für außergewöhnliche Renditen bekannt und für eine Philosophie, die Unternehmergeist mit tiefem Kapitalmarktverständnis verbindet.

Sherin: Hendrik, du bist in Münster aufgewachsen, hast früh gegründet und bist später an die HHL gegangen. Wann war dir klar, dass das Unternehmertum dein Weg ist?

Hendrik: Eigentlich schon als Schüler. Ich habe nebenbei gearbeitet, IT-Beratung für Bekannte gemacht, auf Ebay gehandelt und fand es faszinierend, wie Selbstständige ihr eigener Chef sind. Da war klar: Ich will später auch etwas Eigenes aufbauen.

Sherin: Über die HHL kamst du in Kontakt zu Jan Beckers und bist bei ihm ins Family Office eingestiegen. Wie hat dich das geprägt?

Hendrik: Es war der erste tiefe Einstieg ins Investieren. Jan hatte Secondaries bei LinkedIn und Facebook gekauft, noch bevor sie an die Börse gingen. Ich hab unglaublich viel über smartes Investieren lernen können und es wurde zu einer Leidenschaft, die uns schon früh von einem eigenen Asset Manager hat träumen lassen. 

Sherin: Ihr habt euch dann aber erstmal dazu entschieden, statt eines Fonds einen Company Builder aufzubauen.

Hendrik: Das ist richtig. Für einen Fonds fehlte uns der professionelle Track Record. Also haben wir die Ionic Group aufgebaut, schnell Profitabilität erreicht und die liquiden Mittel konsequent an den Kapitalmärkten angelegt. Das ging, weil die Firma ganz uns gehörte und war ein enormer Vorteil. Am Ende hatten wir einen geprüften Track Record von über 25 % IRR – das half, BIT Capital zu starten.

Sherin: 2018 habt ihr BIT Capital gegründet. Wie fing das an und was war euer Anspruch von Anfang an?

Hendrik: Wir haben erstmal einen Testlauf gemacht bevor wir einen BAFIN-lizenziertes Vehikel für einen Fonds aufgesetzt haben. Unser Ansatz war, unsere Tech-DNA und den Geist für das Unternehmertum ins Asset Management zu bringen. Wir wollten Fonds bauen, die Unternehmen wirklich verstehen – fast so, als wären es unsere eigenen Portfoliounternehmen. Dazu kam ein Edge durch eine detaillierte Analyse von alternativen Daten, KI-gestützten Tools und ein globales Netzwerk. Das Ziel: stets Titel finden, die sich mindestens 4-5 Mal vervielfachen können und in smarten Phasen einsteigen.

Sherin: Eure Performance ist beeindruckend und hat BIT Capital zu einem der stärksten Asset Manager Europas gemacht: 800 % Rendite im ersten institutionellen Fonds, knapp 500 % im Global Technology Fonds, der auch für Privatanleger zugänglich ist. Wie schafft ihr das?

Hendrik: Es ist die Kombination: tiefe Fundamentalanalyse, 360°-Research der Unternehmen, in die wir investieren, das heißt auch Gespräche mit deren Kunden, Lieferanten und Ex-Mitarbeitern, eine fundierte Analyse des Produkts – plus unser Daten-Overlay. Wir nutzen Payment- oder Ad-Daten, um früh Trends zu erkennen, und gewichten Positionen dynamisch. Auf dieser Basis erstellen wir Prognosen und Hypothesen, nach denen wir investieren. 

Sherin: Wie wichtig ist Timing?

Hendrik: Das Timing im Markt ist natürlich wichtig, aber es gibt wie in jeder Unternehmensentwicklung gute und schlechte Zyklen. Die Basis ist immer: Wir investieren nur in Unternehmen, die wir langfristig halten und treffen unsere Entscheidungen auf der Datenbasis, die wir sammeln. Wir gehen entsprechend sehr spezifisch auf Unternehmen und erstellen für jeden Titel, in den wir investieren, eine Fundamentalanalyse für das Unternehmen inklusive Business Case. 

Sherin: Wie viele Fonds habt ihr? 

Hendrik: Wir haben aktuell sieben Fonds und der achte folgt bald. 

Sherin: 2022 kam dann der große Tech-Crash. Ihr habt in einer Woche 20 % verloren. Was hast du daraus gelernt?

Hendrik: Es war brutal – für uns und für unsere Anleger. Aber wir haben gelernt, besonders in solchen Zeiten Ruhe zu bewahren und für die Zukunft Makro- und Geopolitik stärker zu berücksichtigen. Wichtig war auch die Kommunikation: Wir haben unseren Anlegern sehr offen erklärt, was passiert ist. Viele Investoren sind glücklicherweise dabei geblieben. Heute ist klar: Crashs sind die härtesten, aber auch die besten Lehrer.

Sherin: BIT Capital ist bekannt für „Skin in the Game“. Was heißt das konkret?

Hendrik: Jeder Portfolio-Manager bei uns muss einen Teil seines Bonus in die Fonds investieren und mindestens zwei Jahre halten. So vermeiden wir falsche Anreize und stellen sicher, dass wir wirklich im gleichen Boot wie unsere Anleger sitzen. Über zehn Prozent der Assets gehören uns selbst.

Sherin: Wenn du den Kapitalmarkt beschreibst, klingt das nach einer Mischung aus Wettbewerb und Leidenschaft. Was macht ihn für dich so spannend?

Hendrik: Jeden Tag gibt es einen Preis für jede Aktie. Der Kapitalmarkt gibt dir jeden Tag entsprechend Feedback. Das ist ein globaler Wettbewerb mit extrem smarten Leuten. Aber genau das macht es intellektuell so stimulierend – und unternehmerisch spannend.

Sherin: Drei Learnings, die du jungen Investoren mitgeben würdest?

Hendrik:

  1. Tiefe statt Breite: Gelistete Unternehmen so zu verstehen, als wären sie eigene Portfoliounternehmen und auf einer tiefen Datenbasis investieren.
  2. Geduld + Daten = Alpha: Langfristige Investments mit aktiven Timing-Overlays generieren Alpha.
  3. Crashs sind Lehrer: Wer 2022 überlebt und die Learnings mitgenommen hat, wächst als Investor und Unternehmer.
  4. Skin in the Game: BIT Capital Manager sind alle selbst in ihre Fonds investiert – durch echte Anreizen entsteht nachhaltige Performance.

Sherin: Danke, Hendrik, für deine Klarheit und die spannenden Einblicke.

Hendrik: Danke dir, Sherin. Es hat mir viel Spaß gemacht.