Business & Beyond Deutsche Exporte trotzen Trump-Zöllen: Der überraschende Frühjahrsaufschwung auf wackligen Beinen

Deutsche Exporte trotzen Trump-Zöllen: Der überraschende Frühjahrsaufschwung auf wackligen Beinen

Die deutsche Exportwirtschaft verzeichnet im Frühjahr 2025 einen unerwarteten Boom – trotz drohender US-Zölle. Doch hinter den positiven Zahlen verbergen sich Vorzieheffekte und kurzfristige Sonderkonjunkturen, die keinen nachhaltigen Aufschwung garantieren.

Die deutsche Wirtschaft präsentiert sich im Frühjahr 2025 erstaunlich robust. Mit einem Produktionsplus von drei Prozent im März – dem stärksten Anstieg seit dreieinhalb Jahren – und fünf aufeinanderfolgenden Monaten mit steigenden Exportzahlen scheint die Konjunktur allen Widrigkeiten zu trotzen. Besonders überraschend: Ausgerechnet die Ausfuhren in die USA legten um 2,4 Prozent zu, obwohl Donald Trump massive Zollerhöhungen ankündigte. Doch hinter der glänzenden Fassade verbirgt sich ein fragiles Fundament.

Der Vorzieheffekt: Exportboom auf Zeit

Die Zahlen sind beeindruckend: Deutsche Unternehmen exportierten im März Waren im Wert von 133,2 Milliarden Euro – ein Plus von 1,1 Prozent gegenüber dem Vormonat und sogar 2,3 Prozent mehr als im Vorjahresvergleich. Doch Experten sind sich einig, dass dieser Aufschwung auf tönernen Füßen steht. „Der Anstieg der Zahlen ist leider kein Aufwärtstrend“, bremst Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen (BGA), allzu optimistische Erwartungen.

Die Ursache für den temporären Boom liegt in einem klassischen Vorzieheffekt: US-Importeure haben ihre Bestellungen massiv vorgezogen, um den von Trump angekündigten Strafzöllen zuvorzukommen. Andreas Scheuerle, Konjunkturexperte der DekaBank, bestätigt diesen Zusammenhang: „Es gab sie wirklich, die vorgezogenen Beschaffungskäufe der US-Importeure in Deutschland.“ Besonders deutlich zeigt sich dies in den Produktionszahlen typischer US-Exportschlager – Automobile mit einem Plus von 8,1 Prozent, Pharmaprodukte mit 19,6 Prozent und Maschinen mit 4,4 Prozent Zuwachs.

Die Zollkeule und ihre Folgen

Anfang April kündigte Trump umfassende Importzölle an, die für europäische Waren einen pauschalen Aufschlag von 20 Prozent vorsehen. Zwar wurden diese Maßnahmen für die meisten Handelspartner zunächst für 90 Tage ausgesetzt, doch bereits jetzt gelten erhöhte Zölle auf Autos sowie auf Stahl und Aluminium von 25 Prozent. Die Ankündigung löste ein globales Börsenbeben aus und schürt massive Unsicherheit in der Exportwirtschaft.

„In den kommenden Monaten werden wir, aber vor allem die USA, die Auswirkungen des Zoll-Wirrwarrs zu spüren bekommen. Das dicke Ende kommt noch überall auf der Welt“, warnt Jandura. Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe, ergänzt: „Der Exportsektor hat Produkte noch schnell vor der Zollkeule in die USA geliefert.“ Dieser Impuls stehe im laufenden Quartal nicht mehr zur Verfügung.

Branchengewinner und -verlierer

Während die klassischen Exportbranchen von temporären Vorzieheffekten profitieren, gibt es auch strukturelle Gewinner der aktuellen Krisensituation. Die Deutsche Bank konnte im ersten Quartal 2025 den höchsten Gewinn seit 14 Jahren verzeichnen – ein typisches Muster in Krisenzeiten, da bei steigender Unsicherheit die Gewinnspannen bei Finanztransaktionen steigen.

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