Digitale Abhängigkeit: Warum Europa sein eigenes PayPal braucht

Nach dem Ausfall der PayPal-Sicherheitssysteme blockierten deutsche Banken Transaktionen in Milliardenhöhe. Der Vorfall befeuert die Debatte um eine europäische Alternative zum US-Zahlungsriesen.

Die Zahlen sind alarmierend: Zahlungen im Wert von zehn Milliarden Euro mussten deutsche Banken kürzlich blockieren, nachdem die Sicherheitssysteme von PayPal komplett versagten. Der Zahlungsdienstleister, den rund 30 Millionen Menschen in Deutschland nutzen, gerät damit ins Zentrum einer wirtschaftspolitischen Debatte.

Die Frage: Braucht Europa endlich eine eigene digitale Zahlungsinfrastruktur?

Sicherheitspanne mit Ansage

Was genau war passiert? Nach Informationen von „Bild“ fielen Ende vergangener Woche die Betrugserkennungssysteme von PayPal aus. In der Folge reichte der Zahlungsdienstleister sämtliche Lastschriften ungeprüft bei den Banken ein – ein massives Sicherheitsrisiko. Deutsche Geldhäuser reagierten prompt und blockierten die verdächtigen Transaktionen.

„Dass das Betrugserkennungssystem bei PayPal ausgefallen ist, ist als ein schwerwiegender Sicherheitsmangel des Zahlungsdienstleisters zu bewerten“, so IT-Experte Dennis Kipker laut „Tagesschau“. Ein solcher Vorfall dürfe bei einem Anbieter dieser Größenordnung schlichtweg nicht passieren. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) bestätigte, dass die Vorfälle „erhebliche Auswirkungen auf den Zahlungsverkehr in ganz Europa und insbesondere auch in Deutschland“ hatten. Wie „Deutschlandfunk“ berichtet, beschäftigt sich mittlerweile auch die Bundesfinanzaufsicht BaFin mit dem Ausfall.

Geopolitische Dimension des digitalen Zahlungsverkehrs

Die Störung offenbart ein tieferliegendes Problem: Europas gefährliche Abhängigkeit von US-amerikanischen Zahlungsdienstleistern. Die Grünen-Europaabgeordnete Cavazzini brachte es laut „Deutschlandfunk“ auf den Punkt: Angesichts der US-Dominanz über globale Zahlungsdienstleistungen seien europäische Alternativen „auch geopolitisch unabdingbar“. Diese Einschätzung teilen mittlerweile Politiker aller Parteien.

Die verbraucherpolitische Sprecherin der Unions-Fraktion, Hierl, erklärte, der Ausfall mache deutlich, „wie verletzlich der Zahlungsverkehr sei, wenn zu wenige Anbieter den Markt prägten“. Ihre SPD-Kollegin Wegge forderte deutsche und europäische Banken auf, Angebote zu entwickeln, die PayPal in Komfort und Sicherheit ebenbürtig seien.