Business & Beyond Bitcoin, Barrel, Börse: Wer im Nahostkonflikt gewinnt – und wer verliert

Bitcoin, Barrel, Börse: Wer im Nahostkonflikt gewinnt – und wer verliert

Der Konflikt zwischen Iran und Israel sowie das militärische Eingreifen der USA erschüttern die globalen Finanzmärkte. Was Anleger jetzt über die Auswirkungen auf Ölpreise, Aktienmärkte und Kryptowährungen wissen müssen.

Die geopolitische Eskalation im Nahen Osten hält die Finanzmärkte in Atem. Nach dem US-Angriff auf iranische Atomanlagen rutschte der Bitcoin kurzzeitig unter die psychologisch wichtige Marke von 101.000 US-Dollar, bevor eine schnelle Gegenbewegung einsetzte. Gleichzeitig steht der Ölpreis unter Beobachtung – ein Fass kostet aktuell rund 75 Dollar, noch im normalen Schwankungsbereich, aber mit erheblichem Aufwärtspotenzial bei weiterer Eskalation. Die Situation verdeutlicht einmal mehr, wie eng verwoben geopolitische Konflikte und Marktreaktionen heute sind.

Straße von Hormus: Der Flaschenhals der Weltwirtschaft

Die größte Bedrohung für die globalen Märkte liegt in einer möglichen Blockade der Straße von Hormus. Diese strategisch entscheidende Meerenge ist der Transportweg für etwa 20 Prozent des weltweiten Öls und Flüssiggases. Iranische Militärs haben bereits mit einer Sperrung gedroht.

„Schon der Wegfall weniger Prozent Öl auf dem Weltmarkt kann sehr preisbewegend sein“, erklärt Klaus-Jürgen Gern vom Kieler Institut für Weltwirtschaft gegenüber der „taz“. Eine kurzfristige Blockade würde die Preise temporär in die Höhe treiben, während eine dauerhafte Sperrung dramatische Folgen hätte: Ölpreise könnten auf über 150 Dollar pro Barrel schnellen und eine globale Inflationswelle auslösen.

Die vorhandenen Alternativrouten – etwa die Ost-West-Pipeline Saudi-Arabiens zum Roten Meer – verfügen nur über begrenzte Kapazitäten und könnten den Ausfall nicht kompensieren. Zwar haben Länder und Unternehmen seit den Ölkrisen der 1970er Jahre strategische Reserven aufgebaut, diese reichen jedoch nur für wenige Wochen.

Bitcoin als digitaler Krisenindikator

Die Reaktion des Bitcoin auf die Nahostkrise zeigt ein neues Marktphänomen: Kryptowährungen fungieren zunehmend als Seismograph für geopolitische Spannungen. Nach dem initialen Kurssturz unter 101.000 Dollar stabilisierte sich der Bitcoin schnell wieder über der 103.000-Dollar-Marke.

„Dass Anleger trotz einer militärischen Eskalation im Nahostkonflikt nicht im ganz großen Stil Reißaus nehmen, spricht für kurze Beine politischer Börsen“, analysiert Timo Emden von Emden Research bei „boerse.de“. Dennoch warnt er: „Der Nahostkonflikt kann weiterhin wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der Anleger schweben.“

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