Business & Beyond Die Gewinner des Wandels: Welche Branchen jetzt besonders stark durchstarten

Die Gewinner des Wandels: Welche Branchen jetzt besonders stark durchstarten

Deutsche Manager sehen den Wirtschaftsstandort positiver. Drei Unternehmen zeigen, wie Transformation wirklich funktioniert – und warum manche scheitern. Zwischen KI-Revolution und Überlebenskampf.

Die Stimmung im deutschen Management hellt sich auf. Führungskräfte bewerten den Transformationsfortschritt des Wirtschaftsstandorts mit der Note 3,5 – deutlich besser als die 4,4 im Vorjahr. Laut „Handelsblatt“ zeigt eine aktuelle Studie von Kearney und dem Institut der deutschen Wirtschaft, dass Manager die Transformation ihrer eigenen Branche sogar mit 3,2 benoten. Doch hinter den Zahlen verbergen sich massive Unterschiede: Während Tech- und Konsumgüterunternehmen den Wandel beschleunigen, hinken Energie- und Automobilbranche hinterher.

Kärcher: Radikaler Schnitt als Erfolgsrezept

Der Reinigungsgerätehersteller Kärcher demonstriert, wie Transformation gelingt. Mit einem Umsatzplus von 4,6 Prozent (währungsbereinigt fast 8 Prozent) auf 3,5 Milliarden Euro wächst das Unternehmen gegen den Markttrend. Wie „Handelsblatt“ berichtet, macht Kärcher 86 Prozent seines Umsatzes im Ausland – ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. CEO Hartmut Jenner setzt auf drei strategische Hebel: Bereits 2013 entsorgte das Unternehmen seine physischen Großrechner und baute stattdessen digitale Kompetenzen auf. Die IT-Abteilung wuchs von 23 auf 600 Mitarbeiter.

Seit 2019 nutzt der Familienkonzern komplett Google Workspace, und seit 2023 arbeiten laut „Handelsblatt“ rund 80 Prozent der Belegschaft mit KI-Tools. Bemerkenswert ist Jenners Führungsansatz: Er stellte als erster seinen Arbeitsplatz auf Google und Gemini um – als Signal an die Belegschaft. „Man muss einen grundlegenden Einschnitt vornehmen, um wirklich transformieren zu können“, erklärt der CEO. Das Ergebnis: Kärcher wandelt sich vom Gerätehersteller zum Lösungsanbieter mit Services, Finanzierungsoptionen und einer Prozessoptimierungsplattform.

Roche: Kulturwandel durch Querdenken

Der Pharmariese Roche geht einen anderen Weg. Der zweitgrößte Pharmahersteller der Welt hat seine Strategie radikal verschlankt und fokussiert sich auf fünf Therapiegebiete. Bis 2030 sollen 20 neue Medikamente auf den Markt kommen. Parallel dazu läuft eine kulturelle Transformation. Daniel Steiners, Deutschland-Chef von Roche, setzt auf selbstorganisierte Teams ohne starre Hierarchien.

„Es muss nicht jeder in seiner Bahn schwimmen. Entscheidend ist, dass wir unser Ziel erreichen, auch wenn diese Wege einmal quer durchs Becken führen“, erklärt Steiners laut „Handelsblatt“. Das Unternehmen fördert gezielt „Mutausbrüche“ – ein Konzept, das Risikobereitschaft und Lernkultur stärkt. Wie das Blatt weiter berichtet, setzt Roche auf maximale Transparenz. Das Management erklärt regelmäßig politische, wirtschaftliche und regulatorische Entwicklungen, um Spekulationen vorzubeugen. Steiners selbst absolviert dieselben KI-Trainings wie seine Mitarbeiter: „Führungskräfte müssen die Transformation glaubhaft verkörpern, sonst sind sie nicht die richtigen für diesen Weg.“.

DB Cargo: Wenn der Druck von außen kommt

Das Gegenbeispiel liefert DB Cargo. Europas größtes Güterbahnunternehmen mit 30.000 Beschäftigten und 80.000 Waggons schreibt seit über einem Jahrzehnt jährlich dreistellige Millionenverluste. Laut „Handelsblatt“ kostete die marode Staatsbahn die Steuerzahler in den vergangenen zehn Jahren rund 3,5 Milliarden Euro. Erst als die EU-Kommission nach einer Klage eines belgischen Konkurrenten die Dauersubventionierung stoppen wollte, kam Bewegung in die Sache.

Ende 2024 einigten sich Brüssel und DB Cargo auf einen Kompromiss: Der DB-Konzern darf die Verluste seiner Güterbahntochter nicht mehr ausgleichen. Schreibt DB Cargo 2026 weiter Verluste, droht die Zerschlagung. Der Marktanteil von DB Cargo ist seit der Bahnliberalisierung in den 90er-Jahren von fast 100 auf 35 Prozent geschrumpft. „Die Organisation blieb überdimensioniert, ineffizient und träge, weil im Konzernumfeld jede Verkleinerung politisch unerwünscht war“, zitiert „Handelsblatt“ aus dem Vorstand. Erst der Überlebenskampf brachte die Gewerkschaften dazu, einem sozialverträglichen Personalabbau zuzustimmen.

Business Punk Check

Die Transformation deutscher Unternehmen ist kein Wunschkonzert, sondern knallharte Überlebensstrategie. Während Kärcher und Roche proaktiv handeln, reagiert DB Cargo nur auf externen Druck. Der entscheidende Unterschied: Leadership. Kärchers CEO lebt den Wandel vor, Roche fördert Querdenker. Bei DB Cargo fehlt beides.

Die Lehre für den Mittelstand: Transformation braucht radikale Schnitte und kulturellen Wandel – nicht nur technische Upgrades. Wer nur reagiert statt zu agieren, verliert. Die Wirtschaftspolitik muss endlich erkennen: Staatliche Subventionen ohne echte Transformationsanreize sind rausgeworfenes Geld. Erfolgreiche Unternehmen brauchen keine Dauerinfusionen, sondern Freiräume für echten Wandel.

Häufig gestellte Fragen

  • Warum gelingt Transformation bei manchen Unternehmen, während andere scheitern?
    Erfolgreiche Transformation braucht drei Elemente: klare Führung mit Vorbildfunktion, radikale Schnitte statt Stückwerk und eine Kultur, die Veränderung belohnt statt bestraft. Kärcher und Roche zeigen, dass der CEO selbst vorangehen muss, während DB Cargo erst unter Existenzdruck handelt.
  • Welche konkreten Maßnahmen sollten mittelständische Unternehmen jetzt ergreifen?
    Mittelständler sollten einen radikalen Digitalisierungsplan entwickeln, der nicht nur Technologie, sondern auch Geschäftsmodelle umfasst. Kritisch ist dabei, dass die Führungsebene den Wandel vorlebt und klare Schnitte macht – etwa durch komplette Umstellung auf Cloud-Lösungen und KI-Integration in den Arbeitsalltag aller Mitarbeiter.
  • Wie wirkt sich die aktuelle Wirtschaftspolitik auf die Transformationsfähigkeit aus?
    Die aktuelle Politik bremst Transformation oft mehr als sie hilft. Statt Dauersubventionen für träge Strukturen brauchen Unternehmen Freiräume für echten Wandel. Regulatorische Entlastung und gezielte Förderung von Digitalisierungsvorhaben würden mehr bewirken als das Aufrechterhalten überholter Geschäftsmodelle.
  • Welche Rolle spielt die Unternehmenskultur bei erfolgreicher Transformation?
    Entscheidend ist eine Kultur, die Risiken belohnt und Experimente fördert. Roches „Mutausbrüche“-Konzept zeigt, wie psychologische Sicherheit Innovation fördert. Unternehmen sollten hierarchiefreie Räume schaffen und Querdenken aktiv fördern, statt nur Prozessoptimierung zu betreiben.

Quellen: „Handelsblatt“, „Kearney“